Millionen Menschen leider unter einer nichtalkoholischen Fettleber – und laufen damit Gefahr, eine Leberzirrhose zu entwickeln. Wie ein Hormon in Zukunft bei der Vorbeugung helfen könnte.
Die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) betrifft weltweit Millionen Menschen. Sie kann still verlaufen, aber auch zur Steatohepatitis (MASH), Fibrose und letztlich zur Zirrhose führen. Die therapeutischen Optionen? Bisher ziemlich begrenzt. In den letzten Jahren rückte daher FGF21 in den Fokus – ein Hormon, das den Leberstoffwechsel reguliert und inzwischen als Wirkstoffbasis für neue Medikamente in Phase-III-Studien dient. Was bisher fehlte: eine klare Antwort auf die Frage, wie genau es eigentlich wirkt.
Die neue Studie, erschienen in Cell Metabolism, zeigt nun: Der eigentliche Dirigent sitzt nicht in der Leber, sondern im Kopf, genauer gesagt im Hypothalamus. Im Mausmodell bewirkte FGF21, dass bestimmte Neuronen im paraventrikulären Nukleus aktiviert wurden. Diese wiederum schickten über den Vagusnerv Signale zurück an die Leber – mit erstaunlichen Effekten: weniger Fett, weniger Entzündung, weniger Fibrose. Und das, obwohl die Mäuse weiter eine ungesunde Diät bekamen.
Der Großteil der Wirkung lief übers Gehirn. Aber auch die direkte Wirkung auf die Leber – zum Beispiel zur Cholesterinsenkung – spielte eine Rolle. Zusammengenommen ergibt sich eine doppelte Wirkungsschleife: zentralnervöse Steuerung und periphere Signalweitergabe. Wurde der Nervus vagus blockiert oder zentrale Rezeptoren ausgeschaltet, fiel der positive Effekt praktisch weg. Ohne Hirnsignal keine Heilung.
FGF21 erinnert damit an GLP-1 – auch ein peripheres Hormon, das über das Gehirn wirkt. Die Parallelen sind auffällig: Beide regulieren Appetit, Glukosestoffwechsel und Körperfett, beide werden inzwischen für Stoffwechsel- und Lebererkrankungen getestet. Der Unterschied: Während GLP-1 eher beim Abnehmen hilft, scheint FGF21 direkt in der Leber aufzuräumen.
Die Studie liefert starke mechanistische Daten, bleibt aber ein Tierexperiment. Ob das auch beim Menschen funktioniert, wird sich in den laufenden klinischen Studien zeigen. Immerhin: Die bisherigen Ergebnisse mit FGF21-Analoga wie Efruxifermin und Pegozafermin sind vielversprechend. Was die neue Arbeit auf jeden Fall liefert: ein besseres Verständnis der biologischen Grundlagen – und einen klaren Hinweis darauf, dass künftige Therapien nicht nur an der Leber ansetzen sollten, sondern auch am Gehirn.
FGF21 ist mehr als ein simpler Leber-Booster. Das Hormon agiert als smarter Stoffwechselregulator – mit einem Draht direkt ins Gehirn. Die neue Studie zeigt, wie zentral diese neuronale Achse für die Rückbildung der Fettleber ist. Wer künftig NAFLD behandeln will, sollte also auch das ZNS im Blick behalten.
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