Am 12. Mai 2025 ist der internationale Fibromyalgie-Tag. Die globale Initiative soll für die komplexe, chronische Erkrankung Fibromyalgie sensibilisieren, an der in Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen leiden. Der Fibromyalgie-Tag soll Aufklärung schaffen, über die Herausforderungen, mit denen Betroffene häufig konfrontiert sind sowie eine bessere Versorgung fördern. Dr. Matthias Giesel, Facharzt für Anästhesiologie und Schmerzspezialist vom Hospitalverbund MVZ Soest, berichtet von seinen Erfahrungen in Bezug auf die Diagnose und Therapie von Fibromyalgie-Patient:innen und beleuchtet dabei den Einsatz von Medizinalcannabis bei dieser multifaktoriellen Erkrankung.
Der Fibromyalgie-Tag ist eine globale Initiative, die jährlich am 12. Mai stattfindet. Es schafft Aufmerksamkeit für diese chronische Schmerzerkrankung, die häufig erst nach einer langen Leidenszeit der Patient:innen diagnostiziert wird oder teilweise gar nicht erkannt wird. „Die klassischen Symptome sind Schmerzen an verschiedenen Körperstellen, diese werden von Patientinnen und Patienten häufig als unerträgliche muskelkaterartige Schmerzen beschrieben, teilweise auch elektrisierend. Häufig sind auch Schlafstörungen, vegetative Syndrome, Reizdarmsyndrome, Konzentrationsschwäche, der sogenannte „Fibro-Nebel“ sowie Depression und Angststörung vorhanden“, so Dr. Giesel auf dem Circle of Experts, veranstaltet von der Four 20 Pharma GmbH. Die Fibromyalgie gehört mit einer Prävalenz von 1,4 bis 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung zu einer der häufigen Schmerzerkrankungen.[1] Es sind hauptsächlich Frauen mit einem Erkrankungsgipfel um das 40. bis 60. Lebensjahr betroffen.
Bevor die klinische Diagnose gestellt werden kann, muss eine Reihe an Differentialdiagnosen, wie z. B. Tendopathien, Rheumatoide Arthritis, Polimyositis, psychosomatische- sowie Hormonerkrankungen durch körperliche sowie laborchemische Untersuchungen ausgeschlossen werden. Die Diagnose basiert auf den folgenden drei Kriterien:[2]
Somatische Begleiterkrankungen erschweren häufig die Diagnose zusätzlich. Daher vergehen durchschnittlich 16 Jahre, bis die Diagnose Fibromyalgie gestellt werden kann.
Cannabinoide können einen Einfluss auf das Endocannabinoidsystem (ECS) ausüben, indem sie an die Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2 binden. Das ECS ist für das physiologische Gleichgewicht im Körper verantwortlich und somit auch eine Schlüsselkomponente für die Schmerzwahrnehmung. „Cannabis kann dem Endocannabinoidsystem dabei helfen, eine Homöostase herzustellen, sodass der Körper den Schmerz wieder „verlernt“. Es wirkt antientzündlich, stimmungsstabilisierend und analgetisch. Auch die Schlafstörung wird durch Medizinalcannabis häufig positiv beeinflusst.“ so Dr. Giesel. Es gebe erstaunlich viele Parallelen zwischen der Wirkung von Cannabis und den Symptomen von Fibromyalgie. Daher schaue er sich den Symptomkomplex und nicht das Krankheitsbild an. Zahlreiche Studien zeigen, dass Medizinalcannabis bei Fibromyalgie-Patient:innen wirken kann.[3],[4],[5],[6] Laut Dr. Giesel sei die Qualität der Studien schwer zu beurteilen, da es keinen Marker für Fibromyalgie gibt, mit der die Krankheitsaktivität gemessen werden kann.
Eine weibliche, 47-jährige Patientin mit klassischer Fibromyalgie-Symptomatik und den Begleiterkrankungen Myogelose der Schulter-Nacken-Muskulatur, zervikaler Bandscheibenprolaps und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hat die leitliniengerechte Therapie mit Morphin und Pregabalin nicht vertragen. Sie zeigte eine allergische Reaktion auf Morphin aufgrund einer Histaminintoleranz und der Einsatz von Pregabalin verursachte massiven Juckreiz.
Ihre Therapie wurde auf ein ausgeglichenes Cannabisextrakt (THC/CBD) umgestellt. Unter der Therapie mit Medizinalcannabis haben sich die Schmerzen (von 7 auf 3)*, die Schlafstörung (von 8 auf 4) sowie die depressive Verstimmung (von 7 auf 4) deutlich verbessert.
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*Veränderung vor CAM Therapie zu unter CAM Therapie. Auswirkung auf die Lebensqualität; 0=keine 10=stärkste negative.
[1] Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) https://www.dgschmerzmedizin.de/versorgung/dgs-praxisleitfaden/dgs-praxisleitfaden-fibromyalgie/
[2] Wolfe F, Clauw DJ, FitzCharles M, Goldenerberg D, Häuser W, Katz RS, Russell IJ, Mease PJ, Russell A, Walitt B. 2016 Revisions to the 2010/2011 Fibromyalgia Diagnostic Criteria [abstract]. Arthritis Rheumatol. 2016; 68 (suppl 10). https://acrabstracts.org/abstract/2016-revisions-to-the-20102011-fibromyalgia-diagnostic-criteria/. Accessed May 8, 2025.
[3] Sagy I, Bar-Lev Schleider L, Abu-Shakra M, Novack V. Safety and Efficacy of Medical Cannabis in Fibromyalgia. J Clin Med. 2019 Jun 5;8(6):807. doi: 10.3390/jcm8060807. PMID: 31195754; PMCID: PMC6616435.
[4] Sumpton JE, Moulin DE. Fibromyalgia. Handb Clin Neurol. 2014;119:513-27. doi: 10.1016/B978-0-7020-4086-3.00033-3. PMID: 24365316.
[5] Skrabek RQ, Galimova L, Ethans K, Perry D. Nabilone for the treatment of pain in fibromyalgia. J Pain. 2008 Feb;9(2):164-73. doi: 10.1016/j.jpain.2007.09.002. Epub 2007 Nov 5. PMID: 17974490.
[6] Strand NH, Maloney J, Kraus M, Wie C, Turkiewicz M, Gomez DA, Adeleye O, Harbell MW. Cannabis for the Treatment of Fibromyalgia: A Systematic Review. Biomedicines. 2023 Jun 2;11(6):1621. doi: 10.3390/biomedicines11061621. PMID: 37371716; PMCID: PMC10295750.