Studien zeigen den Wert pharmakologischer HIV-Präexpositionsprophylaxen bei Risikogruppen. Deshalb hat die FDA ein Kombipräparat mit Tenofovir und Emtricitabin zugelassen. Ganz ohne Kondome werden Programme zur Gesundheitsvorsorge in Zukunft jedoch kaum funktionieren.
Egal, ob Antibabypille, Antibiotika oder Malariaschutz: Die Chemoprophylaxe über Arzneistoffe gilt als etablierter Weg in der Pharmazie. Schon seit Jahren versuchen Wissenschaftler, über diesen Weg das Risiko einer HIV-Infektion zu minimieren.
Zur Präexpositionsprophylaxe wurde in den USA bereits 2012 das Kombinationspräparat Truvada® mit Tenofovir und Emtricitabin zugelassen. Damit HIV-positive Menschen keine Resistenz gegen etablierte Wirkstoffe entwickeln, steht zu Beginn der Anwendung immer ein Labortest. Alle drei Monate sollten sich neuerliche Untersuchungen anschließen – sowohl zu HIV-Infektionen als auch zur Nierenfunktion.
Jetzt sprechen die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) explizit eine Empfehlung zur Präexpositionsprophylaxe (PreP) gegen HIV aus. Als mögliche Zielgruppen gelten heterosexuelle Frauen und Männer sowie homosexuelle Männer, die mit möglicherweise infizierten Partnern ungeschützten Verkehr hatten. Forscher berufen sich vor allem auf zwei Studien: „Antiretroviral Prophylaxis for HIV-1 Prevention among Heterosexual Men and Women“ sowie „Preexposure Chemoprophylaxis for HIV Prevention in Men Who Have Sex with Men“. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, sank um 75 beziehungsweise 44 Prozent. Darüber hinaus könnten Drogensüchtige, die Substanzen intravenös applizieren, von einer PreP profitieren.
Trotz entsprechender Empfehlungen aus Expertengremien bleibt eine Frage offen: Weder das CDC noch die FDA äußern sich, wer entsprechende Kosten tragen soll. Hier ist von etwa 10.000 US-Dollar pro Jahr die Rede. Aufgrund unterschiedlicher Arzneimittelpreise wären in Deutschland rund 10.000 Euro zu veranschlagen. Analysen zeigen zwar, dass – gemessen an einem Patientenleben – die Maßnahme durchaus kosteneffektiv wäre, aber über 20 Jahre bis zu zwei Millionen US-Dollar verschlingen würde. Von Einzelfällen abgesehen, erscheint auch in Deutschland eine Finanzierung durch gesetzliche Krankenkassen unwahrscheinlich zu sein. Bleiben noch Kondome als langjährig erprobte Maßnahme.