Adipositas und Depression gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern. In Deutschland sind rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig sowie ein Viertel der Erwachsenen adipös,1 während mehr als neun Millionen Menschen an einer Depression leiden.2
Die beiden Störungen können durch einen Teufelskreis aus maladaptiven physiologischen Anpassungen miteinander verbunden sein. Aktuelle Daten weisen darauf hin, dass Männer und Frauen mit Adipositas ein um 55 % erhöhtes Risiko haben, an Depressionen zu erkranken, während diejenigen mit Depressionen ein um 58 % höheres Risiko für Adipositas haben.3
Wichtige Einflussfaktoren umfassen genetische Veranlagungen, hormonelle Dysregulationen wie eine Überaktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA), und psychosoziale Belastungen durch Stigmatisierung.
Eine entscheidende Rolle spielen auch Lebensstilfaktoren: Stress und emotionale Belastungen fördern emotionales Essen, häufig in Form von stark verarbeiteten und kalorienreichen Lebensmitteln. Gleichzeitig mindert Übergewicht das Selbstwertgefühl, was depressive Symptome verstärken kann.
Die Behandlung von Adipositas und Depression sollte integrativ erfolgen, da beide Erkrankungen sich gegenseitig beeinflussen. Ein interdisziplinärer Ansatz, der Ernährungstherapie, Bewegungsprogramme und psychologische Betreuung kombiniert, ist am erfolgversprechendsten.
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung bildet eine Grundlage für die Therapie beider Krankheitsbilder. Besonders bei emotionalem Essen oder Binge-Eating-Störungen kann eine gezielte Ernährungstherapie sinnvoll sein. Bewegung verbessert neben der Gewichtsreduktion das Körpergefühl und mindert depressive Symptome.
Verhaltenstherapie spielt eine Schlüsselrolle, um schädliche Muster wie emotionales Essen oder Bewegungsmangel zu durchbrechen. Die Behandlung von Begleiterkrankungen, wie einer Binge-Eating-Störung, kann besonders bei Patientinnen und Patienten mit starkem Übergewicht und Depression notwendig sein. Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die während einer Gewichtsreduktion gleichzeitig eine psychotherapeutische Behandlung erhalten, bessere Erfolge erzielen.
Antidepressiva, die oft bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, können eine Gewichtszunahme fördern. Daher sind individuell angepasste Therapiepläne sinnvoll.
Referenzen: