Die Ersteinschätzung eines Allgemeinmediziners in Notaufnahmen führt zu kürzeren Wartezeiten und weniger stationären Aufnahmen. Das berichten britische Forscher in einer aktuellen Studie. Ihre Erkenntnisse lassen sich auch auf das deutsche System übertragen.
Deutschlands Notaufnahmen sind häufig überfüllt. Nur jeder zweite bis dritte Patient benötigt tatsächlich stationäre Therapien. Alle anderen werden zum niedergelassenen Arzt oder gleich nach Hause geschickt. Oft leiden sie an Bagatellerkrankungen wie grippalen Infekten oder Übelkeit ohne weitere Grunderkrankung. Deshalb hat der Gesetzgeber vor wenigen Monaten eine neue Abklärungspauschale eingeführt. Diese Leistung wird tagsüber mit 4,74 Euro und nachts mit 8,42 Euro als Abklärungspauschale honoriert. Das entspricht einer ärztlichen Diagnosestellung innerhalb von etwa zwei Minuten. Der Arzt entscheidet vor Ort, ob es sich aus medizinischer Sicht tatsächlich um einen Notfall handelt.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat Laurie Smith von der University of Liverpool untersucht, ob eine Einteilung der Notfälle mittels Manchester-Triage-System (MTS) die Notfallambulanzen entlasten kann. Bei dem Manchester-Triage-System geht es um die Priorisierung der Patienten und die maximal tolerierbare Wartezeit in einer Notfallambulanz. Dazu hat Smith die Daten eines lokalen Krankenhauses analysiert. In der pädiatrischen Notaufnahme war jeden Tag von 14 bis 22 Uhr ein Allgemeinmediziner vor Ort, der die Patienten kurz in Augenschein nahm. Die Kohorte bestand aus 28.655 Kindern. Deren Eltern stellten sie zwischen dem 1. Oktober 2014 und dem 31. März 2015 in der Notaufnahme vor.
Unter der Triage wurden Kinder der „grünen“ und „blauen“ Gruppe nicht in der Notfallambulanz, sondern von einer externen Praxis betreut.
Smith fand zwischen beiden Gruppen mehrere Unterschiede:
Die Studie zeigt, dass Fachärzte, in diesem Fall Allgemeinmediziner, Kliniken durchaus entlasten können. Das Konzept ist mit Portalpraxen, wie sie teilweise schon in Deutschland zu finden sind, vergleichbar. Gesundheitsökonomische Fragen hat Smith jedoch nicht untersucht.