Eine Studie zeigt nun, dass die immunologische Prägung am Metastasenrand des Darmkrebses in der Leber als prognostischer Marker für das klinische Ergebnis verwendet werden kann. Das könnte dazu beitragen, dass künftig eine verbesserte Prognose des Krankheitsverlaufs möglich wird.
Das kolorektale Karzinom mit Lebermetastasen (CRCLM) stellt, trotz jüngster Verbesserungen im Bereich der systemischen Behandlung, nach wie vor eine therapeutische Herausforderung dar. „Noch immer sind die Erkenntnisse bezüglich der biologischen Mechanismen, die die Krankheitsentwicklung beeinflussen könnten, begrenzt. Hervorzuheben ist dabei, dass keines der derzeit bekannten klinisch-pathologischen Parameter als Marker mit starkem prognostischem Potenzial verwendet werden kann. Die Identifizierung neuer Biomarker könnte zur Verbesserung im Bereich der patientenorientierten medizinischen Versorgung beitragen,“ so Mechtcheriakova. Die Wissenschaftler stellten sich daher die Frage, ob die patientenspezifische immunologische Prägung im Bereich der Metastase einen prognostischen Effekt haben und somit zur Risikoeinschätzung von CRCLM-Patienten herangezogen werden könnte. Dazu wurde eine innovative, automatisierte, Mikroskopie-basierte Technologie eingesetzt, um die computergesteuerte Quantifizierung von Immunzellenpopulationen durchzuführen. Dabei konnten zuvor einzelne Regionen innerhalb des komplexen Gewebes definiert werden, in welchen dann die einzelnen mit dem jeweiligen zelltypspezifischen Marker gefärbten Immunzellen direkt im Gewebeverband erkannt wurden. Um einen möglichen Zusammenhang mit der Überlebensprognose aufzudecken, wurde das Ausmaß der positiven Zellen als Variable für die darauffolgende statistische Analyse herangezogen.
Die aktuelle Arbeit zeigt zum ersten Mal die Ansammlung von B-Lymphozyten am Metastasenrand sowie, dass Keimzentrum-ähnliche Follikel bei CRCLM-Patienten am Metastasenrand in Erscheinung treten. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass entscheidende Prozesse der B-Zell-Antwort auf potenzielle Tumorantigene, wie die Affinitätsreifung und Klassenwechsel der gebildeten Antikörper, unter der lokalen Aktivität von AID direkt an der Leber-Metastasen Schnittstelle stattfinden. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie zeigt, dass CRCLM-Patienten, die eine hohe Zahl an B-Lymphozyten und/oder ektopische Follikel ausweisen, ein niedriges Rückfallrisiko haben, wo hingegen bei Patienten mit geringer Zahl oder dem kompletten Fehlen von B-Lymphozyten und/oder ektopischen Follikel ein hohes Rückfallrisiko vorliegt. Somit identifiziert die Studie B-Lymphozyten und/oder ektopische Follikel als neue Biomarker in Bezug auf das Rückfallrisiko. „Entscheidend dabei ist, dass diese neuen Biomarker bezüglich ihres prognostischen Potenzials allen soweit bekannten klinischen Parametern überlegen sind“, so die Forscher.
Zusätzlich zur Aufdeckung der patientenspezifischen, immunologischen Prägung am Metastasenrand als neuer prognostischer Biomarker, deuten die Ergebnisse auf eine Antitumorwirkung der dort stattfindenden B-Lymphozyten-gesteuerten Mechanismen hin und zeigen somit neue Wege zur Entwicklung neuartiger Behandlungsstrategien für CRCLM-Patienten auf. Der in der Studie präsentierte Algorithmus zur Patientenstratifizierung soll somit neue Anhaltspunkte zur Etablierung weiterer, patientenorientierter Selektionskriterien für Anschlussheilbehandlungen liefern und eine verbesserte Stratifizierung der Patienten im Rahmen von klinischen Studien zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien ermöglichen. Originalpublikation: B Cells and Ectopic Follicular Structures: Novel Players in Anti-Tumor Programming with Prognostic Power for Patients with Metastatic Colorectal Cancer Anastasia Meshcheryakova et al.; PLoS One, doi:10.1371/journal.pone.0099008; 2014