90-Stunden Wochen, cholerische Chefärzte, pöbelnde Patienten – Ärzte sind vielen Stressoren ausgesetzt. Kein Wunder, dass viele psychische Beschwerden entwickeln. Aber warum wird ihnen nicht geholfen?
Ein Text von Dr. Josefine Lampl
Viele von uns haben am eigenen Leib erfahren, dass das klinische Arbeitsumfeld mitunter sehr herausfordernd sein kann: die hohe Arbeitslast (zahlreiche, teils herausfordernde Patienten sollen mit eingeschränkten Ressourcen bestmöglich behandelt werden), dazu kommen lange Arbeitszeiten, die eigene Unsicherheit, eine suboptimale Fehlerkultur in vielen Teams und Kliniken … Die Liste der möglichen Belastungen ist lang.
In diesem Zusammenhang sollten die teils hohen Prävalenzen von psychischen Beschwerden wie depressiven Symptomen (29 %), Angst (24 %) oder PTBS (4–16 %) unter ärztlichem Personal eigentlich niemanden wundern. Jedoch fällt es Betroffenen teils schwer, die Situation anzuerkennen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier kommt das Stigma ins Spiel. So stimmten in einer Studie 40 % der befragten Mediziner in den USA einer Aussage zu, wonach viele Kollegen Ärzte mit Depression oder Angststörung in der Vorgeschichte für weniger kompetent hielten. Vor diesem Hintergrund setzen sich die Autoren des Beitrags im Clinical Medicine Journal mit der Stigmatisierung psychisch erkrankter Ärztinnen und Ärzte auseinander und benennen mögliche Verbesserungsansätze.
Um die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen im medizinischen Bereich zu reduzieren, kann an mehreren Punkten angesetzt werden. Die Autoren des Beitrags empfehlen unter anderem Folgendes:
Und nun? Auch in Deutschland findet Stigmatisierung psychisch erkrankter Ärzte auf unterschiedlichen Ebenen statt, aber dies muss nicht so bleiben. Eine offene Thematisierung ist hoffentlich ein Schritt auf diesem Weg.
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