Kaffee wirkt sich auf die Gesundheit aus – meistens positiv. Dafür muss man allerdings wissen, wie man den beliebten Wachmacher richtig trinkt. Warum gerade Ärzte es oft falsch machen.
Koffein ist weltweit das am häufigsten konsumierte psychoaktive Stimulans und wird in Getränken wie Kaffee, Tee und Energydrinks konsumiert. Es ist bekannt für seine wachmachende Wirkung – die machen sich auch so manche Ärzte und Apotheker zunutze. Da sie wegen Notdiensten bisweilen auch spät in der Nacht arbeiten und hundertprozentig funktionieren müssen, greifen sie dann noch spätabends oder gar nachts zur Tasse. Dass durchzechte Nächte nicht gesundheitsförderlich sind, ist bekannt. Aber, verstärkt der späte Koffein-Konsum diesen Effekt noch?
Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob der Zeitpunkt des Kaffeekonsums das Sterblichkeitsrisiko beeinflusst. Dabei werden zwei Kaffeetrink-Muster unterschieden:
Die Analyse von Daten aus der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) mit über 40.000 Teilnehmern zeigte, dass der Morgen-Kaffeetyp ein geringeres Risiko für Gesamt- und Herz-Kreislauf-bedingte Mortalität aufweist als Nicht-Kaffeetrinker – das galt jedoch nicht für den all-day-type. Zudem zeigte sich, dass eine höhere Kaffeeaufnahme nur bei den Morgen-Trinkern mit einer niedrigeren Gesamtmortalität assoziiert war.
Erklären ließe sich das damit, dass Kaffee am Morgen mit dem natürlichen circadianen Rhythmus besser harmoniert und späterer Kaffeekonsum den Schlaf und hormonelle Prozesse stören könnte. Wer den Wachmacher den ganzen Tag und noch abends in Vorbereitung auf einen Dienst trinkt, profitiert also nicht mehr in der Weise vom positiven Effekt und hat ein höheres Mortalitätsrisiko als morgendliche Kaffeetrinker, die ihren circadianen Rhythmus abends nicht durch Koffeinkonsum durcheinander bringen.
Die gesundheitsfördernde Kaffee-Wirkung bezieht sich auch nicht nur auf die Gesamt- und Herz-Kreislauf-bedingte Mortalität. Auch das Diabetes-Risiko kann bei Kaffeetrinkern geringer sein. Auch hier gibt es allerdings einen Haken: Um das Diabetes-Risiko zu senken, spielt es eine Rolle, wie der Kaffee genossen wird. Wissenschaftler untersuchten, ob das Hinzufügen von Zucker, künstlichen Süßstoffen, Sahne oder nicht-milchhaltigem Kaffeeweißer die bekannte inverse Assoziation zwischen Kaffeekonsum und dem Risiko für Typ-2-Diabetes (T2D) beeinflusst.
Dazu nutzten sie Daten aus drei großen prospektiven US-Kohortenstudien:• Nurses’ Health Study (NHS, 1986–2020)• Nurses’ Health Study II (NHS II, 1991–2020)• Health Professionals Follow-up Study (HPFS, 1991–2020)
Kaffeekonsum, Zusatzstoffverwendung und Diabetes-Inzidenz wurden anhand validierter Fragebögen erfasst. Als Ergebnis stellten sie fest, dass während 3.665.408 Personenjahren 13.281 Fälle von Typ-2-Diabetes dokumentiert wurden. Jede zusätzliche Tasse Kaffee ohne Zusatzstoffe war mit einem um 10 % niedrigeren T2D-Risiko assoziiert. Das Risiko blieb unverändert, wenn Sahne hinzugefügt wurde. Die inverse Assoziation wurde abgeschwächt, wenn Zucker verwendet wurde. Auch künstliche Süßstoffe zeigten eine ähnliche, abschwächende Wirkung. Bei Verwendung von Kaffeeweißer wurde ebenfalls eine Abschwächung beobachtet, allerdings war der Effekt statistisch nicht signifikant.
Somit lässt sich auf dieser Untersuchung basierend sagen, dass das regelmäßige Trinken speziell von schwarzem Kaffee mit einem verringerten Risiko für T2D assoziiert ist. Wer den Kaffee schwarz nicht mag und dennoch vom Schutzeffekt profitieren möchte, greift anstelle von Zucker oder Süßungsmitteln besser zur Sahne.
Noch komplizierter wird es, wenn der ideale Kaffee-Nutzen bis auf die Art der Kaffeezubereitung hinuntergebrochen wird. In einer Studie wurde untersucht, welchen Einfluss diese jeweils auf das kardiovaskuläre Risiko, Herzrhythmusstörungen und die Gesamtsterblichkeit haben. Es zeigte sich, dass bei Herzrhythmusstörungen der Konsum von einer bis fünf Tassen pro Tag von gemahlenem oder Instantkaffee das Risiko für Arrhythmien reduzierte. Entkoffeinierter Kaffee zeigte keinen Effekt.
Wenn es um kardiovaskuläre Erkrankungen geht, waren alle Kaffeearten – entkoffeiniert, gemahlen und instant – mit einem geringeren Risiko für koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Schlaganfall assoziiert. Der stärkste Schutzeffekt trat bei zwei bis drei Tassen pro Tag auf. Der Konsum von zwei bis drei Tassen täglich war auch mit der geringsten Gesamtsterblichkeit verbunden, unabhängig davon, ob der Kaffee Koffein enthielt oder nicht.
Was sagt uns das? Um die positiven Effekte des Koffeins optimal zu nutzen und negative Auswirkungen zu vermeiden, beschränken Kaffeeliebhaber den Koffeinkonsum am besten auf die frühen Tageszeiten. Ein moderater Konsum von etwa drei Tassen Kaffee täglich – am besten schwarz oder mit Sahne genossen – kann gesundheitliche Vorteile bieten.
Der Konsum am Abend sollte vermieden werden sollte, um Schlafstörungen und eine Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus zu verhindern. Bei Schichtarbeitern und Ärzten oder Apothekern im Notdienst lässt sich das freilich so nicht immer umsetzen. Angesichts des Stresses und der anderen negativen Effekte von Schichtarbeit und durchgearbeiteten Nächten ist die Koffeinwirkung jedoch vermutlich noch eher das geringere Problem.
Bildquelle: Erstellt in Midjourney