Minister Lauterbach will die RKI-Aufspaltung selbst ohne parlamentarische Mehrheit durchpeitschen, im Kongo wütet ein neues Virus und Mangelernährung führt zu 55.000 vermeidbaren Todesfällen in Kliniken. Diese Themen gibt’s in unseren News-Bites!
Nach dem Ende der Ampelkoalition und dem Verlust der Parlamentsmehrheit versucht Gesundheitsminister Karl Lauterbach, seine umstrittene Aufspaltung des Robert-Koch-Instituts (RKI) per Verwaltungserlass durchzusetzen – so das RedaktionsNetzwerk Deutschland. Geplant ist ein neues „Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit“, das Teile des RKI und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vereinen soll. Der Bundestag kann nach dem Koalitionsaus darüber nicht mehr abstimmen, was die Union scharf kritisiert.
„In geradezu fanatischer Torschlusspanik versucht Karl Lauterbach offenbar, Tatsachen zu schaffen, für die es nie eine Mehrheit im Parlament gab“, erklärte Tino Sorge. „Eine derartige Kurzschlusshandlung eines Ministers auf Abruf wäre nicht hinnehmbar.“
Fachleute und die Opposition warnen vor der Trennung, da übertragbare und nicht-übertragbare Krankheiten eng zusammenhängen. Die Union spricht von einem „Angriff auf die Integrität des RKI“ und einem Affront gegen den Bundestag. Gesundheitsökonomische Experten befürchten zudem einen erheblichen Imageverlust des international angesehenen Instituts.
Im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) sorgt aktuell eine unbekannte Erkrankung für Aufsehen. Laut WHO gibt es bisher 406 Fälle der „Krankheit X“ mit 31 bestätigten Todesfällen, lokale Behörden sprechen hingegen von 143 Todesfällen. Besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder. Die grippeähnlichen Symptome beinhalten Fieber, Kopfschmerzen und Atemprobleme, der Africa CDC berichtet von ersten Hinweisen, dass die Krankheit über die Luft übertragen wird. Aktuell werden Labortests durchgeführt, um einen möglichen Erreger zu identifizieren, allerdings können zum jetzigen Zeitpunkt auch Umwelteinflüsse als Auslöser nicht ausgeschlossen werden.
Da die betroffenen Regionen in der DRK sehr abgelegen sind, wird das Risiko einer schnellen Ausbreitung derzeit als gering eingeschätzt. Allerdings macht eben dies die Versorgung der Betroffenen schwierig, da Gesundheitsexperten mehrere Tage brauchen, um das Gebiet zu erreichen. Zudem ist die Versorgung vor Ort schlecht; es fehlen Blutkonserven und es wird geschätzt, dass 40 % der Bevölkerung der betroffenen Region Panzi unterernährt sind – bei Kindern sind es sogar schätzungsweise 60 %.
Jeder vierte Patient im Krankenhaus ist mangelernährt – und bleibt unbehandelt. Folge: Eine unnötig hohe Sterblichkeitsrate aufgrund vermeidbarer Umstände. So sterben laut Daten der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) jährlich rund 200.000 mangelernährte Personen in Krankenhäusern. „Ein systematisches Ernährungsmanagement könnte jährlich rund 55.000 Todesfälle vermeiden“, erklärt Prof. Matthias Pirlich, Endokrinologe und DGEM-Vizepräsident.
Welche Patientengruppen mit Ernährungsproblemen zu kämpfen haben, weiß DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß: „Betroffen sind vor allem ältere oder chronisch kranke Personen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ausreichend und angemessen ernährt sind oder aus Krankheitsgründen Probleme mit der Ernährung haben, das tritt vor allem bei Krebs auf.“ Ursache der Probleme sind zudem weniger das Krankenhausessen selbst, als dass die Patienten schon mit entsprechenden Mangelerscheinungen eingeliefert werden. Bei einem Satz von 6 Euro pro Belegungstag und Patient könne allerdings kaum eine „qualitativ hochwertige Ernährungsversorgung geleistet werden“ – so DGEM-Präsident Gert Bischoff.
Ernährungsmediziner und Kliniken fordern verpflichtende Screenings bei der Aufnahme sowie spezialisierte Ernährungsteams, um individuelle Therapiepläne zu erstellen und die Genesung zu unterstützen. Qualitätsverträge zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen sollen die Finanzierung solcher Maßnahmen sichern. Entsprechende Grundlagenarbeit hatte der G-BA bereits 2022 geschaffen, auch die Prüfung und Zulassung könnte durch das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zentral geleitet werden. Allein – es läuft schleppend an.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney