Eine Osteoporose wird meist nur bei wenigen betroffenen Patient*innen diagnostiziert, noch weniger erhalten eine adäquate Therapie.1 Dies birgt hohe Risiken: Wird beispielsweise nach einer osteoporotischen Fraktur keine spezifische Behandlung eingeleitet, ist es viel wahrscheinlicher, dass es erneut zu einem Knochenbruch kommt. Insbesondere im ersten Jahr ist das sogenannte imminente Risiko für Folgefrakturen sehr hoch.2 So kann es passieren, dass sich Patient*innen schon bald mit einer neuen Fraktur im Krankenhaus vorstellen. Ein Problem: Nach der operativen Versorgung einer typischen Indexfraktur, wie z. B. einer Wirbelkörper- oder proximalen Hüftfraktur, werden nur wenige Patient*innen an osteologisch geschulte Spezialist*innen im ambulanten Sektor überwiesen, die sich mit der Grunderkrankung gut auskennen und eine spezifische Therapie der manifesten Osteoporose einleiten, um das Risiko für weitere Knochenbrüche zu reduzieren.
Hier können Behandlungs-Netzwerke helfen, die nach dem Vorbild des britischen „Fracture Liaison Service“ (FLS) aufgebaut sind. Ziel solcher Netzwerke ist es, die Post-Fraktur-Versorgung zu optimieren und eine evtl. bestehende Osteoporose zu behandeln. Das wesentliche Kennzeichen solcher Konzepte zur koordinierten Osteoporose-Versorgung ist, dass den Patient*innen ein klarer Pfad aufgezeigt wird, dem sie folgen – ausgehend von der Behandlung einer ersten, vermutlich Osteoporose-bedingten Fraktur im Krankenhaus hin zur Anschlussbehandlung im niedergelassenen Bereich.3,4
Die genaue Ausgestaltung des Versorgungskonzepts kann dabei variieren, es gibt kein allgemeingültiges Schema. Mögliche Bausteine für den grundlegenden Aufbau sind:4
Das Versorgungskonzept kann ausgebaut werden, indem das Netzwerk erweitert wird und einen festen Rahmen bekommt (z. B. über Qualitätszirkel, Vereine) und ein strukturiertes Screening (z. B. Anamnese, osteologisches Basislabor, Knochendichtemessung) eingeführt wird. Darüber hinaus kann ein*e geschulte*r Fallkoordinator*in zentrale Aufgaben in der Steuerung des Behandlungspfads übernehmen, sollte dies möglich sein. Die Datenübermittlung in Form einer „Pendelmappe“ oder einer App kann den sektorenübergreifenden Informationsfluss verbessern. Und nicht zuletzt kann eine Datenerhebung und -analyse hilfreich sein, um den Nutzen des Programms zu belegen und die Versorgung weiter zu verbessern.4
Studiendaten zeigen mittlerweile eindrücklich, dass das Konzept der koordinierten Versorgung funktioniert und Patient*innen davon profitieren:
Doch wie kann der Netzwerk-Start gelingen? Welche Punkte gibt es zu beachten? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten? Wer macht was?
Das Projekt STRUKTUR BEI FRAKTUR zeigt zahlreiche Wege auf, wie Osteoporose-Netzwerke konkret ausgestaltet werden können – und welche Rollen der stationäre und der ambulante Sektor mit Haus- und Fachärzt*innen jeweils einnehmen. Auf der Projekt-Website finden Sie Tipps und Tricks zum Aufbau eines Netzwerks sowie Best-Practice-Beispiele von bereits in Deutschland bestehenden Strukturen.
Sind Sie neugierig geworden? Dann machen Sie heute den ersten Schritt in Richtung koordinierter Behandlungspfade für Ihre Fraktur-Patient*innen – und informieren und vernetzen Sie sich!
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Referenzen
DE-DA-2400630