Medikamente gegen Schizophrenie können mit schweren Nebenwirkungen einhergehen. Könnte eine Ernährungsumstellung Patienten genauso gut helfen wie Antipsychotika? Die Keto-Diät zeigt vielversprechende Ergebnisse.
Schizophrenie und bipolare Störungen zählen zu den schwerwiegendsten Krankheitsbildern in der Psychiatrie und enden nicht selten in wiederholten stationären Aufenthalten. Obgleich mit dem Ziel einer nachhaltigen Symptomreduktion heute eine Vielzahl antipsychotischer Wirkstoffe verfügbar ist, stellt die dauerhafte Therapietreue für die meist jungen Patienten aufgrund ungünstiger Nebenwirkungsprofile immer noch eine große Herausforderung dar.
Ganz im Sinne einer ganzheitlichen Medizin rücken daher neben der klassischen Psychotherapie immer mehr nicht-pharmakologische Behandlungsansätze in den Vordergrund und werden zunehmend mit Hilfe von Pilotstudien getestet. So wollte auch eine Arbeitsgruppe um Erstautor Shebani Sethi nach echten Alternativen zu Haloperidol und Co. fahnden und hat die Ergebnisse ihrer Studie über die Wirksamkeit einer Ernährungsintervention mit ketogener Diät auf den Stoffwechsel und die psychiatrische Gesundheit von Betroffenen einer bipolaren Störung oder einer Schizophrenie untersucht.
Den Hintergrund dieses Studienvorhabens bildet sicher mitunter die wachsende Popularität der Ernährungsmedizin, bei der heute bereits viele akute und chronische Erkrankungen mittels einer antientzündlichen Ernährung kontrolliert und manchmal sogar geheilt werden können. Und da Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen nicht selten auch unter körperlichen Symptomen einschließlich metabolischen Störungen und an einem ungesunden Lebensstil leiden, könnte eine besondere Ernährungsform an dieser Stelle Abhilfe schaffen.
Die ketogene Ernährung, bei der vor allem fettreiche und proteinhaltige Nahrungsmittel auf dem Speiseplan stehen, konnte bislang in einigen Studien positive Effekte auf die Stoffwechselsituation entfalten und führte bei Betroffenen von Adipositas, Diabetes und Epilepsie zu einer besseren Symptomkontrolle bzw. einer gesünderen Stoffwechsellage.
Die Untersuchung von Sethi und Kollegium orientierte sich ebenfalls an den Richtlinien einer ketogenen Diät und schloss in ihre viermonatige und einarmige Pilot-Studie Menschen mit den o.g. einschlägigen psychiatrischen Diagnosen, Übergewicht und mit mindestens einer Stoffwechselstörung – wie beispielsweise Insulinresistenz oder Hypertriglyceridämie – mit ein. Sie erhielten dann entsprechende ketogene Rezepte und Anweisungen zu einer nachhaltigen Ernährungsumstellung und nahmen im Studienverlauf an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen teil. Klinische Endpunkte konzentrierten sich nicht nur auf metabolische Laborparameter, darunter den HbA1c, sondern verwendeten auch verschiedene Messinstrumente zur Selbstbeurteilung, darunter die Depressionsskala des Fragebogens zur Patientengesundheit oder ein Assessment zur Einschätzung der Lebensqualität.
Obgleich die finale Kohorte lediglich 21 Patienten umfasste, zeigten die Studienergebnisse eine eindeutige Tendenz. So konnte die mehrmonatige ketogene Ernährung die Stoffwechselgesundheit der Teilnehmer deutlich verbessern. Im Anschluss an die vier Monate erfüllte kein Patient mehr die Kriterien für das metabolische Syndrom. Darüber hinaus konnte das Forschungsteam positive Effekte auf die psychische Gesundheit, das Ausmaß der Symptome, die Schlafqualität und die Lebenszufriedenheit belegen.
Dass eine langfristige Ernährungsumstellung natürlich keinesfalls einfach ist, zeigt ein aktueller Blick in Bevölkerungsstatistiken mit Fokus auf den steigenden Body-Mass-Index. Dennoch könnten Menschen mit bipolaren Störungen oder Schizophrenie durch eine Ernährungstherapie ihre gesundheitliche Situation deutlich verbessern und im besten Fall Medikamente mit Nebenwirkungspotential reduzieren. Da es mit einer Beschränkung auf Fett und Eiweiß natürlich nicht getan ist, empfiehlt sich hierbei selbstverständlich die professionelle Begleitung der Ernährungstherapie durch Fachpersonal mit ernährungsmedizinischer Ausbildung.
Quelle:
Sethi et al. Ketogenic Diet Intervention on Metabolic and Psychiatric Health in Bipolar and Schizophrenia: A Pilot Trial. Psychiatry Res, 2024. doi: 10.1016/j.psychres.2024.115866.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney