Aus einer aktinischen Keratose wird nicht selten Hautkrebs – das gilt es zu verhindern. Welches bislang unbekannte Potenzial in der HPV-Impfung schlummern könnte, lest ihr hier.
Die aktinische Keratose gilt als eine der häufigsten präkanzerösen Hautveränderungen in Europa. Klassische Behandlungen wie Kryotherapie oder topische Zytostatika stehen seit Langem zur Verfügung. Doch gerade neuere Ansätze, etwa die HPV-Impfung, eröffnen spannende Perspektiven, denn erste Studien zeigen, dass sie nicht nur gegen Virusinfektionen, sondern auch gegen aktinische Keratosen wirksam sein könnte. Werfen wir einen aktuellen Blick auf die Pathogenese, bewährte und neue Therapieoptionen sowie den möglichen Einfluss der HPV-Impfung.
Die aktinische Keratose (AK) ist eine chronische, durch übermäßige Sonnenexposition verursachte Hauterkrankung, die vor allem bei älteren Menschen mit heller Haut (Fitzpatrick-Typ I und II) auftritt. Sie manifestiert sich als raue, schuppige, erythematöse Papeln oder Plaques auf sonnenexponierten Arealen wie Gesicht, Kopfhaut, Händen und Unterarmen. AK gilt als prämaligne Läsion, da sie das Potenzial besitzt, in ein invasives Plattenepithelkarzinom (iSCC) überzugehen. Die Prävalenz der AK nimmt weltweit zu, was sie zur häufigsten Form von in-situ-Karzinomen der Haut macht und erhebliche sozioökonomische Kosten verursacht.
Die Entstehung der AK ist multifaktoriell. Zu den wichtigsten Mechanismen zählen oxidative Schäden, Immunsuppression, chronische Entzündungen, gestörte Zellproliferation und Apoptose, Mutagenese sowie die Beteiligung von humanen Papillomaviren (HPV). Insbesondere bei immunsupprimierten Patienten und chronisch UV-exponierten Personen ist das Risiko erhöht. HPV wird als ein zusätzlicher Faktor in der Pathogenese diskutiert, da virale Genprodukte in AK- und Keratinozytenkarzinomen nachgewiesen wurden.
Die Therapie der AK ist essenziell, um die Progression zum invasiven Karzinom zu verhindern. Zu den etablierten Behandlungsoptionen zählen:
Kombinationstherapien können die Therapiedauer verkürzen und Nebenwirkungen reduzieren.
Neuere Studien und Fallserien deuten darauf hin, dass die HPV-Impfung, insbesondere mit dem 9-valenten Impfstoff, einen signifikanten Einfluss auf die Reduktion der AK-Belastung haben kann. In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie (VAXAK-Studie) an immunkompetenten Patienten mit multiplen AK-Läsionen führte die HPV-Impfung zu einer signifikant stärkeren Reduktion der AK-Anzahl im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach zwölf Monaten zeigte sich eine mediane Reduktion der AK um 58 % in der Impfgruppe gegenüber 47 % in der Placebogruppe. Auch die Anzahl dicker AK war in der Impfgruppe niedriger. Die Impfung wurde gut vertragen.
Eine Fallserie mit zwölf Patienten zeigte eine durchschnittliche Reduktion der AK-Belastung um 85 % innerhalb von zwölf Monaten nach HPV-Impfung, wobei die Patienten weiterhin konventionelle Therapien erhielten. Die Hauterscheinungen verbesserten sich sichtbar und es traten keine Nebenwirkungen auf.
Ein Einzelfallbericht beschreibt eine Patientin mit sehr hoher AK-Belastung, bei der nach HPV-Impfung ein dramatischer Rückgang der Läsionen beobachtet wurde. Die Autoren vermuten, dass die Impfung entweder direkt gegen in den Läsionen vorhandene HPV-Typen wirkt oder eine Kreuzprotektion gegen andere HPV-Typen bietet.
Die HPV-Impfung richtet sich primär gegen α-HPV-Typen, während in der Haut vor allem β-HPV-Typen vorkommen. Es wird jedoch angenommen, dass die Impfung durch die Induktion einer humoralen Immunantwort auch eine Wirkung auf β-HPV entfalten kann, möglicherweise durch Kreuzreaktivität der L1- und L2-Kapsidproteine. Die genaue Rolle von HPV in der Pathogenese der AK ist weiterhin Gegenstand der Forschung, aber die bisherigen klinischen Beobachtungen sprechen für einen therapeutischen Nutzen der Impfung bei ausgewählten Patienten.
Die HPV-Impfung könnte zukünftig als ergänzende Therapieoption bei Patienten mit hoher AK-Belastung und chronisch-rezidivierendem Verlauf in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn konventionelle Therapien nicht ausreichend wirksam sind. Die bisherigen Daten stammen jedoch überwiegend aus Fallserien und einer randomisierten Studie mit begrenzter Teilnehmerzahl. Weitere groß angelegte Studien sind notwendig, um die Wirksamkeit und den Stellenwert der HPV-Impfung in der AK-Therapie zu bestätigen.
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung aktinischer Keratosen bleibt der konsequente Schutz vor UV-Strahlung. Hierzu gehört:
Ein frühzeitiger Schutz und regelmäßige Vorsorge können nicht nur die Entstehung aktinischer Keratosen verhindern, sondern auch das Risiko für die Entwicklung von invasiven Hautkarzinomen deutlich reduzieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktinische Keratose eine häufige, potenziell prämaligne Hauterkrankung ist, deren Behandlung und Prävention von großer Bedeutung sind. Neben etablierten Therapien rückt die HPV-Impfung als potenziell wirksame Zusatzoption in den Fokus, insbesondere bei Patienten mit multiplen oder therapieresistenten Läsionen. Die bisherigen klinischen Daten zeigen eine deutliche Reduktion der AK-Belastung nach HPV-Impfung, wobei die Behandlung gut vertragen wird. Dennoch ist die Evidenzlage noch begrenzt und weitere Forschung ist erforderlich, bevor eine generelle Empfehlung ausgesprochen werden kann. Doch auch wenn es sich derzeit um eine Off-Label-Anwendung handelt, könnte die HPV-Impfung bei Patienten mit multiplen oder therapierefraktären AK eine ergänzende Option darstellen.
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