Für Patienten, die übermäßig schwitzen, kommen zahlreiche Therapieoptionen infrage. Welche es gibt, und wie erfolgversprechend sie sind, erfahrt ihr hier.
Übermäßiges Schwitzen, auch als Hyperhidrose bezeichnet, tritt auf, wenn der Körper mehr Schweiß produziert, als für die Temperaturregulation erforderlich ist. Etwa 3 % der Bevölkerung sind insgesamt von Hyperhidrose betroffen, wobei 51 % dieser Fälle auf eine fokale axilläre Hyperhidrose entfallen. Es kommen vielfältige Ursachen infrage. Die primäre fokale Hyperhidrose Art betrifft bestimmte Körperbereiche, wie die Achselhöhlen, Hände, Füße oder das Gesicht – ohne eine zugrunde liegende medizinische Ursache.
Einige Medikamente, wie Antidepressiva oder Schmerzmittel, können als Nebenwirkung übermäßiges Schwitzen verursachen, ebenso Krankheiten wie die Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes oder Infektionen. Hormonelle Veränderungen wie sie in der Pubertät, Menopause oder Schwangerschaft auftreten, können ebenfalls zu vermehrtem Schwitzen führen. Patienten können aus einer Vielzahl an Methoden wählen, um ihr übermäßiges Schwitzen in den Griff zu bekommen.
Antitranspirantien, die oft Aluminiumsalze enthalten, können die Schweißdrüsen blockieren und so die Schweißproduktion reduzieren. Die stärksten, verschreibungspflichtigen Antitranspirantien sind bei schwerer Hyperhidrose indiziert. Aluminiumsalze hemmen zwar effizient die Schweißabsonderung, sind allerdings in Verruf geraten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in seiner aktuellen Bewertung von Aluminiumsalzen in Antitranspirantien jedoch erst einmal Entwarnung gegeben und erklärt, dass die Substanzen bei sachgemäßem Gebrauch nicht als gesundheitlich bedenklich gelten. Das BfR betont, dass es bisher keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass ein klarer Zusammenhang zwischen der Anwendung von Antitranspirantien, die Aluminiumsalze enthalten, und gesundheitlichen Risiken wie Brustkrebs oder Alzheimer-Krankheit besteht.
Wenn Tabletten zum Einnehmen gegen das Schwitzen gewünscht sind, kann bei nur leichten Beschwerden eine pflanzliche Lösung einen Versuch wert sein. Salbei (Salvia officinalis) wird seit Jahrhunderten traditionell zur Behandlung von starkem Schwitzen verwendet. Salbeitabletten berufen sich auf diese Tradition und sind als pflanzliche Arzneimittel zur Linderung von vermehrter Schweißabsonderung registriert. Die Indikation findet sich entsprechend auch in der HMPC-Monografie von Salvia officinalis L., folium. Der Effekt kommt vermutlich dadurch zustande, dass Gerbstoffe aus dem Salbei adstringierend wirken. Das Risiko für Nebenwirkungen ist gering.
Die Leitungswasser-Iontophorese ist eine bewährte, elektrotherapeutische Methode, um idiopathische Hyperhidrose an Handflächen, Fußsohlen oder Achselhöhlen zu behandeln. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich sammeln sich Protonen in den Schweißdrüsenkanälen an und führen dort zu Veränderungen, die die Schweißabsonderung unterbinden. Studien etwa mit Patienten mit palmarer Hyperhidrose bestätigen, dass durch die Behandlung eine Besserung eintreten kann. Die Prozedur ist allerdings sehr zeitaufwändig und es werden in der Anfangszeit mehrere Sitzungen pro Woche benötigt.
Wenn Patienten sehr stark schwitzen oder verschiedene Körperbereiche zu viel Schweiß absondern, kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein. Oral einzunehmende Anticholinergika wie Methantheliniumbromid und Bornaprinhydrochlorid hemmen den Neurotransmitter Acetylcholin, der im sympathischen Nervensystem die Schweißdrüsen aktiviert. Zu den Nebenwirkungen zählen Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Sehstörungen, Mundtrockenheit, Herzrasen und psychische Effekte wie Verwirrtheit. Es kann auch ein Gewöhnungseffekt eintreten, der die Wirkung des Medikaments verringert. Die reduzierte Schweißproduktion kann zudem das Risiko einer Überhitzung erhöhen, da der kühlende Effekt des Schweißes entfällt. Seit 2022 gibt es die topische Formulierung Axhidrox®. Dieses Präparat enthält Glycopyrroniumbromid und wirkt lokal in den Achseln.
Einige Medikamente, die primär für andere medizinische Zwecke zugelassen sind, können in besonders schweren Fällen und wenn andere Methoden wie Deos, Cremes oder Iontophorese nicht ausreichen, versuchsweise verschrieben werden. Beispiele sind der Betablocker Propranolol, bestimmte Antidepressiva (Amitriptylin und Paroxetin), das Antiepileptikum Gabapentin, der Kalziumantagonist Diltiazem und der Alphablocker Phentolamin. Vor der Verschreibung sollte der Arzt jedoch andere mögliche Ursachen für das vermehrte Schwitzen abklären, da die Behandlung einer Grunderkrankung in der Regel effektiver ist.
Während Tabletten in der Regel täglich geschluckt werden müssen, haben Patienten mit anderen Lösungen länger Ruhe. Injektionen von Botulinumtoxin können die Nerven blockieren, die die Schweißdrüsen aktivieren, und so die Schweißproduktion monatelang reduzieren. Bei starkem Achselschweiß können die Kosten möglicherweise auch von den Krankenkassen übernommen werden; ansonsten gilt die Behandlung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und kostet meist zwischen 350 und 1.000 Euro. Studien zeigen, dass Botox das Schwitzen über mehrere Monate hinweg effektiv reduzieren kann und den meisten Betroffenen eine deutliche Verbesserung bringt. Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Übelkeit sind möglich. Laut dem IGeL-Monitor sehen Experten den Nutzen und die Risiken der Botox-Behandlung als weitgehend ausgewogen an.
Laserbehandlungen zielen darauf ab, die Schweißdrüsen gezielt zu zerstören. Die Ergebnisse aus Studien zu der Methode sind gemischt.
In schweren Fällen und wenn andere konventionelle Therapien versagen, kann eine Operation indiziert sein. Bei der Sympathektomie werden einzelne Ganglien des Sympathikus, die die Schweißdrüsen steuern, unterbrochen. Eine Langzeitkomplikation ist die kompensatorische Hyperhidrose, die je nach Studie bei bis zu 98 % der Patienten auftritt. Alternativ können die Schweißdrüsen abgetragen werden. Hier sind die Erfolgsaussichten in der Regel gut, Wundheilungsstörungen und Narbenbildung sind als mögliche Folgen zu bedenken.
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