Im Wettrennen zwischen der Ausrottung von Tuberkulose und der Entwicklung neuer Resistenzen hat das Bakterium weiter die Nase vorn. Auch Deutschland schneidet bei der Therapie unterdurchschnittlich ab.
Seit Jahrhunderten belegt Tuberkulose (TB) einen Spitzenplatz unter den tödlichen Infektionskrankheiten. Allein in 2023 sind weltweit schätzungsweise 10,8 Millionen Menschen erkrankt. Besonders betroffen sind Länder in Südostasien, Afrika und dem westlichen Pazifik. Doch auch Europa hat in den letzten Jahren einen Anstieg von Fällen erlebt. Der aktuelle ECDC-Bericht der TB-Überwachung in 2023 verzeichnet zwar einen leichten Rückgang der Fälle im Vergleich zu 2019, dennoch gab es insgesamt fast 39.000 Fälle im EU/EEA-Gebiet, im Schnitt 8,6 Fälle pro 100.000 Einwohner. Deutschland liegt mit 4,8 unter dieser Prävalenz und verzeichnet auch einen leichten Rückgang der neu diagnostizierten Fälle, gleichzeitig aber auch einen Anstieg der absoluten Fälle.
Verlauf der TB-Fälle in Deutschland. Credit: ECDC
Am häufigsten betroffen waren Personen zwischen 25 und 64 Jahren (64,1 % der Fälle). Kinder unter 15 Jahren machten einen Anteil von 4,5 % aus. Im gesamten EU/EEA-Gebiet haben 36,0 % der Personen die Infektion vermutlich im Ausland erworben, in Deutschland waren es mit 74,2 % deutlich mehr.
TB ist behandelbar, allerdings dauert die Antibiotika-Therapie mehrere Monate. Bei dem Behandlungserfolg sind die Zahlen ernüchternd: Nur 67,9 % der Therapien wurden erfolgreich beendet. Damit liegt das EU/EEA-Gebiet sogar noch unter dem gesamteuropäischen Durchschnitt von 77,2 % und weit unter dem erklärten WHO-Ziel von 90 %. Deutschland schneidet mit einem Behandlungserfolg von 61,7 % sogar noch schlechter ab. Mögliche Gründe sind eine geringe Therapieadhärenz seitens der Patienten, eine späte Diagnose und ein limitierter Zugang zu den richtigen Medikamenten.
Eine der größten Sorgen bei der Bekämpfung sind die steigenden Resistenzen: Insgesamt handelt es sich bei 4,7 % der Infektionen um multidrug-resistant TB (MDR-TB). In Deutschland liegen wir sogar noch darüber, hier waren 6,7 % der Infektionen von MDR-TB verursacht. „Es ist jetzt an der Zeit, zu handeln, um Tuberkulose zu beenden“, kommentiert ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner diese Zahlen. „Angesichts der Zunahme arzneimittelresistenter Tuberkulose werden die Kosten der heutigen Untätigkeit morgen von uns allen bezahlt werden.“
Bildquelle: Martin Sanchez, Unsplash