Zu viel Salz ist schädlich – trotzdem fällt den meisten Risiko-Patienten der Verzicht schwer. Könnten Salzalternativen die Lösung sein? Ein Blick auf Real-World-Daten.
Eine Senkung des Salzkonsums kann den Blutdruck spürbar reduzieren – besonders bei salzsensitiven Menschen. Die European Society of Cardiology (ESC) und weitere Fachgesellschaften empfehlen deshalb als wesentliche nicht medikamentöse Maßnahme zur Blutdrucksenkung, möglichst wenig Kochsalz aufzunehmen.
Für gesunde Menschen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) maximal 5 Gramm pro Tag. Und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät Erwachsenen, täglich nicht mehr als 6 Gramm Salz zu sich zu nehmen.
Wer umsteigen will, muss seine Ernährung radikal verändern – und das schmeckt anfangs ungewohnt fad, wenn einfach weniger gesalzen wird. Natriumchlorid steckt aber auch in Chips und Fast Food, in Brot, Käse und in vielen Fertigprodukten. Ohne klare Strategien und ohne attraktive Alternativen bleibt es oft beim guten Vorsatz – mit wenig Durchhaltevermögen. Kein Wunder, dass viele Risikopatienten trotz Warnungen vor Hypertonie und Herzinfarkt nicht auf Salz verzichten.
Kaliumreiche Salzersatzstoffe könnten eine Alternative sein: Sie enthalten beispielsweise 75 % Natriumchlorid bzw. 25 % Kaliumchlorid. Das schmeckt salziger als das übliche Kochsalz; ein sparsamer Gebrauch beeinträchtigt den Geschmack von Speisen kaum.
Zwar hat eine ältere Metaanalyse ergeben, dass Salzersatz die Gesamtmortalität und die kardiovaskuläre Mortalität verringert. Ob auch das Risiko erneuter Schlaganfälle und die Sterblichkeit bei Schlaganfallpatienten sinken, war aber bislang unklar. Für mehr Wissen sorgt nun eine neue Studie aus China.
Die Forschenden um Xiong Ding von der Duke Kunshan University wollten aber keine Studie unter kontrollierten Bedingungen durchführen, deren Ergebnisse sich später nicht in den Alltag der Menschen integrieren lassen. Vielmehr setzt das Studiendesign auf „Real-World“-Bedingungen.
Zunächst suchten die Wissenschaftler 21.000 Probanden in 600 ländlichen Dörfern in China. Für ihre „China Salt Substitute and Stroke Study (SSaSS)“ wählten sie in jedem Dorf zunächst 35 Personen mit erhöhtem Schlaganfall-Risiko aus.
Sie wurden im Verhältnis eins zu eins randomisiert: Teilnehmer der Kontrollgruppe veränderten ihre Gewohnheiten nicht, Teilnehmer der Interventionsgruppe erhielten statt Kochsalz einen Ersatzstoff mit 75 % Natriumchlorid und 25 % Kaliumchlorid.
Die Studie begann im Jahr 2014. Forschende begleiteten die Teilnehmenden über fünf Jahre hinweg. Nach Ausschluss von 5.746 Personen ohne Schlaganfall in der Vorgeschichte blieben bei der Endauswertung noch 15.249 Personen, die bereits einen Schlaganfall überlebt hatten. Das mittlere Alter lag bei 64,1 Jahre; es handelte sich um 6.999 Frauen und 8.250 Männer.
Insgesamt trat bei 2.735 Personen erneut ein Schlaganfall auf. 691 Schlaganfälle waren tödlich; 2.044 Betroffene überlebten. 3.242 Personen starben im untersuchten Zeitraum aus anderen Ursachen.
Wie erhofft, gab es bei der Zahl der Schlaganfälle und der Todesfälle signifikante Unterschiede zwischen beiden Studienarmen. Bei Teilnehmern, die Salzersatz anstelle von normalem Salz verwendet hatten, verringerte sich das Risiko erneuter Schlaganfälle um 14 % – bei hämorrhagischen Schlaganfällen fanden die Forscher eine relative Reduktion von 30 %. Auch die Sterberaten waren um 12 % niedriger. Schlaganfall-bedingte Todesfälle gingen um 21 % zurück. Der mittlere Unterschied im systolischen Blutdruck lag bei -2,05 mmHg.
Wichtig ist, dass die Einnahme des mit Kalium angereicherten Salzersatzes das Risiko eines hohen Kaliumspiegels (Hyperkaliämie) nicht signifikant erhöhte: „Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Salzsubstitution sicher war und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls sowie das Sterberisiko verringert hat“, fassen die Autoren zusammen. Damit handele es sich um eine kostengünstige Maßnahme für Schlaganfall-Patienten.
In einem Kommentar sprechen die US-Ärzte Daniel W. Jones, Brent M. Egan und Daniel Thomas Lackland von einem möglichen „Kipp-Punkt“ in der Wahrnehmung des Nutzens einer geringeren Natriumzufuhr bei Patienten mit hohem Risiko für Gefäßkrankheiten wie Schlaganfall. So hätte die chinesische Studie „in erheblichem Maße zu den wachsenden und überzeugenden Beweisen“ für den Nutzen beigetragen, schreiben sie.
Kein Wunder also, dass die WHO Ende Januar eine Leitlinie zur Verwendung natriumärmerer Salzersatzstoffe veröffentlicht hat. Sie soll dazu beitragen, dass Ärzte Alternativen zu reinem Natriumchlorid häufiger als bislang empfehlen.
Zusammenfassung für Eilige
Quelle
Xiong Ding et al. Salt Substitution and Recurrent Stroke and Death. JAMA Cardiology, 2025. doi: 10.1001/jamacardio.2024.5417
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