Mit weißer Hose lachend über den Strand laufen – so beginnt gefühlt jede Werbung für Periodenprodukte. Aber Blutflecken sind während der Menstruation für viele Frauen ein Problem. Kann ein Stoff aus Algen Abhilfe schaffen?
Lachend, schwimmend oder in weißen Hosen durch die Stadt flanierend – so sieht laut der Werbung von Periodenprodukt-Herstellern eine Frau während ihrer Menstruation aus. Doch nur die wenigsten Frauen würden sich während ihrer Periode tatsächlich für die leichte, weiße Sommerhose entscheiden. Denn egal wie super saugstark manche Tampons sind, zu welcher Südseeinsel uns die XXL-Flügel der Binden tragen würden, oder wie gut die Menstruationstasse sitzt – Vorsicht während der Periode ist besser als Nachsicht – das wissen Frauen meist aus eigener Erfahrung. Denn auch wenn die Menstruation kein Tabuthema ist, so wollen wir sie trotzdem nicht auf unserer Kleidung zur Schau tragen. Doch genau das kann schnell passieren, wenn eine Binde verrutscht, ein Tampon zu spät gewechselt wird oder beim Entleeren der Menstruationstasse nicht aufgepasst wird. Darum greifen manche Frauen an Tagen mit stärkerer Blutung oder Frauen mit Hypermenorrhoe (etwa 10 % der Frauen) häufig sogar zu doppeltem Schutz und kombinieren mehrere Produkte (z.B. Tampon und Binde oder Tasse und Periodenunterwäsche) miteinander, denn das hält länger und auch Flecken lassen sich eher vermeiden.
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Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA hat sich mit der Versorgung von Perioden auseinandergesetzt und verschiedene Schwierigkeiten von Menstruierenden erkannt. Frauen haben nicht immer freien, unbegrenzten Zugang zu sanitären Einrichtungen, ein Periodenprodukt muss daher für mehrere Stunden Schutz vor Auslaufen bieten. Doch auch wenn vorhanden, können Toiletten nicht davor schützen, dass beim Wechsel von Produkten nichts daneben geht, oder aber verrutscht.
Daher haben die Wissenschaftler die Versorgung jetzt aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachtet: Was nicht flüssig ist, kann auch nicht auslaufen.
Die Idee der US-Forscher ist so simpel wie neu: Wird das Blut nicht nur von einem Gewebe absorbiert oder durch einen Kunststoff „gestaut“, sondern wird es fest, so gibt es kein Auslaufen oder Verkleckern mehr. Ergo: Das Blut muss nur irgendwie verfestigt werden – aber wie?
Dazu haben die Wissenschaftler ein Biopolymer entwickelt, dass Blut zum Koagulieren bringt und zu einem Gel abbindet. Um ein geeignetes Polymer herzustellen, untersuchten sie zunächst verschiedene Polysaccharide, die die Viskosität von Blut erhöhen könnten. Alginat, dass in der Pharmazie und der Wundversorgung bereits mehrfach Anwendung findet, stellte sich dabei als besonders effektiv heraus. In der Form von Natriumalginat, konnte es sogar mit dem Goldstandard in Sachen Absorption, Polyacryl, mithalten. In Verbindung mit Glycerin ist das Alginat nicht nur besonders aufnahmefähig, sondern absorbiert Flüssigkeiten besonders schnell. Im Einsatz mit Blut ist das Gemisch ebenso saugfähig wie ein handelsüblicher Tampon.
Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied zu handelsüblichen Produkten: das Natriumalginat-Glycerin Gemisch geliert das Blut für mehrere Stunden. Tampons, Binden oder andere Gewebe-Verbunde absorbieren zwar das Blut, es kann jedoch etwa bei Druck (wie etwa beim Hinsetzten beim Tragen einer Binde) wieder austreten und verlaufen.
In gelierter Form bleibt das Blut zunächst wo es ist und es kommt nicht zum Auslaufen oder Tropfen. Dass das auch einen Unterschied in der Handhabung macht, konnten die Wissenschaftler ebenfalls in einem ersten kleinen Versuch zeigen (n = 5). Dazu wurden die Frauen gebeten drei verschiedene Menstruationstassen aus synthetischen Vaginas zu entfernen (zwei Kontrollen und eine mit dem Biopolymer). Bei jeder Kontroll-Tasse kam es zum Verschütten von Blut, während es bei der Tasse in Kombination mit Alginat nahezu vollständig vermieden werden konnte.
Insbesondere Frauen die unter einer starken Periode leiden, dürfte diese Nachricht wohl erfreuen, denn der Einsatz des Biopolymers aus der Braunalge würde den Markt der Perioden-Versorgung auf den Kopf stellen und einen größeren Schutz vor Auslaufen bieten.
Durch die Zugabe von niedrig dosiertem Trimethyl Chitosan (TMC) wollen die Wissenschaftler ihr Polymer außerdem noch sicherer machen. Durch seine antimikrobielle Wirkung soll TMC Staphylococcus aureus – dem Verursacher des Toxic Shock Syndroms – einen Riegel vorschieben. Doch wie genau das Biopolymer der US-Forscher in Zukunft in Periodenprodukten eingesetzt werden wird, bleibt zunächst noch abzuwarten.
Bildquelle: Susan Wilkinson, unsplash