Wenn das Blutgerinnsel zu einer Kreislaufinsuffizienz führt, läuten die Alarmglocken. Denn bei einer Hochrisiko-Lungenembolie ist von persistierender Hypotonie bis Herzstillstand alles dabei. Die große Preisfrage: ECMO oder Thrombolyse?
Die Hochrisiko-Lungenembolie betrifft etwa fünf Prozent aller Lungenembolien und kann selbst bei jungen Menschen dramatische Verläufe nehmen. Bei der akuten Verlegung der Lungenstrombahn durch ein Blutgerinnsel droht eine Kreislaufinsuffizienz mit hoher Sterblichkeit. Eine neue Studie, die in Zusammenarbeit mit 34 europäischen Zentren durchgeführt wurde und 1.060 Patienten umfasste, hat untersucht, welche Behandlungsstrategie bei einer Hochrisiko-Lungenembolie die besten Überlebenschancen bietet.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die gezielte Rekanalisierung der Lungenstrombahn mittels medikamentöser Thrombolyse, chirurgischer Thrombektomie oder kathetergestützter Intervention der alleinigen Kreislaufunterstützung mit einer veno-arteriellen ECMO (VA-ECMO) überlegen ist und sich so die Sterblichkeitsrate senken lässt“, erklären Kardiologe Prof. Enzo Lüsebrink und die weiteren Studienkoordinatoren. Vor allem die chirurgisch-offene Rekanalisation, aber auch die neuen, vielversprechenden kathetergestützten Verfahren steigerten die Überlebenschancen für die betroffenen Patienten in der vorliegenden Studie.
Die Sterblichkeitsraten innerhalb der vier untersuchten Therapiegruppen lagen bei:
Die Studie wurde als sogenannte „Target Trial Analysis“ mit modernsten statistischen Methoden durchgeführt, um möglichst valide Aussagen über die Effektivität der verschiedenen Therapieansätze treffen zu können. Neben klassischen statistischen Modellen kamen auch Verfahren des maschinellen Lernens zum Einsatz. „Angesichts der schwierigen Durchführbarkeit randomisierter Studien zu diesem Thema stellt unsere Studie eine der zentralen, neuen Informationsquellen für die Behandlung der Hochrisiko-Lungenarterienembolie dar“, freuen sich Prof. Holger Thiele, Klinikdirektor der Kardiologie im Herzzentrum Leipzig, und Prof. Georg Nickenig, Klinikdirektor der Kardiologie im Herzzentrum des Universitätsklinikums Bonn.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Bonn. Die Studie dazu findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Getty Images, Unsplash