Möglicher Ursprung des Salmonellen-Ausbruchs gefunden, scharfe Kritik an Vorschlag zu einheitlicher Terminvergabe und Anstieg von Masern-Fällen. Das und mehr gibt’s hier im Schnelldurchlauf.
Der demografische Wandel ist in vollem Gange und macht auch vor der Ärzteschaft nicht Halt. Jährlich klafft die Schere zwischen Ruheständlern und praktizierenden Ärzten weiter auseinander. Wie man es den verbleibenden Haus- und Fachärzten einfacher machen könnte, hat der GKV-Spitzenverband nun veröffentlicht.
Zentraler Punkt des Positionspapiers der Kassenvertreter ist dabei die Schaffung einer deutschlandweit einheitlichen Terminvergabestruktur. So müsse die bestehende individuelle Terminvergabe der Arztpraxen zu einer „bundesweit einheitlichen digitalen Terminvergabe weiterentwickelt werden. Dies hat zugleich den Vorteil, dass die Terminvergabe nicht mehr an Öffnungszeiten der Praxen gebunden ist. [...] Grundlage und Voraussetzung hierfür ist ein verbindliches bundeseinheitliches und tagesaktuelles Verzeichnis zu Sprechzeiten, ärztlichen Schwerpunkten und Weiterbildungen. Einsatzfähig wäre so ein Verzeichnis, wenn alle Vertragsärztinnen und Vertragsärzte als Basis der digitalen Terminvereinbarung anteilig freie Termine dorthin melden würden.“
Die Ärzteschaft reagierte vehement auf den Vorschlag zum Eingriff in die ärztliche Freiberuflichkeit. So fordert der SpiFa ein Ende des „aggressiven Hinterzimmer-Lobbyings“. „Weder Krankenkassen noch andere sonstige Institutionen haben zu entscheiden, wem Ärztinnen und Ärzte wann einen Termin geben und wen Ärztinnen und Ärzte wann behandeln. Diese Entscheidungen sind an das ärztliche freie Berufsbild geknüpfte, ureigene Aufgaben der Ärztinnen und Ärzte, die sich ihrem ärztlichen Beruf, der ärztlichen Ethik und ihren Patientinnen und Patienten verpflichtet fühlen,“ erklärt Dr. Helmut Weinhart, zweiter stellvertretender Vorsitzender des SpiFa und ergänzt: „Ärztinnen und Ärzte sind keine Beamten der Krankenkassen und wir empfehlen dem GKV-Spitzenverband, sich schnell wieder seinen eigenen Aufgaben zuzuwenden.“ Unterstützung kommt postwendend von den Niedergelassenen: „Das macht aus dem Vertragsarzt einen Staatsmediziner. [...] Der Virchowbund lehnt Eingriffe in die berufliche Freiheit als Arzt und in die Eigentumsverhältnisse von Praxisinhabern kategorisch ab“, erklärt Dr. Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes und lehnt den Vorschlag auch inhaltlich ab: „Technische Verbesserungen bei der Art der Terminvergabe sind nice to have, lösen aber nicht die grundsätzlichen Probleme.“
Bei Salmonellen erstmal an kontaminierte Eier denken? Falsch gedacht, denn Salmonella Umbilo hat sich ein anderes Opfer gesucht. Die seltene Unterform wird nun in Rucola-Proben aus Italien gefunden und scheint verantwortlich zu sein für den derzeitigen Ausbruch des Bakteriums in Deutschland, Österreich und Dänemark.
Die ersten Erkrankungsfälle sind Ende Juli dem RKI gemeldet worden und seitdem stark angestiegen. Mittlerweile liegt die Zahl der Erkrankten in Deutschland bei 98 (Stand: 24.9.). In den letzten sieben Jahren dagegen waren es nur ein bis sechs Fälle jährlich.
Die Dunkelziffer könnte höher sein, denn die Symptomatik drängt nicht jeden Erkrankten zum Arztbesuch und zum Erregernachweis. Erkrankte erleiden eine typische Lebensmittelinfektion mit den klassischen Symptomen wie Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Schwere Verläufe können bei vulnerablen Gruppen auftreten. Mit einem weiteren Anstieg der Erkrankungsfälle sei zu rechnen.
In Deutschland haben sich bisher mehr Menschen mit Masern infiziert als in den vergangenen Jahren. Bis letzte Woche Donnerstag wurden dem RKI rund 550 Fälle gemeldet. Im Jahr 2023 waren es hingegen insgesamt 79 Fälle, im Jahr 2022 nur 15. Allerdings gab es auch Jahre mit deutlich mehr Infektionen, wie etwa 2015 mit insgesamt 2.470 gemeldeten Fällen.
Die Mehrheit der infizierten Personen war ungeimpft. Warum es gerade jetzt wieder zu vermehrten Fällen kommt, ist unklar. Leif Erik Sander, Leiter der Infektiologie der Charité spekuliert, dass möglicherweise nach wie vor die Kontaktbeschränkungen während der Coronapandemie und die damit einhergehende reduzierte Immunität eine Rolle spielt. Andererseits könnte eine zu späte oder unvollständige Impfung ausschlaggebend sein. Sander: „Es reicht schon, wenn ein paar weniger Leute sich impfen lassen, damit es zu Ausbrüchen kommt.“ Die STIKO empfiehlt für alle Kinder zwei Impfdosen: Die erste im Alter von 11–14 Monaten, die zweite im Alter von 15–23 Monaten.
Make Pharma great again. So oder ähnlich könnte das Motto des nun auch vom Bundesrat abgesegneten Medizinforschungsgesetz (MFG) gelautet haben. Einige der Maßnahmen stehen nun jedoch in der Kritik, mehr Bürokratie zu schaffen als Erleichterung zu bieten. Besonders kritisiert wurde die Regelung, dass Krankenhäuser künftig vierteljährlich detaillierte Daten zur ärztlichen Personaleinteilung in die Leistungsgruppen liefern müssen, was enormen bürokratischen Aufwand erfordern würde. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) argumentierte, dass diese Vorschrift Personalressourcen binde, die dringend in der Patientenversorgung benötigt würden, und dass sie eher in das ausstehende Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) gehöre.
Weitere Kritik muss sich Lauterbach angesichts der geplanten Einführung einer neuen Spezialisierten Ethikkommission für besondere Verfahren (SEKbV) anhören. Trotz vorhandener Expertise erschaffe man hier unnötige Doppelstrukturen und zusätzliche Bürokratie. Auch die Einführung vertraulicher Erstattungspreise findet nicht nur Freunde. Danach sollen Hersteller bis zum 30. Juni 2028 die Möglichkeit erhalten, die mit dem GKV-Spitzenverband ausgehandelten Erstattungspreise für ein Arzneimittel geheim zu halten. Positiv bewertet werden insbesondere die vereinfachte und beschleunigte Genehmigung klinischer Prüfungen, Straffung von Prüffristen im Bereich des Strahlenschutzes, optimierte Zulassungsverfahren für Arzneimittel sowie weitreichendere Herstellungserlaubnisse für neuartige Therapien und patientenindividuelle Arzneimittel zur antibakteriellen Therapie.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney