Es tut sich was in deutschen Betten: Cimex lectularius ist auf dem Vormarsch. Die Blutsauger übertragen möglicherweise Krankheitserreger wie MRSA oder Hepatitis C.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung.
Im Sommer und Herbst 2023 sah sich Frankreich mit einer Plage der besonderen Art konfrontiert: Bettwanzen (Cimex lectularius). Plötzlich gab es 65 Prozent mehr Einsätze von Kammerjägern gegen Bettwanzen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Eine Bettwanze. Quelle: CDC/CC0
Auch bei uns breiten sich die Plagegeister aus: „Die Bettwanzen-Situation in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren schlimmer geworden“, sagt Kai Scheffler, Bundesvorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands. Meist seien Hotels oder Gemeinschaftsunterkünfte betroffen, seltener Privathaushalte.
Ansonsten haben die Blutsauger – wenn auch seltener – Kreuzfahrtschiffe, Züge, Flugzeuge oder gar Krankenhäuser erobert. Am häufigsten reisen Bettwanzen als blinde Passagiere im Gepäck von Touristen um die Welt.
Bettwanzen sind kleine, flügellose Insekten, die als Parasiten hauptsächlich Menschen befallen. Sie erreichen eine Größe von etwa 3,8 bis 5,5 Millimetern und sind von rotbrauner Farbe. Nach einer Blutmahlzeit können sie bis zu 9 Millimeter groß werden und erscheinen dann dunkler. Ihre Körperform ist oval und stark abgeflacht: Sie passen perfekt in enge Ritzen und Spalten.
Die Insekten sind nachtaktiv. Sie werden von Körperwärme, Kohlendioxid und Körpergeruch angezogen. Eine Blutmahlzeit dauert etwa 3 bis 10 Minuten. Dabei wird der Stechrüssel mit gezähnten Mandibeln und Maxillen in die Haut gebohrt. Im Rüssel selbst befinden sich zwei Kanäle: einer für die Blutaufnahme und einer für den Speichel, der gerinnungshemmend und betäubend wirkt. Menschen bemerken den Stich meist nicht sofort.
Unangenehm wird es erst später: Der Speichel der Blutsauger verursacht Juckreiz, von der Intensität her mit einem Mückenstich vergleichbar. Differenzialdiagnostisch kommen bei den Beschwerden andere Insekten infrage, auch Flöhe, Milben oder Läuse.
Läsionen durch Bettwanzen. Quelle: James Heilman, MD/Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Die Hautreaktion fällt von Person zu Person unterschiedlich aus. Einige Menschen reagieren nicht auf Proteine des Speichels. Bei anderen kommt es zu starkem Juckreiz, Pusteln, Blasen oder Quaddeln. Zur Lokaltherapie eignen sich Polidocanol oder Glukokortikoide. Bei starken Beschwerden sind auch orale Antihistaminika möglich. Nach dem Aufkratzen der Läsionen kann es zu bakteriellen Superinfektionen kommen. Hier kommen topische Antibiotika oder Antiseptika zum Einsatz.
„Bettwanzen sind nicht dafür bekannt, Krankheiten auf Menschen zu übertragen“, schreiben die US Centers for Disease Control and Prevention auf ihrer Website. Ob sie Recht haben, ist angesichts einer Vielzahl an Studien fraglich.
Laut ihnen ist die Übertragung von Erregern möglich, falls drei Kriterien erfüllt werden:
Alles in allem ist die Studienlage noch unbefriedigend. Von der Hand weisen lassen sich Hinweise auf eine Gefahr jedoch nicht.
Hinweis auf Bettwanzen an einem Bettrahmen. Quelle: Mitumial/Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0Umso wichtiger ist, den Kontakt mit Bettwanzen zu vermeiden. Einige Tipps:
Zusammenfassung für Eilige:
Bildquelle: Ave Calvar, Unsplash