Wie früh ein Arzt die Diagnose Hautkrebs stellen kann, hängt stark von Ausbildung und Methode ab. Wer im Rennen um die beste Trefferquote vorne liegt und damit den Unterschied zwischen Leben und Tod macht, lest ihr hier.
Für Eilige gibt’s am Ende eine Zusammenfassung.
Wird ein Melanom in einem frühen Stadium entdeckt, sind die Heilungschancen sehr hoch. Laut RKI liegt die Zehn-Jahres-Überlebensraten bei über 90 Prozent, vorausgesetzt, Ärzte erkennen den Hautkrebs rechtzeitig. Auch machen frühe Diagnosen den Unterschied zwischen einer einfachen Entfernung des Tumors und einer komplexen Behandlung mit OP, Immuntherapie und Bestrahlung.
In Deutschland können Fachärzte für Allgemeinmedizin, hausärztlich tätige Internisten, praktische Ärzte und Ärzte ohne Gebietsbezeichnung sowie Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten Hautkrebs-Screenings mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Gesetzlich versicherte Personen haben ab dem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch, sich untersuchen zu lassen; ähnliche Leistungen bieten viele private Versicherungen an.
Erfahrung, Ausbildung und Technik machen dabei den entscheidenden Unterschied, wie eine neue Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse nahelegt. Eigentlich ist es naheliegend: Ein erfahrener Dermatologe mit Dermatoskop erkennt gefährliche Veränderungen deutlich besser als ein Hausarzt ohne Spezialausrüstung. Doch die Unterschiede in der Trefferquote sind überraschend deutlich. Das wirft Fragen auf, gerade wenn – wie beim Melanom – die Entdeckung den Unterschied zwischen rechtzeitiger und verzögerter Therapie, im Extremfall sogar zwischen Leben und Tod bedeutet.
Die Forscher bezogen Ergebnisse von insgesamt 100 Studien ein. Dabei handelte es sich um Querschnitts- und Fall-Kontroll-Studien, randomisierte klinische Studien sowie nicht-randomisierte kontrollierte Studien. Jede Arbeit musste die Qualität der Diagnose von Hautläsionen (Melanomen bzw. Basalzellkarzinomen) untersuchten. Die Meta-Analyse untersuchte die Sensitivität und die Spezifität. Hinzu kamen Angaben zum Arzttyp (Hausarzt oder Dermatologe; erfahren oder unerfahren) und zur Untersuchungsmethode (persönliche klinische Untersuchung und/oder klinische Bilder gegen Dermatoskopie und/oder dermatoskopische Bilder).
Verwendeten Ärzte ein Dermatoskop, war die diagnostische Genauigkeit für Melanome um den Faktor 5,7 höher als bei der klinischen Untersuchung ohne diese Technik. Bei weißem Hautkrebs lag die Rate um den Faktor 2,5 höher.
Unterschiede gab es auch bei Ausbildungsgrad und beruflicher Erfahrung. So schnitten erfahrene Dermatologen in Sensitivität (76,9 Prozent) und Spezifität (89,1 Prozent) am besten ab, wenn es um Untersuchungen ohne Dermatoskop und die Verwendung von Bildern von Läsionen ging. Weniger erfahrene Dermatologen kamen auf 78,3 Prozent bzw. 66,2 Prozent. Hausärzte erreichten nur 37,5 Prozent bzw. 84,6 Prozent. Mit Dermatoskop lagen die Werte bei 85,7 Prozent und 81,3 Prozent für erfahrene Dermatologen. Wenig erfahrene Dermatologen erzielten 78,0 Prozent bzw. 69,5 Prozent. Allgemeinmediziner kamen auf 49,5 Prozent bzw. 91,3 Prozent.
Insgesamt hatten erfahrene Dermatologen im Vergleich zu Hausärzten eine 13,3-fach höhere Wahrscheinlichkeit, ein Melanom mit der Verwendung eines Dermatoskops und dermatoskopischen Bildern richtig zu diagnostizieren.
Doch das könnte sich schnell ändern. Denn Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt perspektivisch Ärzte aller Fachrichtungen bei der Bewertung von Läsionen. Studien zeigen schon jetzt, dass KI-Modelle in vielen Fällen Melanome genauso gut oder sogar besser als Dermatologen erkennen können. Trotzdem ist KI noch keine Alternative zur ärztlichen Untersuchung, sondern eine Ergänzung. Die endgültige Diagnose und Therapieentscheidung bleiben in der Hand eines Arztes. Ideal ist die Kombination menschlicher und technischer Expertise. Und ideal sind KI-Tools, die ihre Einstufung nachvollziehbar machen.
Für Eilige: Das Wichtigste auf einen Blick
Quelle:
Chen JY et al. Skin Cancer Diagnosis by Lesion, Physician, and Examination Type: A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Dermatol, 2025. doi: 10.1001/jamadermatol.2024.4382
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