Kreatin ist eines der besterforschten Nahrungsergänzungsmittel weltweit und wird meist mit Krafttraining assoziiert, doch seine Effekte sind weitaus vielfältiger. Immer mehr Daten zeigen: Es spielt eine hoch relevante Rolle im Gehirnstoffwechsel und für die Energieversorgung der Zellen - weit über den Muskel hinaus.
Als ich den Suchbegriff Kreatin zum ersten Mal bei DocCheck eingab, war ich schockiert: Es erschienen Artikel, in denen es als Einstiegsdroge zu Steroiden bezeichnet wurde und vor absurden Nebenwirkungen gewarnt wurde. Sicherlich kann man jede Substanz missbrauchen, doch bevor wir ins Thema einsteigen, möchte ich für Kreatin eine Lanze brechen:
Es schädigt weder die Nieren noch ist es in irgendeiner Form gesundheitsgefährdend - spezielle Vorerkrankungen, z. B. der Niere, mal ausgeklammert. Erhöhte Kreatinin-Werte treten zwar bei einer Supplementation auf, sind aber im Kontext zu sehen: Sie entstehen durch den Kreatin-Abbau und nicht durch eine eingeschränkte Filtrationsrate der Niere. Eine isolierte Betrachtung eines Blutwertes macht hier - wie auch sonst - selten Sinn. Und auch für das Herz-Kreislauf-System bestätigen sich mehr und mehr mögliche, positive Auswirkungen einer Kreatin-Supplementation.
Neben seinen leistungssteigernden Effekten im Sport hat Kreatin systemische und lokale biologische Wirkungen, wie z. B. eine mögliche Reduktion von Myostatin, einer Erhöhung der IGF-Rezeptor-Dichte in der Muskulatur oder sogar einem Ausgleich von Schlafmangel - mehr dazu sowie einige Implikationen zur praktischen Anwendung an dieser Stelle.
Während die Wirkung auf Muskulatur und Leistung meist hinreichend bekannt ist, werden potenzielle Effekte auf das Nervensystem häufig übersehen.
So wirkt Kreatin im Gehirn
Immer mehr Daten belegen den Einfluss von Kreatin auf die Energieversorgung des Gehirns und das Gleichgewicht relevanter Neurotransmitter.
Insbesondere im psychotherapeutischen Kontext zeigen Studien schon länger, dass Kreatin ein potenzieller, positiver Einfluss zur Verbesserung von Depressionen sein kann (z. B. bei der Einnahme von 3-5 g täglich über 4 Wochen oder 5 g täglich über 8 Wochen).
Mechanistisch dürfte das keine große Überraschung sein, da Depressionen in vielen Fällen mit Neuroinflammation assoziiert sind. Und so fügt sich dieser Zusammenhang mit der Erkenntnis, dass Kreatin neuroprotektiv wirkt, indem es z. B. Beta-Amyloid reduziert (senile Plaques). Alzheimer-Betroffene (oder potenziell gefährdete) können also möglicherweise von einer Supplementation profitieren.
Eine Ursache neuronaler Problematiken ist zudem häufig eine suboptimale Energieversorgung des Gehirns, z. B. durch einen gestörten Glukose-Stoffwechsel. Kreatin bietet den Nervenzellen eine alternative Energiequelle an.
Es dürfte also deutlich werden: Das therapeutische Potenzial ist hoch.
Im Alltag scheint Kreatin die Leistung von Gehirn und Gedächtnis zu verbessern.
An dieser Stelle dürfte klar sein: Eine gezielte Kreatin Ergänzung bietet viele potenzielle, gesundheitliche Vorteile. Weitere Gesichtspunkte und Hinweise für die Praxis finden sich in einem ausführlicheren Artikel.