Lithium gilt als Klassiker in der Augmentationstherapie. Doch Quetiapin scheint dem Phasenprophylaktikum immer mehr den Rang abzulaufen. Wer hat die Nase vorn?
Die therapieresistente Depression stellt eine große Herausforderung in der Patientenversorgung dar. Wenn Antidepressiva nicht ausreichend wirken, kommen häufig sogenannte Augmentationsstrategien zum Einsatz. Dabei werden zusätzliche Medikamente zu den bestehenden Antidepressiva hinzugefügt, die für sich allein genommen keine regelmäßige antidepressive Wirksamkeit zeigen. Das Ziel ist es, mittels der Augmentation eine Effektsteigerung des eigentlichen Antidepressivums zu erreichen. Lithium und Quetiapin sind hier zwei der gängigsten Therapieoptionen. Welches der beiden ist langfristig die bessere Wahl?
Lithium gilt als einer der Klassiker in der Augmentation und wird seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Studien zeigen, dass es die Remissionsrate bei der therapieresistenten Depression signifikant um bis zu 40 % erhöhen kann. Zudem hat Lithium eine nachgewiesene antisuizidale Wirkung, die unabhängig von der Grunderkrankung ist. Ein Manko: Die Behandlung mit Lithium erfordert regelmäßige Blutspiegelkontrollen, da es eine enge therapeutische Breite hat und langfristig Nebenwirkungen wie Hypothyreose oder Nierenschäden auftreten können.
Auch das Antipsychotikum Quetiapin hat als Augmentationsstrategie in Studien Remissionsraten bei der therapieresistenten Depression von bis zu 36 % gezeigt. Zudem ist retardiertes Quetiapin als atypisches Neuroleptikum das erste Antipsychotikum, das speziell für die Behandlung von Episoden einer Major Depression zugelassen ist. Symptome wie Sedierung, Mundtrockenheit und Gewichtszunahme zählen allerdings zu den häufigen Nebenwirkungen bei der Behandlung.
In einer aktuellen randomisiert kontrollierten Studie wurden über 200 Erwachsene mit therapieresistenter Depression entweder mit Lithium oder Quetiapin zusätzlich zu ihrer bestehenden antidepressiven Medikation behandelt. Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurde der Schweregrad der depressiven Symptome wöchentlich mit dem Quick Inventory of Depressive Symptomatology gemessen.
In dieser Studie führte Quetiapin im Vergleich zu Lithium zu einer signifikant stärkeren Reduktion der Depressionssymptome. Zusätzlich zeigte sich Quetiapin auch als kosteneffektiver für das Gesundheitssystem.
Trotz dieser positiven Studienergebnisse zu Gunsten von Quetiapin bleibt die Wahl des richtigen Augmentationsmittels aber immer eine individuelle Entscheidung – gemeinsam mit unseren und für unsere Patienten. Faktoren wie Nebenwirkungen, Verträglichkeit und spezifische Patienteneigenschaften spielen eine entscheidende Rolle: Während Lithium besonders bei suizidalen Patienten hilfreich sein kann, bietet Quetiapin Vorteile in Bezug auf langfristige Symptomreduktion und Kosten.
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