Von Beleidigungen bis hin zu Tritten und Schlägen – Gewalt gegen medizinisches Personal nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Wir wollen von euch wissen, wie sicher ihr euch fühlt und was ihr bereits erlebt habt.
Eine Klinik-Mitarbeiterin wird im Krankenhaus von einem Mann mit einer Armbrust erschossen. In Berlin schlagen drei Männer einen Arzt zu Boden. In Essen wurden sechs Mitarbeiter des Elisabeth-Krankenhauses von Angehörigen eines Patienten angegriffen – eine 23-jährige Angestellte muss daraufhin stationär behandelt werden. Das sind nur drei aktuelle erschreckende und fatale Beispiele von Gewalt gegenüber medizinischem Personal und Menschen aus dem Gesundheitswesen.
„Leider sind es keine Einzelfälle und leider ist es auch keine gefühlte Wahrnehmung, denn die Zahlen zeigen einen deutlichen Anstieg von Gewalterfahrungen des pflegerischen und ärztlichen Personals in Krankenhäusern“, sagt Peter Bobbert vom Marburger Bund.
Insgesamt hat die Gewalt gegen Gesundheitspersonal in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Allein in Krankenhäusern hätten die Übergriffe in den vergangenen 5 Jahren mäßig (53 %) oder deutlich (20 %) zugenommen, ergibt eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). In den Praxen ist das Bild kein anderes: Laut KBV haben 2023 80 % der Ärzte mindestens Beschimpfungen, Beleidigungen und Drohungen erlebt – 43 % gar körperliche Übergriffe.
Als Ursache für die Gewalt nennen Ärzte „gestiegenes Anspruchsdenken von Patientinnen und Patienten, das teilweise von den Krankenkassen und der Politik geschürt wird. Häufig geht es dabei um zeitnahe Termine, Rezepte oder bestimmte Untersuchungen, die eingefordert werden. Gleichzeitig sind den Angaben der Praxen zufolge viele Patienten frustriert.“
Prof. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG, kommt jedoch zur Schlussfolgerung: „Gewalt gegen Krankenhausbeschäftigte ist inakzeptabel. Gesellschaftliche Schieflagen dürfen nicht auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Notaufnahmen und Stationen abgewälzt werden. Selbstverteidigungskurse für Pflegekräfte, Videoüberwachung in Krankenhausfluren oder abgeschottete Sicherheitsbereiche dürfen nicht als neue oder gar hinzunehmende Normalität akzeptiert werden.“
Einerseits sei es ein gesamtgesellschaftliches Problem, das auch von der gesamten Gesellschaft gelöst gehört und nicht hingenommen werden dürfe. Die Taten müssten geächtet werden und weit härter bestraft werden, so die BÄK. Neben Beratungsleistungen, Deeskalationskursen bis hin zu Sicherheitstrainings, die von ärztlichem Personal durchgeführt werden, sei es jedoch an der Politik, gegenzulenken. Dass das Thema nicht neu ist, zeigte die bereits erste Verschärfung der Strafen bei Gewalt gegen Ärzte in 2020. Eine Neuauflage stand in diesem Jahr an, mit dem Änderungsentwurf des Strafgesetzbuches, das entsprechende Taten wesentlich verschärfen sollte. Allein: Der Antrag wurde abgelehnt.
Wie ist eure Meinung – gehören die Gesetze weiter verschärft? Habt ihr entsprechende Erfahrungen gemacht? Nehmt gern an unserer Umfrage dazu teil.
Bildquelle: Oner Mopos, Unsplash