Die Liste der Impfungen für Kinder ist lang – und es kommen immer wieder neue Empfehlungen hinzu. Hier ist euer Fahrplan zur richtigen Elternberatung.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung.
Wie lauten die Empfehlungen der STIKO zu den Impfungen vom Säuglings- bis Jugendalter für diesen Winter? Nicht alles ist anders geworden, aber einige wichtigen Änderungen und Ergänzungen gilt es zu berücksichtigen. Vor allem aber zeigen große Impflücken und bei der Grundimmunisierung ausbleibende Komplettierungen große Probleme beim Umsetzen der schon bisher geltenden Impf-Empfehlungen auf. Wie lassen sich diese Hürden leicht überwinden? Ein klarer Fahrplan kann dabei helfen.
Die STIKO empfiehlt eine RSV-Prophylaxe für alle Neugeborenen und Säuglinge mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab unabhängig vom Gestationsalter und von möglichen Risikofaktoren als Einmaldosis vor bzw. in ihrer ersten RSV-Saison.
Säuglinge, die zwischen April und September geboren sind, sollen Nirsevimab möglichst im Herbst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison erhalten. Neugeborene, die während der RSV-Saison (üblicherweise zwischen Oktober und März) geboren werden, sollen Nirsevimab möglichst rasch nach der Geburt bekommen.
Immunisierung gegen Rotaviren (RV): Bei der Impfung gegen RV handelt es sich um eine Schluckimpfung mit einem oralen Lebendimpfstoff. Je nach verwendetem Impfstoff werden ab dem Alter von ≥ 6 Wochen zwei (Rotarix®) bzw. drei (RotaTeq®) Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von vier Wochen verabreicht. Die STIKO empfiehlt dringend, die Impfserie frühzeitig – spätestens bis zum Alter von ≤ 12 Wochen – zu beginnen und vorzugsweise bis zum Alter von ≤ 16 Wochen (Rotarix®) bzw. von 20–22 Wochen (RotaTeq®) abzuschließen. Die Impfserie muss für Rotarix® auf jeden Fall bis zum Alter von ≤ 24 Wochen und für RotaTeq® bis zum Alter von ≤ 32 Wochen abgeschlossen sein.
Ab dem Alter von zwei Monaten sollten rasch drei Grundimmunisierungs-Impfungen gegen acht Krankheiten realisiert werden. Um diese leichter umsetzen zu können, weist die STIKO ausdrücklich darauf hin, dass auch drei Injektionen in einer Sitzung durchgeführt werden können. Da im ersten Lebensjahr nur in den Vastus lateralis am Oberschenkel geimpft werden soll, können dafür auf einer Seite zwei Impfungen im Abstand von mindestens 2 cm injiziert werden.
Eine 2+1 Grundimmunisierung (Monate 2, 4, 11), bzw. bei Frühgeborenen 3+1 Grundimmunisierung (Monate 2, 3, 4, 11) soll mit einem 6-fach-Impfstoff erfolgen gegen Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Pertussis, Hepatitis B, Hämophilus influenzae B (HiB) sowie gegen Pneumokokken.
Zur Vorbeugung von Pneumokokken-Erkrankungen empfiehlt die STIKO u. a. die generelle Säuglingsimpfung gegen Pneumokokken mit einem Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV13 oder PCV15). Reifgeborene Säuglinge werden nach einem 2+1-Impfschema gegen Pneumokokken geimpft, frühgeborene Säuglinge (Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche) nach einem 3+1-Schema (im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten). Die Impfung soll möglichst bis zu einem Alter von 24 Monaten abgeschlossen werden.
Als Standard-Impfung gegen Meningokokken Serogruppe B für alle Säuglinge und Kleinkinder < 5 Jahren empfiehlt die STIKO:
Für diese Gruppe stehen Impfstoffe gegen Influenza zur Verfügung. Die STIKO empfiehlt (noch) keine generelle Grippe-Impfung ab dieser Altersgruppe, aber es gibt eine Empfehlung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens wie z. B.:
Außerdem wird eine Impfung für alle weiteren Personen in jedem Lebensalter ab dem 7. Lebensmonat empfohlen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden könnten.
