Milch ist ungesund, sorgen sich die einen – Milch liefert wichtige Nährstoffe, wissen die anderen. Fakt ist: Pflanzliche Alternativen laufen dem Tierprodukt zusehends den Rang ab. Die aktuelle Empfehlung der DGE könnte nicht allen schmecken.
Das Unleugbare zuerst: Kuhmilch und Milchprodukte enthalten essenzielle Nährstoffe wie Riboflavin, Vitamin B12, Calcium, Jod, Zink, Kalium, Phosphor sowie einige unentbehrliche Aminosäuren. Die entsprechend positiven gesundheitlichen Effekte haben die DGE nun dazu bewogen, den Verzehr von Milch und Milchprodukten zu empfehlen: 2 Portionen täglich sollen es pro Erwachsenem sein, um Bluthochdruck und ernährungsbedingten Krankheiten vorzubeugen und die Knochenmineraldichte zu stärken.
In Deutschland lag man zuletzt bei 83 kg pro Person im Jahr. Das entspricht rund 230 g je Tag und bedeutet, dass rund 10 % des täglichen Energiebedarfs von Milchprodukten gedeckt werden. Vor allem für die Versorgung mit Calcium ist Milch die wichtigste Quelle. Seit den 2000ern zeigt sich in Sachen Konsumverhalten, dass immer weniger Milch getrunken, dafür aber mehr Käse gegessen wird. Warum wir uns in Deutschland damit selbst einen Gefallen getan haben, zeigte nun eine weitere Studie.
Forscher kamen zum Ergebnis, dass die Aufnahme fermentierter Milch – also in Form von Käse, Joghurt, Molke, Quark oder (Kaffee)Sahne – mit einem verringerten Risiko für Darmkrebs sowie für Typ-2-Diabetes einschließlich einer verbesserten Magen-Darm-Gesundheit assoziiert ist. Insbesondere die Bakterienkulturen von Streptococcus thermophilus, Lactobacillus delbrueckii subsp. bulgaricus und Bifidobacterium- und Lactobacillus-Stämmen kommen dabei im Magen-Darm-Trakt an und helfen insbesondere bei der Lactoseverdauung und -toleranz.
Nun greifen immer mehr Bürger seit einigen Jahren zu pflanzlichen Ersatzprodukten – was sich mittlerweile in einem breiten Angebot widerspiegelt. Allein in NRW registrierte die Verbraucherzentrale 71 unterschiedliche Milchalternativen. Als Ersatzprodukte fungieren in erster Linie Hülsenfrüchte, Nüsse oder Getreide. In Sachen Nährstoffe enthalten die Pflanzenprodukte gegenüber Kuhmilch weniger gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterol. Vor allen Dingen enthält die pflanzliche Milch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Je nachdem, welches Ersatzprodukt verwendet wird, ist auch der Gehalt von Kohlenhydraten und Zucker niedriger als beim tierischen Produkt.
Allerdings sah man auch hier gesundheitliche Vorteile. So können die Produkte Menschen helfen, deren bisheriger Milchkonsum weit über dem empfohlenen Maß lag, ohne Verzicht zu drosseln. Zudem haben sowohl Menschen mit Lactoseintoleranz als auch mit Allergien so Konsum-Alternativen. Die großen Unterschiede in der Nährstoffdichte (aufgrund der zahlreichen möglichen Ersatzvarianten) machte es der DGE allerdings unmöglich, eine allgemeine Empfehlung für die Produkte herauszugeben. Fest steht, dass die pflanzlichen Alternativen kaum an den Nährstoffgehalt von Milch herankommen und in jedem Fall über zugesetzte Stoffe verfügen sollten. Zudem müssten vegetarisch oder vegan lebende Menschen über eine auskömmliche Zufuhr genau informieren, um den Körper keiner Mangel- oder Unterversorgung auszusetzen.
Zuletzt führte die DGE noch den Pluspunkt des sozialen und ökologischen Aspekts bei der pflanzlichen Ernährung auf: So weist Pflanzenmilch niedrigere Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und geringere Umweltbelastung durch Landnutzung auf. Eben diese Belastung des Ernährungssystems, das die Verschlechterung von Bodenqualitäten, Überdüngung von Weiden, Luft- und Wasserverschmutzung mit sich bringt, ist mit erheblichen Problemen und Erschwernissen der künftigen Versorgung verbunden.
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