Wer liebt es nicht, in der Sonne am Strand zu liegen? Doch gerade in südlichen Regionen können dort unangenehme Parasiten lauern, die gerne selbst mal auf Reisen gehen würden – nur leider im Menschen.
Es ist Sommer in Amerika. Ein 19-jähriger verbringt seine Zeit als Rettungsschimmer an einem südkalifornischen Strand, in seiner Freizeit liegt er dort in der Sonne und genießt das gute Wetter. Doch dann entwickelt er einen Ausschlag am Hals. Zuerst wartet er noch, dass er von allein verschwindet, doch nach drei Wochen sucht er schließlich seinen Arzt auf.
Bei der Untersuchung fallen sofort zwei erythematöse, erhabene, serpiginöse Eruptionen am Hals des Patienten auf. Eine Stanzbiopsie zeigt eine unspezifische Entzündung an, das KOH-Verfahren ergibt kein positives Ergebnis für Parasiten oder Pilze. Aufgrund der schlangenartigen Ausprägung des Ausschlags und des Berufs der Patienten stellen die Ärzte die Diagnose kutane Larva migrans. Sie verabreichen dem Patienten Ivermectin über zwei Tage und der Ausschlag klingt ab.
Ausschlag am Hals der Patienten. Credit: Truong et al.
Die Diagnose kutane Larva migrans bezeichnet eine Hauterkrankung, die durch verschiedene Erreger ausgelöst werden kann. Gemeinsam haben sie alle, dass Larven durch die Epidermis wandern, die Basalmembran aber nicht durchbrechen. Im Schnitt bewegen sich die Larven 1 cm pro Tag vorwärts. Die häufigsten Hautwanderer sind Larven von Hakenwürmern, meist Ancylostoma braziliense – eigentlich ein Parasit von Hunden und Katzen.
Eine Infektion erfolgt meist mit kontaminierter Erde oder Sand; besonders an Stränden mit streunenden Hunden und Katzen ist die Infektionsgefahr hoch. In der Regel tritt die Erkrankung an Füßen oder Knöcheln auf, da diese Körperteile am häufigsten Kontakt mit dem kontaminierten Boden haben. Der beschriebene Patient gab allerdings an, gerne auf dem Sand zu liegen – so haben die Larven es vermutlich bis an den Hals geschafft.
Die kutane Larva migrans ist die häufigste Dermatose, die von Reisenden in warmen Klimazonen erworben wird. Zu den Risikogebieten zählen Südamerika, Afrika, die Karibik, Südostasien, sudöstliche Staaten der USA und teilweise das Mittelmeer. Klinisch zeigt sich zuerst eine Papel, dann ein gewundener, serpiginöser Gang mit lokaler Entzündungsreaktion. Die Inkubationsperiode ist sehr variabel, manchmal handelt es sich um wenige Tage, manchmal um Monate. Das häufigste Symptom ist Juckreiz, der sogar schon vor dem Auftreten der ersten Effloreszenzen einsetzen kann.
Die Infektion ist selbstlimitierend, die Larven sterben in der Regel ein bis drei Monate nach Eintritt ab. Dennoch kann therapiert werden: Die S1-Leitlinie empfielt eine einmalige Gabe von Ivermectin (200 µg/kg Körpergewicht). Sofern nach zehn Tagen keine Besserung eingetreten ist, kann eine zweite Dosis verabreicht werden. Alternativ kann Albendazol sowohl systemisch als auch topisch gegeben werden. Zusätzlich können glukokortikoidhaltige Cremes gegen den Juckreiz eingesetzt werden – die größte Gefahr für Komplikationen liegt nämlich in Sekundärinfektionen durch Aufkratzen der Entzündung.
Bildquelle: Jack Anstey, Unsplash