„Das C-reaktive Protein ist erhöht, ich habe ein Antibiotikum angesetzt“ – dieser Satz gehört in den Kliniken und Praxen zum Alltag. Doch die Hinweise häufen sich, dass das nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich ist.
Das C-reaktive Protein (CRP) wird von Ärzten fast immer bestimmt, meist auch seriell, um eine Sicherheit in der Behandlung von Infektionserkrankungen zu erhalten. Aber ist diese Sicherheit wirklich gegeben?
In einer kürzlich veröffentlichten Publikation in der Zeitschrift Clinical Microbiology and Infection fordert ein Team von Infektiologen das Ende der routinemäßigen Bestimmung von CRP und auch der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Die BSG wird bei uns mittlerweile nicht mehr routinemäßig bestimmt. Die Kollegen bezeichnen diese beiden Entzündungsparameter – nicht Infektionsparameter – als Zombie-Test. „Ein Test, der unermüdlich auf der Suche nach unschuldigen klinischen Gehirnen ist, angetrieben von der einfachen Anordnung und der Angst vor diagnostischer Unsicherheit.“
Die Kollegen haben zehn veröffentlichte systematische Übersichten und Meta-Analysen zur diagnostischen Genauigkeit von BSG und CRP der letzten fünf Jahre bei Infektionen analysiert. Die Ergebnisse im Überblick:
Zusammenfassend zeigen die zahlreichen veröffentlichten Studien der letzten fünf Jahre, dass BSG und CRP bei der Diagnostik von infektiösen Erkrankungen nur eine begrenzte Genauigkeit aufweisen. Dies bestätigte die Ergebnisse von älteren Metaanalysen.
Laut den Autoren leiden BSG und CRP nicht nur unter einer schlechten diagnostischen Genauigkeit, sondern auch unter mehreren weiteren wesentlichen Einschränkungen ihrer klinischen Nützlichkeit bei der Behandlung von Infektionen.
Die Bestimmung von Laborparametern ist nur dann hilfreich, wenn sie die klinische Entscheidungsfindung signifikant beeinflussen kann. Bei Patienten mit klaren Anzeichen einer Infektion, wie Fieber, erhöhten Leukozytenzahlen und anderen auffälligen Symptomen, bleibt jedoch unklar, welchen Nutzen die CRP-Bestimmung hat. Wie entscheidet ein Kliniker, wenn das CRP-Ergebnis im Widerspruch zu den klinischen Befunden steht? Darüber hinaus können persistierend positive Werte zu unnötiger Diagnostik, verlängerten Antibiotikatherapien oder längeren Krankenhausaufenthalten führen.
Doch warum wird das CRP weiterhin routinemäßig bestimmt? Es ist einfach zu messen, flächendeckend verfügbar und vermittelt Ärzten ein Gefühl von Handlungsspielraum und Sicherheit. Dennoch sollte man sich fragen, ob die Bestimmung des CRP nicht auch potenziell schädlich sein kann. Für den einzelnen Patienten kann der Test sowohl Nutzen als auch Schaden bringen, jedoch darf der kollektive Schaden in Form zusätzlicher Kosten, Zeitaufwand des Laborpersonals und unangemessener Antibiotika-Nutzung nicht außer Acht gelassen werden.
Zusammenfassend sollte die klinische Untersuchung die Ärzte dazu anregen, sorgfältig zu prüfen, ob die Bestimmung von CRP oder BSG bei einem bestimmten Patienten sinnvoll ist. Diese Publikation plädiert für den Einsatz des richtigen Tests bei dem richtigen Patienten, um die geeignete Maßnahme zu ergreifen und um der routinemäßigen Bestimmung von CRP und BSG ein Ende zu setzen.
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