Seit gestern ist es offiziell – Donald Trump wird der 47. Präsident der USA. Warum auf Ärzte, Patienten und medizinische Forscher jetzt harte Zeiten zukommen, lest ihr hier.
Die Wähler haben entschieden: Donald Trump wird 47. Präsident der USA. Darüber mag in Deutschland kaum Freude aufkommen. Sorgen bereiten vor allem die transatlantische Zusammenarbeit, die NATO-Strategie und nicht zuletzt die Unterstützung der Ukraine. Ein wichtiges Thema verdient aber ebenfalls Beachtung, nämlich die Gesundheitspolitik. Was hat Trump nun vor?
In seiner Amtszeit als 45. Präsident der Vereinigten Staaten hat Trump gezeigt, was er von der evidenzbasierten Medizin hält – nämlich nichts. Unvergessen sind seine Äußerungen, Impfungen könnten zu Autismus führen. Scheinbar hat er eine alte, vom Journal längst widerrufene Fallserie zu MMR-Impfung und Autismus-Risiken mit nur 12 Probanden ausgegraben. Doch für Trump war das Argument genug, um Millionen US-Bürger in die Irre zu führen.
Der Präsident räumte Tom Price, einen bekannten Gegner von Obamas Gesundheitsreform, weitreichende Freiräume ein. Price’ erklärtes Ziel war, mit einer Art „Trumpcare“ das Bundesgesetz zur gesundheitlichen Versorgung auszuhöhlen. Die Reform hätte 24 Millionen Amerikanern – besonders älteren Menschen – den Zugang zur Gesundheitsversorgung erschwert, scheiterte letztendlich jedoch an innerparteilichen Uneinigkeiten.
Ab Anfang 2020 haben Berater den Präsidenten mehrfach auf die Gefahr einer Pandemie hingewiesen; er blieb jedoch nahezu untätig. Trump sagte hingegen, das Coronavirus sei „aus dem Nichts gekommen“ und habe „die Welt überrumpelt“. Bereits zuvor war ein Expertengremium, das Amerika auf Pandemien vorbereiten sollte, von ihm aufgelöst worden.
Anthony Fauci, quasi der „Drosten Amerikas“, wurde während COVID-19 von Trump mehrfach für seine deutlichen Worte kritisiert – und avancierte in den USA zum „Staatsfeind Nummer eins“. Dafür empfahl der Präsident Forschern, zu untersuchen, ob sich Desinfektionsmittel – wohlgemerkt innerlich – vielleicht als Therapie eigne.
Eines Besseren hat sich Trump aber keineswegs besonnen. Er werde „die besten Köpfe“ mit der Verbesserung der Kindergesundheit beauftragen, sagte der künftige Präsident. Im Blick hat Trump dabei den Impfgegner Robert F. Kennedy Junior. Jener verbreitet abstruse Verschwörungstheorien – von der Ausrottung der Mittelschicht über Impfstoffe gegen COVID-19 als Autismus-Risiko bis hin zu Antidepressiva als Grund für Schulmassaker. Keine Frage, Kennedy passt damit hervorragend in Trumps Team.
Wie schon zu Zeiten seiner 45. Präsidentschaft plant Trump erneut, Barack Obamas Affordable Care Act abzuschaffen; er bewertet die „Obama Care“ als zu teuer, hat aber seinerseits noch keine alternativen Konzepte vorgelegt.
Vermutlich wird eine Trump-Administration Medicare-Advantage-Programme für deutlich mehr Amerikaner öffnen. Solche Programme werden von privaten Versicherungsunternehmen angeboten, aber durch Medicare, das öffentliche Krankenversicherungssystem für ältere Amerikaner und für einige Menschen mit Behinderung, finanziert. Davon würden Unternehmen wie Humana (USA), die UnitedHealth Group oder CVS Health profitieren: „Trotz Versprechen, dass Medicare-Advantage-Pläne Dienstleistungen im Gesundheitsbereich erschwinglicher machen, deutet einiges darauf hin, dass diese Pläne nicht weniger kosten als die herkömmliche Medicare-Abdeckung“, heißt es in einem JAMA-Editorial.
Immerhin überrascht ein Versprechen des Republikaners. Er hat angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs IVF-Behandlungen staatlich zu finanzieren, Versicherungen zu zwingen, die Kosten zu übernehmen oder Ausgaben steuerlich besser absetzbar zu machen. Sich selbst bezeichnete er im Wahlkampf als „Vater der Befruchtung“. Trumps Äußerungen seien „eindeutig ein Versuch gewesen, Wählerinnen anzusprechen“, sagte die Meinungsforscherin Tresa Undem. Warten wir es ab.
Das nächste heiße Eisen sind Schwangerschaftsabbrüche. Donald Trumps Position hat sich im Laufe der Zeit verändert. Während seiner Präsidentschaft von 2017 bis 2021 ernannte er drei konservative Richter zum Obersten Gerichtshof, die maßgeblich zur Aufhebung des landesweiten Rechts auf Abtreibung beigetragen haben.
In jüngerer Zeit hat er jedoch betont, dass die Entscheidung über Abtreibungsregelungen den einzelnen Bundesstaaten zu übertragen sei. Er sprach sich gegen ein nationales Abtreibungsverbot aus – wohl aus taktischen Überlegungen im Wahlkampf.
Im Jahr 2018 kündigte Trump die Einführung eines Internationalen Preisindex (IPI) an, um die US-Arzneimittelpreise an das Niveau anderer Industrienationen anzupassen – ohne durchschlagenden Effekt: Analysen zeigen, dass Amerikaner für Medikamente weiterhin zwei- bis dreimal mehr zahlen müssen als Patienten aus anderen Industrieländern. Es bleibt abzuwarten, ob und wie Trump in einer möglichen zukünftigen Amtszeit die Arzneimittelpreise beeinflussen wird.
Mein Fazit: Donald Trump plant, die US-Gesundheitspolitik durch Deregulierung und Privatisierung zu verändern. Er will privaten Versicherungen mehr Spielraum geben, was zu höheren Kosten für ältere und kranke Menschen führen kann. Versicherer haben auch die Möglichkeit, höhere Prämien bei Personen mit Vorerkrankungen anzusetzen. Diese Maßnahmen könnten den Zugang zur Gesundheitsversorgung für viele Amerikaner erschweren.
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