Erst liegt er noch gemütlich im Körbchen – im nächsten Moment steht Hasso heulend und bellend im Wohnzimmer. Von diesem Phänomen berichten seit einiger Zeit Tierhalter in Deutschland. Was hat es mit dem „Werwolf-Syndrom“ auf sich?
Plötzliche Panikattacken, Jaulen, unkontrollierte Bewegungen und epileptische Anfälle – diese Symptome werden seit Ende August 2024 deutschlandweit bei Hunden beobachtet. Die besorgten Halter konsultierten ihre Tierärzte – die wiederum sind zunächst ratlos, woher die schweren neurologischen Symptome kamen. Ähnliche Meldungen wurden auch aus Finnland, der Schweiz, den Niederlanden und Ungarn bekannt. Das Phänomen verbreitete sich schnell in den Sozialen Medien und wurde dort wegen des neurologischen Erscheinungsbildes als „Werwolf-Syndrom“ bezeichnet. Stand Januar wurden hierzulande etwa 40 bis 80 Fälle gemeldet.
Betroffen sind oftmals ältere mittelgroße bis große Hunde verschiedener Rassen. Oftmals zeigen mehrere oder alle Tiere in einem Haushalt Symptome. Schnell verbreitete sich die Vermutung, dass diese von Kauknochen aus China verursacht wurden. Die niederländische Lebensmittelbehörde (NVWA) warnt vor dem Verfüttern von Hundekauknochen der Marke Barkoo.
Toxikologische Untersuchungen der Kauartikel ergaben aber bisher keinen Hinweis. „Welcher Stoff genau verantwortlich ist, weiß man noch nicht. Es gibt Spekulationen, ob es vielleicht ein Pilzgift oder ein Stoff aus der Herstellung der Kauknochen ist“, so der Tierarzt Sebastian Sarter gegenüber dem WDR.
Wissenschaftler der Universitäten Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München haben nun zusammen mit spezialisierten Tierneurologen einen Fragebogen für Tierhalter entwickelt, um die rätselhaften Symptome und ihre Entstehung besser zu verstehen. Mögliche Auslöser und Risikofaktoren sollen so besser identifiziert werden können.
Akute Symptome können mit Anxiolytika bzw. Sedativa und Antikonvulsiva wie Phenobarbital, Pregabalin und Trazodon behandelt werden. Nach Erfahrungen von Tierärzten der TiHo Hannover verschwinden die Beschwerden aber nach einigen Wochen auch wieder. Haustierärzten wird geraten, dass sie Patienten mit den oben genannten Symptomen an spezialisierte Neurologen weiterleiten.
Zum Fragebogen für Tierhalter kommt ihr hier.
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