Das Darmmikrobiom könnte entscheidend für den Erfolg einer Krebstherapie sein. Manche Bakterien verstärken die Wirkung von Checkpoint-Inhibitoren, andere hemmen sie. Und dann wäre da noch die Stuhltransplantation.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung.
In der Krebstherapie gelten Checkpoint-Inhibitoren (CI) als großer Durchbruch. Sie helfen dem Immunsystem, maligne Zellen zu erkennen und zu zerstören. CI können zur Therapie verschiedenen Krebserkrankungen eingesetzt werden, u. a. beim Melanom, beim Hodgkin-Lymphom, beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC), beim Nierenzellkarzinom (RCC), bei Kopf-Hals-Tumoren sowie bei Urothelzellkarzinomen. Doch die Erfolgsrate bleibt begrenzt: Je nach Indikation sprechen teils weniger als 50 Prozent aller Patienten langfristig auf diese Therapie an.
Jetzt stellt sich heraus: Das Darmmikrobiom könnte wichtig für den Behandlungserfolg sein. Ein im Journal of Clinical Investigation erschienenes Review fasst Erkenntnisse mehrere Studien über Wechselwirkungen zwischen CI und der Darmflora zusammen.
Bereits seit einigen Jahren gibt es Hinweise darauf, dass das Darmmikrobiom die Reaktion auf Immuntherapien beeinflusst. Wissenschaftler fanden heraus, dass bestimmte Bakterienstämme dazu beitragen können, die Immunantwort gegen Tumoren zu verstärken. Andere Mikroorganismen hingegen scheinen die Therapie eher zu blockieren.
Der Mechanismus dahinter ist noch nicht vollständig verstanden. Hypothesen gibt es dennoch: Bestimmte Bakterien scheinen immunstimulierende Stoffwechselprodukte zu produzieren, welche das Ansprechen auf CI verbessern. Antibiotika, die unser Mikrobiom verändern, können den Therapieerfolg wiederum beeinträchtigen.
Wenig überraschend boomt die Forschung an der Schnittstelle zwischen Mikrobiom und Krebsimmuntherapie. In Mausmodellen zeigte sich, dass einige Bakterienarten die Wirksamkeit von CI steigern, während wieder andere die Immunantwort dämpfen. Besonders faszinierend: Stuhltransplantationen von CI-Respondern auf Non-CI-Responder haben in einigen Fällen dazu geführt, dass therapieresistente Mäuse plötzlich auf die Behandlung ansprachen.
Arbeiten aus der Humanmedizin bestätigen das: Forscher konnten zeigen, dass das Mikrobiom von Menschen, die gut auf eine CI-Therapie ansprechen, signifikant anders zusammengesetzt ist als das von Patienten, bei denen die Therapie nicht wirkt. Und nach der Übertragung der Darmflora von Respondern auf Non-Responder verstärkte sich in einigen Fällen die Immunantwort gegen Tumoren.
Die gezielte Beeinflussung des Mikrobioms könnte in Zukunft eine große Rolle in der personalisierten Krebsbehandlung spielen. Doch es gibt auch Risiken und offene Fragen:
Ein Fazit: Studien lassen hoffen, dass Veränderungen des Mikrobioms die Krebstherapie revolutionieren könnten, zumindest bei CI. Doch es gibt noch viel zu tun. Forscher arbeiten daran, Strategien zur Modulation der Darmflora zu entwickeln, um Immuntherapien effektiver zu machen. Dies könnte durch personalisierte Probiotika, Mikrobiom-Analysen oder durch Stuhltransplantationen geschehen. Die Zukunft der Krebstherapie liegt nicht nur in neuen Medikamenten, sondern auch in einem besseren Verständnis der Mikroorganismen in unserem Darm.
Das Wichtigste auf einen Blick
Quellen:
Gazzaniga FS et al. The gut microbiome and cancer response to immune checkpoint inhibitors. Journal of Clinical Investigation, 2025. https://www.jci.org/articles/view/184321.
Z.I. Hu et al. Immune checkpoint inhibitors unleash pathogenic immune responses against the microbiota, PNAS, e2200348119, 2022. https://www.pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.2200348119.
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