Glucosamin, Kollagen und Chondroitin werden häufig von Patienten mit Meniskus-Schäden verlangt. Wann ihr Einsatz sinnvoll ist – und wann nicht.
Die Menisken in den Kniegelenken haben wichtige Aufgaben: Sie sorgen mit ihrer Form für eine widerstandsarme Roll-Gleitbewegung der abgerundeten Femurkondylen auf dem fast planen Tibiaplateau, sie dämpfen die Stoßbelastungen der beteiligten Knorpelflächen, haben eine wichtige Funktion bei der Propriozeption und sie stabilisieren und führen die Gelenkmechanik. Sie bestehen zu 72 % aus Wasser und zu 28 % aus bradytrophem Faserknorpel mit extrazllulärer Matrix und Zellen. Die organischen Anteile setzen sich mit 75 % aus Kollagenfasern, 17 % Glykosaminoglykanen und 2 % DNA zusammen. Elastin und Adhäsionsglykoproteine sind mit jeweils unter 1 % vertreten.
Bei den Kollagenfasern wird zwischen Typ I und II unterschieden. Kollagen Typ I ist reich an den Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin und bildet extrazellulär faserige Quervernetzungen mit hoher Zugfestigkeit. Kollagen Typ II ist geringer vorhanden und enthält Chondroitinsulfat und Hyaluronsäure.
Schäden an den Menisken kommen in jedem Lebensalter vor. Während in jüngeren Jahren eher traumatische Meniskusrisse auftreten, sind es in höherem Lebensalter überwiegend degenerative Veränderungen, die zu Beschwerden führen. Nicht wenige Patienten mit Kniegelenkschmerzen nehmen Nahrungsergänzungsmittel mit Glucosamin und Chondroitin ein, ohne dass eine Differenzierung zwischen Gonarthrose und Meniskopathie erfolgt.
Gibt man die beiden Begriffe Glucosamin und Chondroitin gemeinsam bei Google ein, erhält man für den deutschsprachigen Raum 285.000 Treffer, natürlich angeführt von gesponserten Produkten. Wissenschaftliche Studien zu den Präparaten gibt es kaum, eher sogenannte Anwendungsbeobachtungen.
Im Januar 2025 wurde von Genç et al. eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 32 Probanden mit Meniskopathie veröffentlicht. Alle Probanden waren zwischen 35 und 65 Jahre alt und hatten Meniskusrisse ersten und zweiten Grades (Einteilung nach Fischer). 15 von ihnen erhielten acht Wochen lang täglich 5,2 g Maltodextrin als Placeboprodukt, das durch gleichen Süßstoff denselben Geschmack hatte wie das Verumprodukt, genauso aussah und dieselbe Konsistenz aufwies.
Beim Verumprodukt handelte es sich um Naturagen® 4 Joint, hergestellt in der Türkei mit Registrierung bei der US-amerikanischen Food and Drug Administration. Täglich wurde der Inhalt eines Beutels in 200 ml Wasser aufgelöst und getrunken. Er enthielt 2 g PROFIN®-Rinderkollagenpeptide Typ I und Typ III, 1,5 g Glucosaminsulfat, 750 mg Chondroitinsulfat, 500 mg Methylsulfonylmethan, Apfelsäure, Zitronenaroma, Calcium-L-Ascorbat, 100 mg Hyaluronsäure, Maltodextrin, 50 mg Weihrauchextrakt, 40 mg hydrolysiertes Hühnerkollagen Typ II, Siliciumdioxid, Steviolglykoside und 100 mg Vitamin C.
Bei allen Probanden wurden vor und nach acht Wochen acht Indizes erhoben und sieben praktische Funktionstests durchgeführt und ausgewertet. Das Ergebnis: In der Verumgruppe gab es statistisch signifikante positive Auswirkungen auf Schmerzen, Lebensqualität, Kinesiophobie (Angst vor körperlicher Bewegung) sowie Fußfunktionswerte und Beinkraft.
Die Autoren weisen darauf hin, dass sich neben Kollagen auch andere Inhaltsstoffe des Produkts günstig auf das Studienergebnis ausgewirkt haben können. Eine Differenzierung der Ergebnisse oder Zuordnung zu einzelnen Produktbestandteilen ist nicht möglich. Um eine Aussage darüber treffen zu können, müsste jeder Inhaltsstoff einzeln in einer Studie überprüft werden. Aber selbst dann fehlten noch Aussagen zu möglichen Interaktionen mehrerer Stoffe gemeinsam. Diese Aufgaben dürften wegen fehlender Umsetzbarkeit kaum gelöst werden – so wird es zukünftig bei Einzelstudien bleiben. Auf dem deutschen Markt werden Kollagenpulver unterschiedlicher Zusammensetzung angeboten; wissenschaftliche Studien zu den einzelnen Präparaten gibt es nicht.
In Deutschland werden bei Gonarthrose häufig Glucosamin und Chondroitin-Präparate eingenommen. Bei Meniskopathien werden überwiegend die Schmerzmittel Diclofenac und Ibuprofen empfohlen. Kniebandagen können zu einer mechanischen Teilentlastung beitragen, Physiotherapie hilft bei der Verbesserung von Beweglichkeit und muskulärer Gelenkstabilisierung. Für eine ursachenbezogene Behandlung muss zunächst die Diagnose gesichert werden.
An erster Stelle steht die klinische Untersuchung mit Prüfung der typischen Meniskuszeichen wie Steinmann I und II, Payr, Apley, McMurray und Böhler. Sonografie- und Röntgenuntersuchungen erfassen nicht alle anatomischen Strukturen, so dass eine Kernspintomografie des Kniegelenks als bildgebende Standarduntersuchung gilt. Bestätigen die Aufnahmen einen Meniskusschaden, sind verschiedene Behandlungsmöglichkeiten abzuwägen – diese hängen von der Lage, der Form und vom Ausmaß der Meniskusläsion ab.
Eine konservative Behandlung ist zu bevorzugen, wenn das Kniegelenk frei beweglich ist und der Meniskusschaden den Gelenkknorpel nicht wesentlich durch erhöhten Abrieb abnutzt und eine vorzeitige Arthrose nicht zu erwarten ist. Drei Studien von Gauffin, Herrlin und Katz ergaben 2013, dass bei 17 bis 35 % der Patienten ein konservativer Behandlungsversuch innerhalb von 6 bis 12 Monaten scheiterte und eine Operation durchgeführt wurde. Teile eines rupturierten Meniskus können dislozieren und eine Gelenkblockade verursachen. Repositionsversuche gelingen oft nicht dauerhaft, so dass ein operativer Eingriff mittels Arthroskopie erforderlich wird. Bei günstiger Lage der Meniskusläsion kann der Versuch einer Meniskusnaht unternommen werden. Ist diese nicht möglich, erfolgt eine Resektion der eingerissenen und instabilen Meniskusanteile.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass viele Einschränkungen für eine konservative Behandlung eines Meniskusschadens bestehen. Sind die Bedingungen für einzelne Patienten aber günstig, kann ein entsprechender Therapieversuch unternommen werden. Inwieweit Nahrungsergänzungsmittel mit Kollagen, Glucosamin und Chondroitin den Verlauf günstig beeinflussen, ist durch Studien bisher nicht ausreichend belegt.
Herrlin et al.: Is arthroscopic surgery beneficial in treating non-traumatic, degenerative medial meniscal tears? A five year followup. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc, 2012. doi: 10.1007/s00167-0121960-3
Katz et al.: Surgery versus Physical Therapy for a Meniscal Tear and Osteoarthritis. N Engl J Med, 2013. doi: 10.1056/NEJMoa1301408
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