Bei vielen Menschen wird eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zwischen 15 und 35 Jahren diagnostiziert. Im jungen Erwachsenenalter kann die Familienplanung plötzlich ein großes Thema werden.1 Für betroffene Frauen stellt sich die dringende Frage, welche Auswirkungen eine CED auf die Fruchtbarkeit, den Verlauf und das Ergebnis einer Schwangerschaft haben könnte. Gleichzeitig kann die Sorge auftreten, ob eine Schwangerschaft einen Schub auslösen oder die Erkrankung sogar verschlimmern kann.
Grundsätzlich gibt es gute Nachrichten für Frauen mit Kinderwunsch: Bei einer gut kontrollierten, inaktiven CED ist die Fruchtbarkeit in der Regel nicht beeinträchtigt2 und Betroffene mit CED haben statistisch gesehen etwa dieselben Chancen auf eine Schwangerschaft wie Frauen ohne diese Erkrankungen. Eine CED-Therapie während der Schwangerschaft zeigt auch keine negativen Folgen für das dann geborene Kind.3
Ein Hindernis auf dem Weg zum Wunschkind könnten aber beispielsweise eine hohe Krankheitsaktivität oder häufige Schübe sein. Beides beeinträchtigt die allgemeine Gesundheit und kann so eine Schwangerschaft hinauszögern. Eine aktive CED zu Beginn der Schwangerschaft erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für Probleme während dieser.3 Zum Zeitpunkt der Empfängnis wäre es daher ideal, wenn die Erkrankung in einer stabilen Remissionsphase ist.
Zudem sind einige CED-Medikamente, vor allem Methotrexat, ebenso wie JAK-Inhibitoren und S1P-Rezeptormodulatoren während der Schwangerschaft derzeit kontraindiziert. Gerade Methotrexat sollte bereits Monate vor einer geplanten Empfängnis abgesetzt werden.4,5 Es gibt aber andere Präparate – darunter die meisten 5-Aminosalicylate (5-ASA), bestimmte Immunsuppressiva und Anti-TNF-Antikörper (z. B. Infliximab, Adalimumab) – die als vergleichsweise sicher in der Schwangerschaft gelten.3,4 Tatsächlich ist der Einsatz von Anti-TNF-Antikörpern sowohl bei Frauen mit Krankheitsaktivität als auch bei Frauen in Remission empfohlen. Dabei sollten die TNF-alpha-Inhibitoren bei Frauen in Remission möglichst nur bis zum dritten Trimester eingesetzt werden und die Therapie ggf. zügig nach der Entbindung wieder aufgenommen werden.5 Für Frauen mit Krankheitsaktivität vor oder während der Schwangerschaft gilt, dass die Therapie mit Anti-TNF-Antikörper oder Nicht-TNF-Biologika während der Schwangerschaft fortgesetzt werden sollte. Der Zeitpunkt der letzten Dosis sollte auf den errechneten Geburtstermin abgestimmt werden, um die fetale Exposition zu verringern.5 Auch chirurgische Eingriffe, z. B. die Entfernung größerer Darmabschnitte oder die Anlage eines Stomas, können unter Umständen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben.6
Grundsätzlich sind eine konsequente Therapie und engmaschige Kontrolle der CED gerade in der Schwangerschaft essenziell. Eine Behandlung sollte in jedem Fall, falls nötig mit einer angepassten Medikamentation, weitergeführt werden, da ein schwerer Schub deutliche Risiken für Mutter und Kind birgt.7
Für den glücklichen Abschluss einer solchen Schwangerschaft gilt: Grundsätzlich ist eine vaginale Geburt bei vielen Frauen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa möglich und sicher, sofern keine spezifischen Kontraindikationen vorliegen. Auch späteres Stillen ist durchaus möglich – die meisten gängigen CED-Medikamente werden laut aktuellen Daten als risikoarm in der Stillzeit angesehen, da sie entweder nur in geringen Mengen in die Muttermilch übertreten und/oder keine negativen Folgen für das Kind erwarten lassen.8
Sowohl für die Planung der Schwangerschaft als auch für die Schwangerschaft selbst ist eine engmaschige, interdisziplinäre Betreuung unabdingbar. Dabei sollten Gastroenterologie, Gynäkologie, Hausärzt:innen sowie ggf. ein Ernährungsfachteam zusammenarbeiten. Gerade bei wiederkehrenden Schüben, Komorbiditäten und wechselnden Medikationsempfehlungen profitieren Betroffene von einer vernetzten Behandlung. Auch in der Zeit nach der Geburt ermöglicht es ein offener Austausch zwischen allen beteiligten Professionen, rechtzeitig auf Besonderheiten durch die CED zu reagieren und Mutter wie Kind bestmöglich zu begleiten.
EXA/DE/GI/0503