Primärarztsystem: Es braucht keine Überweisungsmaschinen
Bereits im Vorfeld des Ärztetages hatte es den ersten Paukenschlag gegeben: Nach einer intensiven Diskussion segnete die KBV-Vertreterversammlung den Entwurf zur Steuerung der ambulanten Versorgung ab. Zentrales Element des Papiers: Nicht nur Hausärzte sollen die Koordinierung und Erstanlaufstelle sein, sondern auch Kinderärzte, Gynäkologen und Internisten. Darüber hinaus soll es Ausnahmen für chronisch Kranke geben. Personen, die nicht gesteuert werden wollen, wird zudem die 116 117 als Vermittlungsstelle für Facharzttermine angeboten – für jeden etwas. „Gleichzeitig vermitteln wir die klare Botschaft, dass es mehr Rationalität und Verbindlichkeit für alle bedarf, wenn das System auch künftig gut für alle funktionieren soll“, appelliert KBV-Chef Dr. Andreas Gassen auch an Patienten.
Die Wünsch-dir-was-Steuerung stieß unterdessen insbesondere bei Hausärzten nicht auf Gegenliebe. Die zahlreichen Ausnahmen und alternativen Versorgungspfade würden keine klaren Strukturen schaffen. Hausärzte seien als Generalisten dafür ausgebildet, die meisten Anliegen selbst zu behandeln – dieser Grundgedanke werde im Papier ignoriert. „Ein Primärarztsystem ist keine simple Überweisungsmaschine. [...] Das Ende vom Lied wird sein, dass nur ein kleiner Teil der Patientinnen und Patienten wirklich von den Vorteilen eines Primärarztsystems profitieren würde“, so HÄV-Vorsitzende Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth.
Ob und wie die Politik ohnehin den großen Trumpf der Hausärzte nutzt und das System der hausarztzentrierten Versorgung implementiert, darf nun mit Spannung erwartet werden. Immerhin kann man hier auf Fundament von mehr als 10 Millionen Patienten und 16.000 angeschlossenen Praxen bauen. Dies auszuklammern, wäre vermutlich ein neuer Meilenstein der Ineffizienz. |