Eine akute oder chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse führt oft zu Mangelernährung. Wie ihr am besten vorzubeugen ist und welche Kriterien euch dabei helfen, sie festzustellen.
Die häufigste Magendarm-Erkrankung, mit der Patienten eine Klinik aufsuchen, ist die akute Pankreatitis. Während leichte und mittelschwere Entzündungen der Bauspeicheldrüse in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage von alleine vollständig ausheilen, können Patienten an der akuten nekrotisierenden und der chronischen Pankreatitis auch sterben.
Die Bauchspeicheldrüse sondert als exokrine Drüse Verdauungsenzyme in den Magen ab und als endokrine Drüse Hormone ins Blut. Weil sie somit für Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel von zentraler Bedeutung ist, droht Patienten mit einer geschädigten Bauchspeicheldrüse möglicherweise eine Mangelernährung.
Wie man eine unzureichende Versorgung mit Nährstoffen erkennt und behandelt, ist Thema der soeben aktualisierten S3-Leitlinie „Klinische Ernährung bei Pankreaserkrankungen“, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und unter Mitarbeit je einer schweizerischen und österreichischen Fachgesellschaft.
Eine ausreichende Nährstoffzufuhr ist bei der Pankreatitis so wichtig, dass die Autoren sie als „Eckpfeiler der Behandlung“ bezeichnen: Je näher die Nährstoffzufuhr dabei dem normalen Essen kommt, je mehr sie also den Verdauungstrakt beansprucht, desto besser. Das heißt konkret: Nur wenn essen einer „angepassten Vollkost“ nicht möglich ist, soll eine nasogastrale Sonde den Nahrungsbrei über die Nase in den Magen bringen.
Nur wenn der Magen nicht funktionsfähig ist, soll eine nasojejunale Sonde bis in den Darm führen. Und erst wenn eine Sondenernährung gar nicht möglich ist – etwa bei einem Darmverschluss – soll man auf eine parenterale Ernährung über die Vene umstellen.
Zahlreiche Studien belegen den medizinischen Sinn diese Abstufung. So zeigen etwa je ein Dutzend RCTs und Reviews, dass selbst bei schwerer akuter Pankreatitis eine enterale Ernährung sicher ist und gut vertragen wird und die Häufigkeit von Komplikationen, Multiorganversagen und Tod verringert. Denn die Ernährung über den Verdauungstrakt erhält laut Leitlinie die Integrität der Darmschleimhaut, stimuliert die Darmbewegungen, verhindert das Überwuchern mit Bakterien und erhöht die Durchblutung der Darmregion.
Muss man doch zu einer parenteralen Ernährung wechseln – zum Beispiel, wenn der Druck im Bauchraum über 20 mm Hg steigt –, sollen der Nährflüssigkeit Glutamin, jedoch keine Probiotika beigemischt werden.
Bei einer chronischen Pankreatitis kehren Entzündungen immer wieder – was dazu führt, dass Pankreasgewebe abstirbt und an seiner Stelle fibrotisches Bindegewebe entsteht. Zwangsläufig gibt die Bauchspeicheldrüse dann weniger Verdauungsenzyme ab, wodurch der Darm weniger Nährstoffe aufnehmen kann. Langfristig fehlen auch den Knochen Stoffe, sodass Osteopenie und Osteoporose die Folge sein können. Von den ersten Anzeichen einer Pankreatitis bis zur chronischen Form mit Mangelernährung dauert es bei übermäßigem Alkoholkonsum fünf bis zehn Jahre, sonst länger.
Ob ein Patient mangelernährt ist, sollte man mit den Kriterien der Global Leadership Initiative on Malnutrition, den GLIM-Kriterien, ermitteln. Der Augenschein reicht auf keinen Fall, da nur ein Viertel der Patienten untergewichtig und die Hälfte sogar übergewichtig bis fettleibig ist. Im Vergleich zum BMI ist deshalb die Handgriffstärke als Maß für den Muskelanteil ein verlässlicherer Parameter.
Auch nicht mangelernährten Betroffenen gibt die Leitlinie mit Empfehlung 21 einen goldenen Rat: „Patienten mit chronischer Pankreatitis und normalem Ernährungszustand sollten sich an eine ausgewogene Ernährung halten.“ Konsensstärke 100%.
Bildquelle: Diana Polekhina, Unsplash