Vielen Menschen wird geraten, ihren Cholesterinspiegel zu senken, um die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern. Laut einer aktuellen Studie sieht dies bei Patienten mit Nierenkrebs ganz anders aus: ein höherer Cholesterinwert führe hier zu einer höheren Lebenserwartung.
„Einen höheren Cholesterinspiegel zu halten, wäre hier wünschenswert. Niedriges Cholesterin ist für diese Patienten ein schlechtes Zeichen“, sagt Tobias Klatte von der Medizinischen Universität Wien. Der Tumor in den Nieren frisst nämlich das Cholesterin auf, ernährt sich damit und wächst immer weiter. Dadurch lässt sich der niedrige Wert erklären. Klatte: „Ziel ist es somit, diese Versorgung dauerhaft zu unterbinden. Damit könnten wir den Tumor aushungern.“ In dieser retrospektiven Studie wurde damit erstmals nachgewiesen, dass Cholesterin als Biomarker bei Nierenkrebs fungieren kann. „Und dabei handelt es sich erfreulicherweise um einen bekannten Routinemarker“, so Klatte. „Von den älteren Menschen kennt ja praktisch jeder heutzutage seinen Cholesterinwert.“ Grundsätzlich bedeutet diese Entdeckung aber nicht, dass man künftig den Cholesterinwert künstlich anheben sollte. Es geht vielmehr darum, Wege zu finden, den Tumor vom Cholesterin und damit von den Blutfetten auszuhungern und ihn damit möglicherweise zu stoppen. Gleichzeitig könnten die betroffenen Patienten künftig mit neuen, unterstützenden Therapiemaßnahmen behandelt werden, um dem Cholesterinverlust entgegenzuwirken. Untersucht wurden in der Studie die Daten von 876 Patienten mit einem Nierenzellkarzinom vor Beginn der Behandlung. Die Forscher beobachteten diese Gruppe über 52 Monate. Das niedrigere Cholesterin war verbunden mit fortgeschrittenen Tumorstadien und einer stärkeren Ausbreitung der Krebserkrankung. Patienten mit höherem Cholesterin hatten ein um 43 Prozent niedrigeres Risiko, an Nierenkrebs zu sterben als Patienten mit niedrigen Werten. Originalpublikation: Preoperative serum cholesterol is an independent prognostic factor for patients with renal cell carcinoma Tobias Klatte et al.; BJU International; doi: 10.1111/bju.12767; 2014