Nebenwirkungen durch Arzneimittel, die während einer Chemotherapie eingesetzt werden, sind oftmals unausweichlich. Besonders die therapieinduzierten Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen) können mitunter zu schwerwiegenden Konsequenzen führen, im schlimmsten Fall bis hin zu einem Therapieabbruch. Umso wichtiger ist es, die Lebensqualität der Patienten zu erhalten und die Verschlechterung des Allgemeinzustandes zu minimieren.
In einem aktuell Fachartikel berichten Forschende um Dr. Peter Grimison vom Zentrum für klinische Studien an der Universität Sydney über eine aktuelle Phase-2/3-Studie, in der deutlich wurde, dass sich eine Behandlung mit Cannabisextrakt lohnt, wenn Krebskranke während einer Chemotherapie nicht hinreichend auf die Antiemese ansprechen. Die Studie ließe erkennen, dass sich die antiemetische Response durch das Cannabisextrakt erheblich verbesserte.
In der vorangegangen Pilot-Studie der Forschenden hatte besonders eine 1:1-Mischung der Cannabis-Bestandteile Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) eine gute antiemetische Wirkung gezeigt. Dabei schwächt das CBD die Rauschwirkung von THC ab, verabreicht wurden beide Wirkstoffe in niedriger Konzentration.
Daraufhin hatte das australische Forscherteam die THC-CBD-Kombination in einer größeren Phase-2/3-Studie geprüft und die Wirksamkeit bestätigt: So wurden Übelkeit und Erbrechen bei 24 Prozent der insgesamt 147 Erwachsenen, die an der Studie teilgenommen hatten, komplett gestoppt, in der Placebogruppe lag die Quote bei nur 8 Prozent.
Die Gruppe der Teilnehmer bestand aus Patienten, die eine moderat bis hoch emetogene Krebschemotherapie erhielten und auf die prophylaktische Antiemese nicht ausreichend angesprochen hatten. Sie wiesen auf verschiedenen Skalen eine mindestens moderate Emesis und/oder Übelkeit auf und benötigten eine Notmedikation zur Kontrolle der Beschwerden. Durchschnittlich waren die Teilnehmer 56 Jahre alt, 78 Prozent von ihnen waren Frauen. Ihre häufigsten Erkrankungen waren Brustkrebs, gastrointestinalen Tumoren und Lungenkrebs.
Zur antiemetischen Prophylaxe erhielt der Großteil der Teilnehmer eine Tripeltherapie mit Dexamethason, 5-HT3-Antagonisten und NK-1-Antagonisten - ein Zehntel eine Olanzapinkombination.
Die Hälfte der Teilnehmenden bekam rund dreimal täglich Kapseln mit niedrigdosiertem Cannabisextrakt (2,5 mg THC plus 2,5 mg CBD), die andere Hälfte erhielt ein Placebo.
Der primärer Endpunkt - der Anteil ohne Erbrechen und Würgen vom Tag vor bis fünf Tage nach einer Chemotherapie-Infusion - wurde in der Gruppe mit Cannabisextrakt dreimal so häufig erreicht wie in der Kontrollgruppe (bei 24 Prozent gegenüber 8 Prozent). So kamen die Erkrankten mit Cannabisextrakt wesentlich häufiger ohne Notmedikation aus (28 Prozent : 9 Prozent), ebenso zeigte sich das Verhältnis im Bereich Übelkeit, wo 20 Prozent keine Übelkeit beklagten (Placebo-Gruppe nur 7 Prozent).
So ließ sich eine teilweise deutliche Verbesserung der Lebensqualität durch die Cannabisbehandlung ablesen, obwohl auch spürbar Cannabis-Typische Nebenwirkungen bei 74 Prozent der mit Cannabis behandelten Teilnehmer zu beobachten waren. Insgesamt wurde die Studie von den Forschenden als eine gut wirksame Option, sofern die antiemetische Prophylaxe während einer Chemotherapie nicht greift und die Betroffenen das Cannabisextrakt gut vertragen, bewertet.
Quelle: „Oral Cannabis Extract for Secondary Prevention of Chemotherapy-Induced Nausea and Vomiting: Final Results of a Randomized, Placebo-Controlled, Phase II/III Trial” (aus Journal of Clinical Oncology, Dezember 2024)