Hunger ist ein natürliches Signal unseres Körpers, das darauf hinweist, dass die kurzfristigen Energiereserven aufgebraucht sind und Nahrung aufgenommen werden sollte.1 Mehrmals täglich wechseln sich Hunger- und Sättigungsphasen ab und regulieren so die Nahrungsaufnahme. Doch in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft fällt es vielen Menschen zunehmend schwer, auf diese körpereigenen Signale zu hören.2 Zusätzlich sorgt ein Überangebot an Lebensmitteln dafür, dass oft ohne Hungergefühl gegessen wird. Das Ergebnis: Wir nehmen mehr Nahrung auf, als unser Körper tatsächlich benötigt.1Dies kann zu einem anhaltenden Gefühl von Trägheit und Erschöpfung führen und langfristig das Risiko für Übergewicht, Adipositas und damit verbundene Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 erhöhen.1,2
Hunger- und Sättigungsgefühle sind komplexe Prozesse, die durch ein Zusammenspiel verschiedener Mechanismen im Magen-Darm-Trakt und im Gehirn gesteuert werden.3 Dabei kann zwischen zwei Arten von Signalen unterschieden werden: homöostatische, körperliche Signale (Stoffwechselsystem) und hedonische (eher emotionale) Signale.1
Einerseits wird die Nahrungsaufnahme durch emotionale Signale wie dem Belohnungssystem des Gehirns gesteuert, das sich entlang der mesolimbischen Bahn befindet. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Neurotransmitter Dopamin, der bei der Wahrnehmung von schmackhaften Speisen oder nach längerer Nahrungskarenz ausgeschüttet wird. Diese chemischen Botenstoffe vermitteln positive Gefühle und verstärken den Belohnungseffekt, wodurch die Erwartung dieses Wohlgefühls zur Motivation für die Nahrungsaufnahme wird – unabhängig vom tatsächlichen Energiebedarf.1
Andererseits wird Hunger auch durch körperliche Signale ausgelöst. Hierbei ist das Hormon Ghrelin maßgeblich beteiligt, das bei leerem Magen freigesetzt wird. Über den Vagusnerv als eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Magen-Darm-Trakt und Gehirn werden diese Signale an den Hypothalamus weitergeleitet. Dort wird die Ausschüttung von bestimmten Neurotransmittern angeregt, welche sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die Energiespeicherung fördern.1,2
Das Sättigungsgefühl entsteht durch mehrere Mechanismen. Einer dieser Mechanismen ist die Dehnung der Magenwand während des Essens. Diese Ausdehnung löst über Mechanorezeptoren Sättigungssignale aus, die an das Gehirn weitergeleitet werden. Das bewusste Sättigungsgefühl setzt nach ca. 20 Minuten ein. Gleichzeitig stimuliert die Aufnahme von Nährstoffen im Darm die Ausschüttung verschiedener Sättigungs- und Verdauungshormone. Dazu gehören Leptin, Cholezystokinin (CCK), GLP-1, Insulin und Amylin, die das Sättigungsgefühl fördern und den Verdauungsprozess regulieren.1,2
Achtsames Essen hilft dabei, das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl wieder bewusster wahrzunehmen und fördert ein gesundes Essverhalten. Durch einfache Maßnahmen kann die Nahrungsaufnahme ihrer Patientinnen und Patienten bewusster und genussvoller gestaltet werden:2
Weitere Informationen zum Thema achtsame und bewusste Ernährung inkl. Beratungsmaterial für Ernährungsfachkräfte stellt das Bundeszentrum für Ernährung zur Verfügung.