Allzu oft ist die Diagnose einer Fettlebererkrankung ein Zufallsbefund. Viele Betroffene bleiben asymptomatisch oder haben unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Druck- und Völlegefühl im rechten Oberbauch. Auch Blähungen, Durst oder Schlafstörungen können erste Anzeichen sein. Ein typisches Erkrankungsbild zeigt sich in der Regel erst, wenn irreversible Schädigungen vorliegen.
Mit derzeit weltweit 25 % ist NAFLD (Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung) die häufigste chronische Lebererkrankung, die in der westlichen Welt immer häufiger wird.1,2,3 Bis 2040 wird erwartet, dass mehr als die Hälfte der Erwachsenen eine NAFLD entwickelt.1 International wird von MASLD (Metabolic Dysfunction-Associated Steatotic Liver Disease) gesprochen, um Stigmatisierungen trotz der Verneinung des Begriffs Alkohol zu vermeiden.4,5 Die Bildsprache von der „Fettleber“ ist für Betroffene viel verständlicher.
Eine NAFLD ohne Alkoholabusus steht meist in Zusammenhang mit Übergewicht/zentraler Adipositas, Dyslipidämie, oxidativem Stress, Insulinresistenz, Bluthochdruck und anhaltenden Anomalien bei Leberfunktionstests.2,6 Zudem gerät die enge Verknüpfung zwischen dem Darm und der Leber – die „Darm-Leber-Achse“ –zunehmend in den Fokus der Forschung.6,7 Die enge Assoziation mit einer sehr hohen Fruktosezufuhr wird ebenfalls weiter untersucht.8
Die komplexe Pathophysiologie von Fettlebererkrankungen wird weiterhin erforscht. Im Allgemeinen ist NAFLD ein Sammelbegriff für ein breites Spektrum von Leberschäden, die auf eine Schädigung der Hepatozyten, entzündliche Prozesse und Fibrose zurückzuführen sein können.2 Die Bezeichnung NAFLD umfasst die Fettlebererkrankungen NAFL (Non-Alcoholic-Fatty Liver), NASH (Non-Alcoholic-Steatohepatitis), NASH-Fibrose und NASH-Zirrhose.3 NASH wird inzwischen international durch MASH ersetzt (Metabolic Dysfunction-Associated Steatohepatitis).4,5 Bei einem Teil der Betroffenen besteht eine enge Beziehung zum metabolischen Syndrom, insbesondere zur Insulinresistenz.2 Bei anderen Erkrankten scheinen bestimmte Infektionen, Medikamente, Toxine und angeborene/erworbene Stoffwechselerkrankungen wie Lipodystrophie beteiligt zu sein.2
NAFLD (bzw. MASLD) wird oft „als metabolische Manifestation des metabolischen Syndroms“ angesehen, allerdings sind die Interaktionen mit dem metabolischen Syndrom inklusive Adipositas und Diabetes mellitus viel komplexer als früher angenommen.1
Eine Fettlebererkrankung kann von leichteren Formen (Steatose) bis hin zu schwereren Formen bzw. Folgeerkrankungen reichen – von der NASH bis hin zu fortgeschrittener Leberfibrose, Leberzirrhose, Leberversagen, zum hepatozelluläres Karzinom (HCC) oder seltener zum intrahepatischen Cholangiokarzinom (iCCa).3 Eine fortgeschrittene Fibrose ist der wichtigste Prädiktor für Morbidität und leberbedingte Mortalität.2
Wenn Risikofaktoren für die Entwicklung einer NASH vorliegen, wie Übergewicht/Adipositas und/oder weitere Anzeichen eines metabolischen Syndroms, sollte zunächst eine nicht-invasive Abklärung erfolgen.3 Die histologische Beurteilung mittels Leberbiopsie ist nach wie vor der Goldstandard für die Diagnose der NASH, die definiert wird durch das Vorhandensein einer Lebersteatose (> 5 %), ballonierte Hepatozyten und eine lobuläre Inflammation.3
Eine zugelassene, von den Komorbiditäten (Typ-2-Diabetes, Hyperlipoproteinämie, Adipositas mit BMI >30 kg/m²) unabhängige pharmakologische Therapie für NAFLD gibt es derzeit nicht.3 Die zugrundeliegenden Erkrankungen müssen behandelt werden. Eine adipositaschirurgische Therapie ist Personen mit einem BMI > 40-50 kg/m² vorbehalten.
Eine Lebensstiländerung mit Gewichtsreduktion sind daher Hauptpfeiler der Therapie, um schwerwiegendere Leberfolgen zu verhindern. Bei übergewichtigen und ädipösen Personen ist eine Gewichtsreduktion von mindestens 5 % empfohlen, um Steatose, Insulinsensitivität, Entzündungsprozesse und Transaminasen zu verbessern.3 Dabei eignet sich z. B. eine mediterrane Ernährung. Selbst moderaten Alkohol- und Nikotinkonsum sollten Betroffene reduzieren oder ganz einstellen. Die angestrebte Lebensstiländerung umfasst auch mehr körperliche Aktivität. Dies wird ebenfalls normalgewichtigen Personen mit NAFLD zum Muskelaufbau empfohlen,3 da wenig Muskelmasse, viel Bauchfett und sitzende Tätigkeiten zu den NAFLD-Risikofaktoren zählen.
Genauere Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten von Fettlebererkrankungen sind in der aktualisierten S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten zu finden.