Post-COVID äußert sich klinisch ziemlich vielfältig, unter anderem durch Schädigung des Nierengewebes. Bei Erwachsenen bereits gut beschrieben, war die Studienlage bei Kindern noch unklar – bis jetzt.
Die Post-COVID-19-Erkrankung beschreibt anhaltende oder neu auftretende Symptome nach einer SARS-CoV-2-Infektion, die nicht durch andere Ursachen erklärbar sind. Laut der WHO-Definition von 2021 tritt die Erkrankung meist etwa drei Monate nach der akuten Erkrankung auf, wobei die Symptome mindestens zwei Monate andauern. Zu den häufigsten Symptomen zählen Müdigkeit, Atemnot und kognitive Störungen. Bei Kindern (Definition von 2023) können diese Symptome zu Veränderungen im Essverhalten, in der schulischen Leistung oder im Sozialverhalten führen. Die Symptome können schwanken oder wiederkehren und den Alltag erheblich beeinträchtigen.
Es ist bereits gut untersucht, dass im Rahmen von Post-COVID bei Erwachsenen Nierenschädigungen auftreten. Eine Studie von Bowe et al. zeigte anhand von Daten des US-Veteranenministeriums, dass COVID-19-Infizierte ein erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen ab dem 30. Tag nach Infektion aufwiesen – darunter akutes Nierenversagen (AKI), Abnahmen der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) bis hin zu Dialyse oder Transplantation.
Im Gegensatz dazu war der Forschungsstand bei Kindern bisher lückenhaft. Kleine Stichprobengrößen, kurze Nachbeobachtungszeiten und begrenzte Endpunkte erschwerten klare Aussagen. Nun liefert eine neue US-amerikanische Kohortenstudie im Rahmen der NIH-Initiative „RECOVER“ entscheidende Erkenntnisse. Die Studie untersuchte fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche unter 21 Jahren zwischen März 2020 und Mai 2023. Sie verglich Kinder mit und ohne COVID-19-Infektion und analysierte das Auftreten chronischer Nierenerkrankungen, Rückgänge der eGFR sowie schwerer kombinierter Nierenereignisse.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern mit einem leicht erhöhten Risiko für eine neu auftretende chronische Nierenerkrankung (CKD) im Stadium 2 (HR 1,17) und Stadium 3 (HR 1,35) verbunden ist. Besonders gefährdet waren Kinder mit vorbestehender CKD oder einer AKI während der akuten Phase. Hier zeigte sich ein signifikant erhöhtes Risiko für schwere Nierenerkrankungen – etwa ein Rückgang der Nierenfunktion oder die Notwendigkeit einer Dialyse – innerhalb von 90 bis 179 Tagen nach der Infektion.
Diese Studie ist ein bedeutender Schritt in der Erforschung postakuter COVID-19-Folgen bei Kindern. Sie schließt eine wichtige Wissenslücke und unterstreicht die Notwendigkeit langfristiger Nachsorge, insbesondere bei vorerkrankten Kindern. Im Unterschied zu Erwachsenen zeigen Kinder meist mildere Verläufe der akuten COVID-19-Erkrankung, was jedoch nicht bedeutet, dass Langzeitfolgen ausgeschlossen sind.
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