Diabetes, Schwangerschaft, Erkältungsmedis – für Neurologika gibt es eine Reihe von Kontraindikationen. Eine ausführliche Patienten-Aufklärung ist deshalb wichtig. Worauf ihr achten müsst.
Das Thema Kontraindikationen bei gängigen Neurologika ist im Apothekenalltag äußerst relevant, da die komplexe Natur neuropharmakologischer Wirkstoffe oft mit spezifischen Risiken und Wechselwirkungen verbunden ist, deren Tragweite den Patienten ohne Aufklärung durch medizinisches oder pharmazeutisches Personal in der Regel nicht bewusst ist. Häufig fehlt es hier leider an umfassender Aufklärung seitens der Fachkräfte – oder die Patienten verstehen sie bei einmaligem kurzem Ansprechen schlicht nicht. Für Ärzte und Pharmazeuten ist es daher essenziell, nicht nur die Kontraindikationen zu kennen, sondern diese den Patienten auch klar und für den Laien verständlich zu vermitteln.
Viele Patienten wissen nicht, dass sie ihre Ärzte explizit über Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Lebererkrankungen oder Herzrhythmusstörungen informieren müssen, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren. Studien belegen, dass zwischen 10 % und 67 % der Patienten mindestens einen Fehler in ihrer Medikamentenhistorie aufweisen – beispielsweise durch lückenhafte Erfassung oder Missverständnisse zwischen Arzt und Patient. Dies betrifft häufig Auslassungen von Medikamenten, Dosierungsfehler oder die unvollständige Dokumentation von rezeptfreien Arzneimitteln und früheren Nebenwirkungen. Bei der Berücksichtigung von Allergien und früheren Nebenwirkungen steigt die Fehlerquote sogar auf bis zu 95 %. Diese Versäumnisse können schwerwiegende Konsequenzen haben.
Häufige Kontraindikationen bei gängigen Neuro-Medikamenten sind:
In den Apotheken sollte daher also sinnvollerweise neben der Frage, welche Medikamente noch eingenommen werden, auch die Frage nach weiteren Erkrankungen gestellt werden.
Bei Antipsychotika wie beispielsweise Clozapin oder Risperidon sind folgende Kontraindikationen relevant:
Kontraindikationen bei der Anwendung von Benzodiazepinen sind:
Besonders der Mischkonsum von Benzodiazepinen und Alkohol oder anderen sedierenden Substanzen wird von den Patienten oft unterschätzt und kann fatale Folgen haben. Hier ist die Apotheke oft gefragt, denn bei der Beratung zu Erkältungspräparaten oder Schlafstörungen gibt es diverse Schwierigkeiten, auf die geachtet werden muss, wenn ein Patient Benzodiazepine einnimmt.
Zurück zu den Kontraindikationen: Bei der Einnahme von Antikonvulsiva (z. B. Lamotrigin) muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden, denn Valproinsäure ist stark teratogen und sollte bei Frauen im gebärfähigen Alter nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und nach eingehender Beratung eingesetzt werden. Eine genaue Aufklärung über Verhütungsmaßnahmen ist hier entscheidend. Valproinsäure und andere Antikonvulsiva werden hauptsächlich in der Leber abgebaut, weshalb bei Leberfunktionsstörungen das Risiko schwerer Nebenwirkungen besteht.
Ein besonders kritischer Bereich, der oft unterschätzt wird, ist – wie bereits für die Benzodiazepine mit OTC-Medikamenten erwähnt – der Mischkonsum von Neuro-Medikamenten mit anderen Arzneimitteln oder Substanzen. Ich möchte an dieser Stelle einige Beispiele anführen:
Die Aufklärung über Kontraindikationen und Wechselwirkungen kann besonders dann unzureichend sein, wenn Zeitdruck vorherrscht, wie eine aktuelle Studie beweist. Unter Zeitdruck sind etwa 69 % der Ärzte nicht in der Lage dazu, alle Aspekte der Patientenaufklärung (z. B. über Wechselwirkungen und Kontraindikationen) abzudecken. 31 % der befragten Ärzte gaben an, dass es während Patientenkonsultationen häufig vorkommt, wichtige Informationen nicht anzusprechen, was auf organisatorischen Druck und Zeitmangel zurückzuführen ist
In der Praxis und der Apotheke werden Kontraindikationen und Wechselwirkungen vor allem aus Zeitgründen oft nicht systematisch mit Patienten besprochen, was das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen erhöht. Dieses Manko abzuschaffen, scheint in Zeiten des Personalmangels und der Überbürokratisierung jedoch so gut wie unmöglich zu sein.
Bildquelle: Franco Antonio Giovanella, unsplash