Tattoos sind ein Dauerbrenner – genauso wie der Mythos, dass die permanenten Verzierungen Hautkrebs verursachen. Bei welcher Krebsart nun tatsächlich ein Zusammenhang festgestellt werden konnte, erfahrt ihr hier.
Sie sind längst im Mainstream angekommen: Tattoos. Rund ein Fünftel bis ein Drittel der Bevölkerung in vielen westlichen Ländern haben mindestens eins. Die steigende Popularität wirft seit Jahren Fragen zu möglichen Gesundheitsrisiken auf. Eine aktuelle Studie aus Schweden, veröffentlicht im eClinicalMedicine, untersuchte nun, ob es einen Zusammenhang zwischen Tattoos und dem Auftreten von malignen Lymphomen gibt. Die Ergebnisse deuten auf ein leicht erhöhtes Risiko hin – doch wie aussagekräftig sind diese Daten wirklich?
Maligne Lymphome werden grob in Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome unterteilt. Innerhalb der Gruppe von Non-Hodgkin-Lymphomen existieren viele Untergruppen – etwa das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) oder das follikuläre Lymphom.
Tattoofarben enthalten zum Teil potenziell krebserregende Substanzen. Zwar hat die European Chemicals Agency (ECHA) bereits 2022 eine Liste mit Beschränkungen veröffentlicht – ob in der Praxis ausschließlich REACH-konforme Farben zum Einsatz kommen, ist jedoch fraglich.
Typische Inhaltsstoffe von Tattoopigmenten sind etwa aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie verschiedene Metalle. Die inflammatorische Reaktion auf eine Tätowierung aktiviert das Immunsystem, die Pigmente werden über die Lymphknoten abgebaut – und teilweise dort eingelagert. Inwieweit das langfristig Auswirkungen auf das Krebsrisiko haben kann, war nun Gegenstand einer Studie.
Die Forscher nutzten die umfassenden Gesundheitsregister Schwedens, um alle Inzidenzfälle von malignen Lymphomen zwischen 2007 und 2017 zu erfassen. Die Teilnehmer waren bei der Diagnose zwischen 20 und 60 Jahre alt. Zu jedem Fall wurden drei alters- und geschlechtsentsprechende Kontrollpersonen ausgewählt, die zum Zeitpunkt der Diagnose noch kein Lymphom hatten.
Insgesamt waren 21 % der Lymphom-Betroffenen tätowiert, bei den Kontrollen 18 %. Nach Bereinigung um Einflussfaktoren wie Rauchen, Einkommen und Bildung zeigte sich bei tätowierten Personen ein um etwa 21 % höheres relatives Risiko, an einem malignen Lymphom zu erkranken (IRR = 1,21; 95 % Konfidenzintervall: 0,99–1,48).
Personen, die ihre erste Tätowierung innerhalb von zwei Jahren vor der Diagnose erhalten hatten, wiesen in den Daten das höchste Risiko auf (IRR = 1,81; 95 % KI: 1,03–3,20). Allerdings fand sich auch bei Personen, die schon vor über elf Jahren ihre erste Tätowierung erhielten, ein leicht erhöhtes Risiko (IRR = 1,19; 95 % KI: 0,94–1,50).
Überraschenderweise gab es keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung: Weder eine größere tätowierte Hautfläche noch der Einsatz farbiger Tinte war eindeutig mit einem höheren Lymphom-Risiko verbunden. Personen, die ihre Tattoos per Laser entfernen ließen, hatten in der Studie sogar ein deutlich höheres relatives Risiko. Das könnte daran liegen, dass beim Lasern giftige Abbauprodukte (z. B. aromatische Amine) entstehen können. Allerdings waren hier die Fallzahlen sehr klein – das Ergebnis ist also mit Vorsicht zu bewerten.
Die aktuelle schwedische Studie liefert erste Anhaltspunkte dafür, dass Tattoos möglicherweise mit einem leicht erhöhten Risiko für maligne Lymphome einhergehen – insbesondere für bestimmte Unterformen wie das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom. Bevor jedoch von einem eindeutigen Zusammenhang gesprochen werden kann, sind weitere, umfangreichere und langfristige Untersuchungen erforderlich.
Nielsen, C. et al. Tattoos as a risk factor for malignant lymphoma: a population-based case–control study. eClinicalMedicine, 2024. doi: 10.1016/j.eclinm.2024.102649
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