Zeitenwende: Es braucht eine Resilienzstrategie
Die Wahrscheinlichkeit für einen großen Krieg mitten in Europa mit deutscher Beteiligung liegt laut Experten aktuell bei rund 80 % – sofern man nicht massiv in Abschreckung und Militär investiert. Deutschland müsse sich dann als logistische Drehscheibe der NATO auf die Versorgung von rund 750.000 alliierten Soldaten sowie auf mögliche Verwundete aus der Ukraine vorbereiten. Diese Bedrohung erfordert zwangsläufig auch eine umfassende Resilienzstrategie für das Gesundheitswesen, wie ein Panel aus Medizinern, Politikern und Bundeswehrvertretern vergangene Woche betonte. Die geplante Lockerung der Schuldenbremse und ein Infrastruktur-Sondervermögen von 500 Milliarden Euro verleihen der Debatte zusätzliche Brisanz. Insbesondere Bundeswehrkrankenhäuser, BG Kliniken und Universitätskliniken sollen besser vernetzt und finanziell gestärkt werden, um ihrer wachsenden sicherheitspolitischen Verantwortung gerecht zu werden. Mehrere Experten, darunter Generalstabsärztin Almut Nolte und der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt, betonen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Gesundheitseinrichtungen. Eine verbesserte Krisenreaktionsfähigkeit würde nicht nur die medizinische Versorgung im Ernstfall sicherstellen, sondern auch abschreckend wirken, indem sie potenzielle Angreifer von einem Angriff abhält. „Dieser [Kriegsfall] wird unwahrscheinlicher, wenn potenzielle Angreifer wissen, dass wir auch in Hinblick auf die gesundheitliche Versorgung gut vorbereitet sind“, erklärte Reinhardt auf der Veranstaltung. Die Strukturen und Prozesse im Gesundheitssystem müssten daher gezielt auf den Bündnis- und Verteidigungsfall ausgerichtet werden. |