Die Verläufe von Morbus Fabry können hochgradig verschieden und von vielzähligen Symptomen gekennzeichnet sein.1 Doch eines der häufigsten und alltäglichen Symptome ist Schmerz. In einer retrospektiven Analyse der Fabry Outcome Survey (FOS) gaben zwischen 65,3 % der betroffenen Frauen und 81,4 % der betroffenen Männer an, unter Schmerzen zu leiden.2
Die Schmerzen treten tendenziell früh im Leben auf, bei männlichen Patienten im Durchschnitt mit ca. 15 Jahren und bei weiblichen Patientinnen mit ca. 20 Jahren.2 Besonders neuropathische Schmerzen treten im Durchschnitt noch früher auf, mit ca. 9 Jahren bei Jungen und ca. 19 Jahren bei Mädchen.3
Generell werden die Schmerzen als brennend, stechend oder kribbelnd bezeichnet, allerdings beschreiben manche Patient:innen sie auch als drückend, quetschend, krampfartig oder elektrisierend.2,4 Typischerweise manifestiert sich der Schmerz distal in den Fingerspitzen, Händen, Zehen und Fußsohlen und kann weiter proximal ausstrahlen (Abb.1).5 Auch gastrointestinale Schmerzen sind möglich.6 Seltener sind Schulter- und Gelenkschmerzen sowie Zahnschmerzen.5
Anhand der Schmerzdauer, -ausbreitung und -intensität werden grob vier verschiedene Schmerzphänotypen bei Morbus Fabry unterschieden:
Abb. 1: Veranschaulichung, wie Schmerzen bei Morbus Fabry aus den distalen Gliedmaßen in den Körper hineinstrahlen.
Als die drei Hauptauslöser von Schmerzen gelten körperliche Aktivität wie bspw. Schulsport, thermale Stimuli oder Fieber.4 Zusätzlich berichten Betroffene auch von Attacken nach mentalem Stress oder Wetterumschwüngen.4
Der Ursprung der Schmerzen bei Morbus Fabry ist höchstwahrscheinlich neuropathisch.5 Ca. 76 % der männlichen Patienten und 64 % der weiblichen Patientinnen leiden an neuropathischen Schmerzen.3 Als mögliche Ursachen werden die krankheitsbedingten Ablagerungen von Globotriaosylceramid (Gb3) in den dorsalen Wurzelganglien vermutet.5 Auch die Ansammlung von Lyso-Gb3 in den Sensorneuronen könnte zu einer verstärkten Schmerzwahrnehmung führen.9
Zudem kann bei Erkrankten die Dichte der dünnen myelierten Aδ-Nervenfasern und der unmyelierten C-Nervenfasern verringert sein.5 Diese dienen der Temperaturwahrnehmung und die geringere Dichte wird mit einer zunehmenden Hitze- und Kälteschmerzwahrnehmung assoziiert.5
Zusätzlich wird eine inflammatorische Komponente vermutet, denn eine Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika und Antiphlogistika kann bei manchen Patient:innen Besserung bringen.5
Aufgrund der prominenten Schmerzproblematik und der hohen Prävalenz chronischer muskuloskelettaler Schmerzen erhalten ca. 25 % der Patient:innen zunächst fälschlicherweise eine rheumatische Diagnose.10 Aus diesem Grund ist eine strukturierte Schmerzanamnese nach den Kriterien der S1-Leitlinie Chronischer Schmerz essenziel.12 Zusätzlich sollten Patient:innen auch zu
befragt werden. Nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sollte bei Patient:innen mit Polyneuropathien und ausgeprägten neuropathischen Schmerzen auch an Morbus Fabry gedacht werden.13
Die Behandlung der Schmerzen erfolgt sowohl krankheits- als auch symptomorientiert. Eine frühzeitige Diagnose und damit einhergehend ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn mit einer Enzymersatztherapie (ERT) kann helfen, die Akkumulation von Gb3 und Lyso-Gb3 gering zu halten und so Schmerzen vorzubeugen.5 Gleichzeitig zeigten mehrere Studien, dass sich das Schmerzempfinden unter ERT verbessert.13-17
Symptomorientierte Ansätze umfassen nicht-pharmakologische Behandlungsformen.5 Diese umfassen psychische und physische Therapieformen zur Schmerzbewältigung und -vermeidung und der Behandlung von begleitend auftretenden Erkrankungen wie Depression.5 Es wird angeraten, mögliche Schmerzauslöser im Alltag zu vermeiden und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.1 Bei der medikamentösen Behandlung ist es wichtig, sie an bestehenden renalen und/oder kardialen Komorbiditäten anzupassen. Auch hier wird eine Orientierung an der Leitlinie zur Diagnose und nicht-interventionellen Therapie neuropathischer Schmerzen empfohlen.1,18
EXA/DE/FAB/0300_01/2025
* auf einer numerischen Skala bei der „0 = keine Schmerzen“ und „10 = der schlimmste vorstellbare Schmerz“ bedeutet.