Die Talsohle ist durchquert, und aktuelle Zahlen zeigen, welchen Weg öffentliche Apotheken einschlagen. Ganz klar, pharmazeutisches Personal wird wichtiger denn je. Doch es ist nicht immer leicht, Approbierte oder PTA zu finden.
„Auf dem Wege der Besserung“: Dieses Resümee zieht Karl-Heinz Resch, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft, Soziales und Verträge, angesichts seines Wirtschaftsberichts 2013. Er spricht von einem „kleinen Schritt zur Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung durch Erhöhung der Fixvergütung auf 8,35 Euro“. Gleichzeitig profitieren Inhaber von der Einigung zum GKV-Abschlag. Als neue Form der Strukturförderung kommen Zuschüsse für Nacht- und Notdienste mit hinzu. Resch berichtet auch von leichten Zuwächsen bei Rx-Packungen und etwas steigenden OTC- beziehungsweise Hilfsmittelumsätzen.
Doch was bleibt unter dem Strich? „Nach zehn Jahren Honorarstillstand hatten wir 2013 erstmals eine leichte Anhebung“, sagt Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV). „Selbst von einem Inflationsausgleich sind wir noch weit entfernt. Da gibt es Nachholbedarf.“ An gesetzlichen Krankenversicherungen kann es kaum liegen. Leistungsträger gaben in 2013 lediglich 4,5 Milliarden Euro für Apotheken aus, ihr Arzneimittelbudget lag bei 28,06 Milliarden Euro. Durch gesetzliche und verhandelte Abschläge haben GKVen in den letzten vier Jahren rund 50 Milliarden Euro eingespart.
Damit nicht genug: In den Statistiken zeigt sich ein weiteres Novum. Erstmals konnte der rückläufige Trend bei Betriebsstätten gebremst werden – der Sinkflug von einstmals 21.441 (2010), 21.238 (2011) und 20.921 (2012) wurde bei 20.662 (2013) gebremst. Filialen bleiben eine attraktive Option. Deren Zahl ist stetig von 3.478 (2010) auf nunmehr 4.001 (2013) gewachsen. Momentan 26 Apotheken 100.000 Einwohner – ein Wert unter dem europäischen Durchschnitt von 31 Apotheken für 100.000 Kunden. Zeitgleich ist die Zahl aller Beschäftigten auf mehr als 150.000 angestiegen. „Die Menschen in Deutschland werden flächendeckend und zugleich kostengünstig mit Arzneimitteln versorgt“, so Becker weiter. „Aber auch wenn das Personal zunimmt, geht die Zahl der Apotheken immer noch zurück.“ Damit sich diese Entwicklung nicht fortsetze, benötige der Berufsstand „stabile und zukunftsfähige Rahmenbedingungen von der Politik.“
Becker spielt hier auf personelle Tendenzen im Bericht an. Das IfH Institut für Handelsforschung zeigt auf Basis eigener Befragungen sowie auf Grundlage der ABDA-Zahlen, dass es mit Arbeitsplätzen tendenziell aufwärts geht. So erhöhte sich die Zahl an Beschäftigten von 2010 (6,9 je Apotheke) bis 2013 (7,3) um plus 5,8 Prozent. Während des beim pharmazeutischen Personal von 2010 (76,5 Prozent pro Apotheke) bis 2013 (78,0 Prozent) starke Tendenzen nach oben gab, verringerte sich der Anteil nicht pharmazeutischer Angestellter von 23,5 auf 22,0 Prozent. Dass Inhaber verstärkt auf Fachkräfte setzen, schlägt sich bei Ausbildungszahlen ebenfalls nieder. So gab es in 2013 etwa 2,9 Prozent weniger PTA-Ausbildungsplätze als in 2010, während PKA-Lehrstellen drastisch um 28,2 Prozent einbrachen. Mehr als zwei Drittel aller Befragten gaben an, keine PTA und PKA mehr auszubilden, obwohl sie dies früher getan hätten. Ein Lichtblick: Immer häufiger entscheiden sich Jugendliche, Pharmazie zu studieren – 2013 waren es 13,6 Prozent mehr als noch in 2010.
Dann noch ein Blick auf Stundenzahlen: Beim pharmazeutischen Personal halten sich unterschiedliche Modelle die Waage. Etwa 58,6 Prozent aller PTA sind in Vollzeit und 41,4 Prozent in Teilzeit tätig. Bei Approbierten ohne Leitungsfunktion ist das Verhältnis sogar noch extremer: Hier haben sich 73,6 Prozent für geringere Stundenzahlen entschieden, während 26,4 Prozent das volle Pensum ableisten. Bei Apothekern mit Leitungsfunktion beträgt der Vollzeitanteil 76,5 Prozent. Besonders häufig arbeiten Frauen in Teilzeit, das betrifft 55,7 Prozent aller Apothekerinnen und 59,2 Prozent aller weiblichen PTA. Bei Männern (Apotheker: 21,2 Prozent, PTA: 51,4 Prozent) sind entsprechende Modelle deutlich seltener anzutreffen.
Damit sind nicht alle Beteiligten glücklich. Drei von vier Inhabern betonen, ohne Teilzeitangebote fänden sie nicht genügend Personal für ihre Apotheke, Stichwort Familienpause mit sukzessiver Rückkehr in den Job, je nach Alter der Kinder. Auch schätzten 71,2 Prozent der befragten Apothekenleiter, durch wechselnde Stundenzahlen auf Kundenfrequenzen und schwankende Arbeitsmengen flexibel zu reagieren. Keine Apotheke gleicht der anderen, und so sprachen sich fast ähnlich viele Chefs für mehr Vollzeitkräfte aus oder lehnten dies kategorisch ab. Bleibt ein Problem: Für Inhaber wird es schwieriger, Führungskräfte oder Nachfolger zu finden. Mehr als 60 Prozent aller Befragten hatten bereits Ende 2012 Probleme, Nachfolger zu finden oder rechnen mit entsprechenden Problemen. Als Hauptgründe gelten auch heute noch die sinkende Rentabilität sowie ungünstige Standorte.