Nasensprays sind um diese Jahreszeit ein Verkaufsschlager bei uns in der Apotheke. Welche Sprays wirklich was bringen und wann ihr sie empfehlen könnt.
Erkältungskrankheiten gehören zu den häufigsten Anliegen in der Apotheke. Die meistgestellte Frage dazu ist, ob man nicht etwas tun kann, damit sie schneller vorbeigehen. Außer viel Schlaf, genug Flüssigkeit und das Immunsystem unterstützenden Maßnahmen fällt den meisten dazu kaum mehr ein. Doch offenbar können salz- und gelhaltige Nasensprays mehr als nur befeuchten.
Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in The Lancet Respiratory Medicine, liefert neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit dieser Nasensprays bei akuten Atemwegserkrankungen. Die Ergebnisse zeigen, dass gel- und salzhaltige Nasensprays nicht nur die Krankheitsdauer signifikant verkürzen, sondern auch den Einsatz von Antibiotika reduzieren können. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Wissenschaft von Bedeutung, sondern auch für die Beratungspraxis in der Apotheke.
In einer randomisierten, kontrollierten Studie wurden 13.799 Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt:
Die primären Ergebnisse zeigten, dass gel- und salzhaltige Nasensprays die Dauer der Erkrankung im Durchschnitt um 20 % verkürzten (6,5 bzw. 6,4 Tage im Vergleich zu 8,2 Tagen bei Standardversorgung). Auch die Anzahl der verschriebenen Antibiotika wurde in den Nasenspray-Gruppen um mehr als 25 % reduziert. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial einfacher und kostengünstiger Interventionen.
Gelbasierte Sprays enthalten Polymere, die den pH-Wert der Nasenschleimhaut senken und so die Vermehrung von Viren hemmen. Laut der Studie können solche Sprays die Krankheitsdauer erheblich verkürzen. Produkte mit Inhaltsstoffen wie Carrageen, die ähnliche Mechanismen nutzen, sind auch in Deutschland erhältlich.
Salzhaltige Sprays wirken rein mechanisch, indem sie Viren und Bakterien aus der Nase spülen. Sie sind besonders geeignet für Patienten, die keine chemischen Zusätze wünschen. Die einfache Anwendbarkeit und die günstigen Kosten machen sie zu einer idealen Wahl für viele Kunden.
Die Ergebnisse der Studie bieten eine wertvolle Grundlage für die Beratung in der Apotheke: Gel- und salzhaltige Nasensprays können gezielt empfohlen werden, um die Symptome zu lindern und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Dabei ist es wichtig, die Unterschiede zwischen beiden Sprayarten zu erklären.
Die Anwendungshäufigkeit unterscheidet sich zwischen gelbasierten und salzhaltigen Nasensprays, da sie auf unterschiedlichen Wirkmechanismen basieren. Gelbasierte Nasensprays werden in der Regel zwei- bis dreimal täglich angewendet, abhängig von den Herstellerangaben. Eine regelmäßige Anwendung ist wichtig, um die Schutzwirkung aufrechtzuerhalten, insbesondere nach dem Naseputzen oder Kontakt mit potenziellen Erregern. Da sie mechanisch und ohne pharmakologisch aktive Wirkstoffe wirken, gibt es in der Regel keine strenge Begrenzung der maximalen Anwendung.
Salzhaltige Nasensprays hingegen können nach Bedarf bis zu sechs Mal täglich oder öfter angewendet werden. Ihre flexible Anwendung macht sie ideal für die akute Linderung von Symptomen, besonders bei starker Sekretbildung oder nach Aufenthalt in infektiösen Umgebungen.
Während gelbasierte Sprays also auch präventiv eingesetzt werden können, da sie aktiv einen Schutzfilm bilden, konzentrieren sich salzhaltige Sprays auf die mechanische Reinigung der Nase. Beide Sprayarten sollten vor der Anwendung durch Reinigung der Nase vorbereitet werden, um die Effektivität zu maximieren.
Die Ergebnisse der Studie sind nicht nur für die Beratung in Apotheken relevant, sondern auch für Ärzte, die im Rahmen des Antibiotika-Stewardship (ABS) tätig sind. Das Konzept des ABS hat das Ziel, den Einsatz von Antibiotika zu optimieren, um die Entwicklung und Verbreitung resistenter Erreger zu verhindern. Eine der Hauptstrategien besteht darin, den unnötigen Einsatz von Antibiotika bei viralen Infektionen zu reduzieren.
Die Studie zeigt, dass die Anwendung von gel- und salzhaltigen Nasensprays zu einer deutlichen Reduktion des Antibiotikaeinsatzes beiträgt, da in der Gruppe, die diese Sprays nutzte, der Einsatz von Antibiotika um mehr als 25 % im Vergleich zur Kontrollgruppe sank. Alternative Therapien können bei viralen Atemwegserkrankungen also nicht nur die Symptomlast der Patienten lindern, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Verringerung der Überverschreibung von Antibiotika leisten.
Ein wichtiger Aspekt, der sich aus der Studie ergibt, ist die Rolle von Ärzten in der Aufklärung der Patienten: Oftmals erwarten Patienten bei Erkältungen eine Antibiotika-Therapie, selbst wenn keine bakterielle Ursache vorliegt. Die Ergebnisse der Studie bieten Ärzten eine evidenzbasierte Grundlage, um die Patienten über den Nutzen von Nasensprays und anderen symptomatischen Behandlungsansätzen aufzuklären. Dies kann helfen, die Akzeptanz für alternative Therapien zu erhöhen und die Notwendigkeit einer Antibiotika-Therapie in vielen Fällen zu vermeiden.
Leider wurden die in Deutschland am häufigsten abgegebenen abschwellenden Nasensprays mit dem Wirkstoff Xylometazolinhydrochlorid in der Studie nicht untersucht. Ob diese dazu in der Lage sind, die Krankheitsdauer zu verkürzen, bleibt daher unklar. Abschwellende Sprays wirken, indem sie die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut verengen, wodurch die Schwellung schnell zurückgeht und die Atmung erleichtert wird. Allerdings können sie bei längerer Anwendung zu Nebenwirkungen wie einer trockenen oder gereizten Nasenschleimhaut führen. Zudem besteht das Risiko eines sogenannten Rebound-Effekts, bei dem die Schleimhäute nach dem Absetzen stärker anschwellen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen eindrucksvoll, dass Nasensprays eine effektive und kostengünstige Option zur Behandlung von Erkältungskrankheiten sind. Für die Apotheke vor Ort bieten sie eine Möglichkeit, sich durch fundierte Beratung und gezielte Produktempfehlungen von Online-Anbietern abzuheben. Mit der richtigen Strategie kann das pharmazeutische Personal nicht nur die Gesundheit ihrer Kunden fördern, sondern auch das Vertrauen in ihre Expertise stärken.
Bildquelle: Andrej Lišakov, Unsplash