Erkältung, Medikamente, Allergien – Husten kann allerlei Auslöser haben. Um den Wald vor lauter Bäumen noch zu sehen, gibt es jetzt eine neue Leitlinie. Mehr dazu erfahrt ihr hier.
Etwa zehn Prozent der erwachsenen Deutschen leiden unter chronischem Husten, der länger als acht Wochen anhält. „Das beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und kann zu verschiedenen Problemen wie Schlafstörungen, Stressinkontinenz und Kopfschmerzen führen. Betroffene sollten die zugrundeliegende Erkrankung abklären lassen“, rät Lungenspezialist Dr. Peter Kardos, Facharzt am Zentrum für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Klinik Maingau in Frankfurt am Main. Um speziell Fachärzte bei der spezialisierten Diagnostik und Therapie zu unterstützen, ist jetzt unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) die aktualisierte S2k-Leitlinie „Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten“ erschienen.
Insgesamt neun Fachgesellschaften und Institutionen waren an dem einjährigen Aktualisierungsprozess beteiligt. Die Autoren der neuen Empfehlungen beschäftigen sich dabei nicht nur mit dem chronischen Husten, sondern auch mit dem bis zu drei Wochen andauernden akuten Husten sowie dem subakuten Husten, der bis zu acht Wochen anhalten kann. „Vor allem in den Wintermonaten ist davon rund jeder Dritte betroffen“, sagt Kardos. Aber auch das Rauchen sowie das Einatmen von Luftschadstoffen führe zu verstärktem Husten. „Neu ist vor allem, dass wir diese Leitlinienversion nach zwölf Schlüsselfragen in tabellarischer Form zu den wichtigsten Aspekten der Diagnose und Therapie von verschiedenen Hustenformen strukturiert haben. Dadurch konnte der Umfang gegenüber der vorherigen Version aus dem Jahr 2019 erheblich reduziert werden – was zu einer verbesserten praktischen Anwendung führt“, erklärt Kardos.
Das neue Werk richtet sich an alle Fachärzte, die erwachsene Patienten diagnostisch abklären und behandeln müssen: vor allem Pneumologen, aber auch HNO-Ärzte, Gastroenterologen, Allergologen, Internisten, Logopäden und Physiotherapeuten. Beleuchtet werden in der Leitlinie auch neue Untersuchungsmethoden: „Wir haben beispielsweise die Bedeutung der Computertomografie etwas mehr herausgestellt, denn es gibt einige pulmonale Erkrankungen, die chronischen Husten verursachen, die sonst nicht diagnostiziert werden können“, erklärt Kardos. Ebenso wurde der Part zu gastroenteralem Reflux weiter konkretisiert, denn: „Wenn jemand klassische Symptome von Reflux wie Sodbrennen oder Aufstoßen hat, dann sollte er auf Reflux behandelt werden, um auch diese mögliche Ursache für chronischen Husten anzugehen“, ergänzt der Pneumologe. „Wenn jedoch nur der Husten, aber kein Sodbrennen, keine Regurgitation bestehen, sollten die behandelnden Mediziner keine Refluxtherapie einleiten und gegebenenfalls eine gastroenterologische Spezialdiagnostik veranlassen, wenn der Verdacht auf Reflux-Husten weiterhin besteht.“
Mit seiner explizit fachärztlichen Ansprache grenzt sich das Leitlinien-Update von der S3-Leitlinie „Akuter und chronischer Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ab. „Die Leitlinie der DEGAM ist auf die leichteren Fälle fokussiert. Falls nicht auf den ersten Blick klar ist, wo der Husten herkommt, dann kommen die Spezialistinnen und Spezialisten ins Spiel. So ergänzen sich beide Leitlinien sehr gut“, sagt Kardos. Sein Hinweis an fachärztlichen Kollegen: „In Fachkreisen gibt es durchaus noch die Einstellung: Wenn ich die Ursache für einen Husten nicht finde, dann bin ich ein schlechter Arzt oder eine schlechte Ärztin. Heute wissen wir aber, dass es auch Husten gibt ohne fassbare Ursache – der Grund liegt in einem überempfindlichen Hustenreflex. Auch das wird ausdrücklich in der Leitlinie behandelt.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Die Leitlinie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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