Die chronische Herzinsuffizienz (HF) ist mit etwa 3-4 Millionen betroffenen Patient:innen in Deutschland eine weit verbreitete Erkrankung, die jedes Jahr bei rund 40.000 Menschen tödlich endet.1 Neben der Grunderkrankung sind viele HF-Patient:innen auch von schwerwiegenden Komorbiditäten betroffen. Nach Typ-2-Diabetes (T2D) ist die chronische Nierenkrankheit (CKD) mit einer Prävalenz von 40-50 % eine der häufigsten Begleiterkrankungen bei HF.2
Moderne Behandlungsoptionen wie SGLT-2 Inhibitoren haben das Potenzial, das Risiko von Morbidität und Mortalität sowohl bei HF als auch bei CKD signifikant zu reduzieren.3-5 Doch wie sieht die tatsächliche Versorgungsrealität betroffener Patient:innen aus? Die InspeCKD-Studie, die sich primär auf das Screening und die Diagnose von CKD in Deutschland konzentriert, hat neue Einblicke in die Versorgung von Patient:innen mit HF und CKD geliefert.6
Die Ergebnisse zeigen, dass die Versorgung von HF-Patient:innen in Bezug auf die Komorbidität CKD in Deutschland einer deutlichen Optimierung bedarf. Denn trotz einer hohen Prävalenz von CKD bei HF-Patient:innen wird das Screening auf eine Nierenkrankheit, wie die Messung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und der Albumin-Kreatinin-Quotient (UACR), nicht ausreichend durchgeführt.6
Diese diagnostischen Maßnahmen sind entscheidend für die Früherkennung von CKD, da sie eine frühzeitige Intervention ermöglichen.5 Ein regelmäßiges Screening könnte die Diagnoserate deutlich erhöhen und die Behandlungsergebnisse durch den frühzeitigen Einsatz geeigneter Therapieoptionen verbessern. Screenen Sie deshalb Ihre Risikopatient:innen regelmäßig auf eine CKD.
Die Therapie von HF-Patient:innen, die bereits eine CKD diagnostiziert bekommen haben, steht im Schnittpunkt zweier Leitlinien: sowohl die KDIGO als auch die ESC sprechen in diesem Fall eine 1A Empfehlung für die Behandlung mit einem SGLT-2 Inhibitor aus.3-5 Der Einsatz eines SGLT-2 Inhibitors bietet die Möglichkeit, das Fortschreiten der CKD bei HF-Patient:innen zu verlangsamen und die Prognose insgesamt zu verbessern. 6,4 Abbildung 1 Therapie der CKD bei Patient:innen mit HF und CKD-Diagnosea. Neu begonnen am und innerhalb von 26 Wochen nach dem Indexdatum und zuvor unbehandelt mit dem entsprechenden Medikament oder der Medikamentenkombination;. b. Die leitliniengerechte CKD-Therapie umfasst die Behandlung mit RASi + SGLT-2i oder RASi + SGLT-2i + sMRA oder RASi + sMRA; CKD: chronische Nierenerkrankung; RASi: Renin-Angiotensin-System-Inhibitor; SGLT-2i: Natrium-Glukose-Cotransporter-2-Inhibitor; sMRA: steroidaler Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonist.6,7.
Einen kurzen Überblick über die aktuellen Leitlinienempfehlungen sowie einen tieferen Blick in die auf dem ESC-Kongress präsentierten InspeCKD-Daten und deren Bedeutung für die Praxis finden Sie in unserem Vodcast mit Univ.-Prof. Dr. med. Dirk Westermann aus dem Universitäts-Herzzentrum Freiburg:
Hausärzt:innen spielen eine zentrale Rolle in der Versorgung von HF-Patient:innen und der Prävention sowie frühen Diagnose von Komorbiditäten wie CKD. Als primäre Anlaufstelle sehen sie ihre Patient:innen regelmäßig und können durch gezielte Screening-Maßnahmen von Risikopatient:innen zur Früherkennung beitragen.
Diese Aufgabe liegt jedoch nicht allein in der Hausarztpraxis. Insbesondere bei multimorbiden Patient:innen mit hoher Komorbiditätslast kann die frühe Diagnose eine Herausforderung darstellen.
Entscheidend ist die kontinuierliche Kontrolle der Nierenfunktion – unabhängig davon, ob sie durch Haus- oder Fachärzt:innen erfolgt. Eine enge intersektionale Zusammenarbeit kann helfen, Versorgungslücken zu vermeiden und eine konsistente Betreuung zu sichern, wodurch eine optimierte Versorgung durch abgestimmte Diagnostik, kontinuierliche Kommunikation und gemeinsame leitliniengerechte Therapien erreicht werden kann.