Die STIKO empfiehlt generell eine zweimalige Masern-Mumps-Röteln(MMR)-Varizellen(VZV)-Impfung: Die 1. Impfung im Alter von 11–14 Monaten, bei Kitabesuch bereits ab 9 Monaten. Zur Reduzierung des Fieberkrampf-Risikos sollte bei Kindern unter 5 Jahren bei zeitgleicher Impfung bevorzugt MMR und VZV monovalent an verschiedenen Körperstellen injiziert werden. Die 2. Impfung im Alter von 15–23 Monaten kann als MMRV-Kombinationsimpfstoff verabreicht werden. Der Abstand zwischen 1. und 2. Impfung sollte mindestens vier Wochen betragen.
Weiter empfiehlt die STIKO als Standardimpfung gegen Meningokokken Serogruppe C die einmalige Dosis eines Konjugat-Impfstoffs im Alter von 12 Monaten. Eine fehlende Impfung soll bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Für Kinder und Jugendliche im Alter von 2–17 Jahren mit Immundefizienz, sonstigen chronischen Krankheiten (s. o.) sowie mit anatomischen und/oder Fremdkörper-assoziierten Risikofaktoren (z. B. Liquorfistel oder Cochlea-Implantat) und damit einem erhöhten Risiko für eine Pneumokokken-Meningitis empfiehlt die STIKO weitere Impfungen gegen Pneumokokken als Indikationsimpfung. Zur breiteren Serotypenabdeckung soll eine sequenzielle Impfung mit PCV13 oder PCV15 (Grundimmunisierung s. o.) gefolgt von PPSV23 (23-valenter Pneumokokken Polysaccharid-Impfstoff) im Abstand von sechs bis zwölf Monaten verabreicht werden. Aufgrund der begrenzten Schutzdauer von PPSV23 wird empfohlen, die Impfung mit PPSV23 mit einem Mindestabstand von sechs Jahren zu wiederholen.
Als Auffrischimpfung: 3-fach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten. Es soll ein hierfür zugelassener Auffrisch-Impfstoff verwendet werden. Das häufige Versäumnis dieser Impfung gilt als wichtige Ursache für den massiven Anstieg von Pertussis-Erkrankungen seit 2024.
Eine HPV-Impfung sollte im Alter von 9–14 Jahren erfolgen – optimalerweise vor dem ersten Sexual-Kontakt. In dieser Altersgruppe sind nur zwei Impfdosen erforderlich. Dagegen sollen bei Beginn der Impfserie ab dem 15. Lebensjahr, oder wenn der Abstand zwischen erster und zweiter Impfung weniger als fünf Monate beträgt, drei Impfdosen gegeben werden. Versäumte Impfungen sollen bis spätestens zum Alter von 18 Jahre nachgeholt werden. Die Impfstoffe sind aber ab neun Jahre für jedes Lebensalter zugelassen – ausdrücklich auch für Jungen und Männer!
Eine Auffrischimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis sollte in diesem Alter mit einem der hierfür zugelassenen Auffrisch-Impfstoffe erfolgen. Lebenslang sollen im Abstand von zehn Jahren weitere Auffrischimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und (zumindest ein weiteres Mal) auch Pertussis durchgeführt werden. Diese sind auch früher als fünf Jahre nach der letzten Dosis möglich. Grundsätzlich besteht weder bei Tetanus noch bei anderen Impfstoffen die Gefahr einer Überimpfung. Gegen Poliomyelitis müssen keine routinemäßigen Auffrischimpfungen mehr vorgenommen werden nach dem vollendeten 18. Lebensjahr, wenn nach korrekter Grundimmunisierung im Säuglings-/Kleinkindesalter (s. o.) diese Auffrisch-Impfung im Alter von 9–16 Jahren durchgeführt wurde.
Kurze Zusammenfassung für Eilige:
Frühe Schutzimpfungen: RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab für Neugeborene vor der ersten RSV-Saison; Rotavirus-Schluckimpfung ab 6 Wochen; 6-fach-Impfung (Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis, Pertussis, Hepatitis B, HiB) und Pneumokokken-Impfung nach 2+1 oder 3+1 Schema.
Kleinkind- und Jugendimpfungen: MMR-Varizellen-Impfung ab 11 Monaten, Meningokokken-B- und C-Impfungen bis 5 Jahre; HPV-Impfung zwischen 9–14 Jahren; regelmäßige Auffrischungen gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis.
Spezielle Empfehlungen: Pneumokokken- und Influenza-Impfungen für Risikopatienten; Nachholimpfungen bis spätestens 18 Jahre; nächste STIKO-Änderungen im Januar 2025 erwartet.
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