Der kleine Schnupfen, ein bisschen Kopfweh oder Schmerzen: Viele Menschen greifen bei diesen Fällen instinktiv zu Hausmitteln. Der Klassiker bei Wunden und Schmerzen ist da natürlich das Kühlen. Chronische Wunden wie venöse Ulzera oder das diabetische Fußsyndrom stellen nicht nur ein großes medizinisches Problem dar, sondern sind oft mit erheblichen Schmerzen verbunden. Kein Wunder also, dass viele Betroffene versuchen, mit einfachen Mitteln Linderung zu finden. Kälte gilt universal als schmerzlindernde Maßnahme bei akuten Verletzungen – doch gilt das auch für abgeheilte chronische Wunden? Eine 2022 veröffentlichte Studie im Journal of Wound Ostomy & Continence Nursing hat sich diese Frage mal zur Brust genommen und systematisch untersucht, ob das Kühlen tatsächlich eine nachweisbare Wirkung auf Schmerzen bei Patientinnen und Patienten mit abgeheilten chronischen Wunden hat.
Für die Untersuchung wurden 140 Personen mit abgeheilten chronischen Wunden (venöse Ulzera und diabetisches Fußsyndrom) über einen Zeitraum von sechs Monaten begleitet. Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt:
Beide Gruppen erhielten weiterhin die Standardtherapie zur Wundversorgung. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob die regelmäßige Kühlung die Schmerzen reduziert oder sogar die körperliche Beweglichkeit verbessert.1
Nach sechs Monaten zeigte sich ein ernüchterndes Ergebnis: Die Kühlung hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Schmerzen oder die Mobilität der Teilnehmenden. Die durchschnittliche Schmerzintensität unterschied sich kaum zwischen beiden Gruppen und auch die körperliche Aktivität der Patientinnen und Patienten war nahezu identisch.1
Viele Betroffene setzen auf Hausmittel in der Hoffnung, ihre Beschwerden zu lindern. Doch gerade bei chronischen Wunden ist es wichtig, sich auf evidenzbasierte Methoden zu verlassen. Die Studie zeigt, dass das Kühlen in diesem Fall keine effektive Maßnahme zur Schmerzreduktion ist.
Stattdessen sollten Betroffene und Fachpersonal auf bewährte Strategien setzen. Darunter zählen unter anderem gezielte Schmerztherapien nach ärztlicher Absprache.
Auch wenn Kälte bei akuten Verletzungen hilfreich sein kann, hat sie bei chronischen Wunden keinen nachweisbaren und signifikanten Nutzen in der Schmerztherapie. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig wissenschaftliche Untersuchungen sind, um medizinische Mythen von wirksamen Therapieansätzen zu unterscheiden. Gerade bei chronischen Wunden ist es daher wichtig, eine gezielte, individuelle und evidenzbasierte Behandlung durchzuführen.