Protonenpumpenhemmer sollten nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Ärzte verschreiben sie im Zuge der Behandlung von Helicobacter pylori jedoch oftmals länger als nötig. Eine Studie deutet nun darauf hin, dass Patienten dadurch häufiger an Magenkrebs erkranken.
Laut Zahlen des Robert Koch-Instituts erkranken jährlich etwa 15.000 Menschen an Magenkrebs – nur etwa halb so viele wie vor vierzig Jahren. Das liegt nicht nur am Rückgang krebserregender Konservierungsmethoden wie Pökeln oder Räuchern. Vielmehr kann der Keim Helicobacter pylori als wichtiger Auslöser heute gut behandelt werden.
Zur Eradikation hat sich die Triple-Therapie mit Amoxicillin, Clarithromycin und einem Protonenpumpenhemmer (PPI) bewährt. Alternativ werden Metronidazol und Clarithromycin zusammen mit PPI verordnet. Immer öfter kommt auch die Quadrupel-Therapie zum Einsatz: Sie arbeitet mit Clarithromycin, Amoxicillin, Metronidazol und PPI. Früher kamen statt PPI auch H2-Rezeptorantagonisten zum Einsatz. Dieses Therapieregime ist zeitlich befristet und sollte nach mehreren Wochen zum Erfolg führen. Trotzdem entscheiden sich viele Ärzte im Anschluss daran, Säureblocker weiter zu verordnen.
PPI sind speziell nach der Helicobacter-pylori-Eradikation mit einem erhöhten Magenkrebsrisiko assoziiert, berichtet Wai Keung Leung vom Queen Mary Hospital in Hong Kong. Das Team wertete Daten von 63.397 Patienten aus, die mit einer Dreifachtherapie behandelt worden waren. Als Säureblocker kamen neben PPI auch H2-Rezeptorantagonisten zum Einsatz. Die Nachbeobachtungsdauer betrug im Schnitt 7,5 Jahre. Während dieser Zeit nahmen 3.271 Studienteilnehmer fast drei Jahre lang PPI ein, und weitere 21.729 verwendeten H2-Blocker.
Insgesamt erkrankten 153 Personen an Magenkrebs. Keiner von ihnen wurde positiv auf Helicobacter pylori getestet. Eine chronische Gastritis war aber häufig zu finden. Die Einnahme von PPI war mit einer Verdoppelung des Risikos an Magenkrebs zu erkranken, assoziiert (Faktor 2,44). Als Vergleich zogen die Autoren Personen heran, die H2-Blocker einnahmen. Weitere Risikofaktoren hatten sie bei ihrer statistischen Analyse zuvor berücksichtigt. Alle Unterschiede waren statistisch signifikant. Zwar kann Wai Keung Leung mit der Studie nur Assoziationen, aber keine Kausalitäten belegen. Als weiteren Beleg führt der Forscher jedoch Dosis-Wirkungs-Beziehungen an: Eine häufigere Anwendung von PPI war mit einem höheren Risiko verbunden, wobei der tägliche Gebrauch mit einem mehr als vervierfachten Risiko (4,55) verbunden war, verglichen mit der wöchentlichen Anwendung. Je länger Patienten PPI schluckten, desto größer war das Risiko an Magenkrebs zu erkranken. Nach mehr als einem Jahr stieg der Wert auf das Fünffache, nach mehr als zwei Jahren auf das Sechsfache und nach mehr als drei Jahren sogar auf das Achtfache an. Das absolute Risiko war jedoch gering. Leung zufolge führen PPI zu 4,29 weiteren Erkrankungen pro 10.000 Personenjahren.
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten rät, PPI nicht ohne eindeutige, gesicherte Diagnose langfristig zu verwenden. Dafür sprechen mehrere Argumente. PPI werden mit Frakturen, Veränderungen der Darmflora und gastrointestinalen Infektionen in Verbindung gebracht.