Hohe Dunkelziffer bei Behandlungsfehlern, Fasten könnte Zellproliferation im Darm erhöhen und Deutschland spendet Mpox-Impfdosen. Diese und weitere News lest ihr hier im Schnelldurchlauf.
Im Jahr 2023 erstellte der Medizinische Dienst bundesweit 12.438 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern. In 25 % der Fälle wurde ein Fehler festgestellt, der in 20 % der Fälle den Schaden verursacht hatte. Besonders schwerwiegend waren 151 sogenannte Never Events, die durch Präventionsmaßnahmen hätten verhindert werden können. Weiterhin sind 75 Todesfälle als direkte Folge der Behandlungsfehler nachgewiesen. Dr. Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des Medizinischen Dienstes Bund, betont die Notwendigkeit einer Meldepflicht, um solche Ereignisse zu verhindern. Trotz der hohen Zahl an Gutachten wird nur ein Bruchteil des tatsächlichen Fehlverhaltens erfasst, da die Dunkelziffer weitaus höher liegt.
Auf den Meldepflicht-Zug sprang auch die CDU auf, in Form ihres gesundheitspolitischen Sprechers Tino Sorge, der ein anonymes Melderegister für besonders schwere Behandlungsfehler forderte. „Auf diese Weise wären die betroffenen Ärzte vor Stigmatisierung geschützt, zugleich könnte für die Zukunft aus Fehlern gelernt werden.“ Von Seiten der Deutschen Stiftung Patientenschutz wird indes vor allem die mangelnde Fehlerkultur in Praxen und Pflegeheimen kritisiert.
Schon in zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass kalorienarme Diäten und intermittierendes Fasten einige gesundheitliche Vorteile mit sich bringen – wie die Verzögerung altersbedingter Krankheiten und die Verlängerung der Lebensdauer. Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben nun herausgefunden, dass Fasten die regenerativen Fähigkeiten von Darmstammzellen verbessert, was bei der Heilung von Verletzungen oder Entzündungen des Darms hilft. Eine neue Studie an Mäusen identifizierte einen spezifischen Weg, der diese Regeneration aktiviert, wenn die Mäuse nach dem Fasten wieder Nahrung aufnehmen. Allerdings hat das Ganze auch eine Kehrseite: Wenn während dieser Regenerationsphase krebsartige Mutationen auftreten, steigt das Risiko für frühe Darmtumore.
Die Studie zeigt, dass die Regeneration der Stammzellen während des Fastens unterdrückt, aber während der Phase der ersten Nahrungsaufnahme stark aktiviert wird. Diese verstärkte Zellproliferation wird durch den mTOR-Signalweg angetrieben, der für Zellwachstum und -stoffwechsel verantwortlich ist. Während dieser intensiven Regeneration sind die Stammzellen jedoch anfälliger für die Entwicklung von Krebs. Die Forscher betonen, dass diese Ergebnisse bisher nur bei Mäusen beobachtet wurden und weitere Untersuchungen nötig sind, um festzustellen, ob diese Effekte auch beim Menschen auftreten.
Im Kampf gegen den aktuellen Mpox-Ausbruch in Afrika hat Deutschland seine Hilfe angekündigt. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit bekannt gab, sollen 100.000 Dosen des Pocken-Impfstoffes gespendet werden. Diese sollen aus den Beständen der Bundeswehr kommen. Zudem werde Deutschland gemeinsam mit anderen europäischen Partnern den Aufbau von lokalen Impfstoffproduktionen in Afrika unterstützen.
Insgesamt wurden bisher 380.000 Impfdosen von europäischen Staaten und den USA versprochen, wie der Vorsitzende des Africa CDC, Dr. Jean Kaseya, mitteilte. Das seien weniger als 15 % der benötigten Menge, um den Ausbruch in der am schlimmsten betroffenen Demokratischen Republik Kongo (DRK) unter Kontrolle zu bringen. „Wir müssen [beim Impfen] strategisch sein, denn wir haben nicht genug Impfstoff – nicht mal genug für die Risikogruppen“, erklärte Prof. Placide Mbala-Kingebeni, Leiter der Abteilung Epidemiologie und globale Gesundheit an der Universität Kinshasa, DRK, in einer Pressekonferenz des Science Media Center Deutschlands. Die Strukturen, die es für eine gute Antwort auf den Ausbruch in der DRK benötigt – wie eine lokale Impfstoffproduktion – gebe es aktuell einfach nicht, sagte er weiter. „Wir haben die bisherigen Ausbrüche vernachlässigt und das hat zu diesem neuen Ausbruch geführt.“
Am Montag hatte die WHO zudem einen 6-monatigen Aktionsplan in Höhe von 135 Millionen Dollar angekündigt, um gegen den Mpox-Ausbruch vorzugehen. Dadurch soll die Diagnostik, Forschung und Prävention vor Ort ausgebaut werden. Die Finanzierung des Plans ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.
Hypercholesterinämie und die Verordnung von Statinen an Kindern – das waren die Aufregerthemen des Gesunde-Herz-Gesetzes (wir berichteten). In einer Pressekonferenz stellte Bundesgesundheitsminister Lauterbach heute die Anpassungen nach dem Beschluss im Bundeskabinett vor. Während das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zuvor eine eigene Verordnung plante, könnte dies nun der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) übernehmen, der gerade so noch zeitlich mit seiner Empfehlung fertig wurde.
Zudem soll wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leitlinien bei der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen mehr Bedeutung beigemessen werden. Das Gesetz sieht weiterhin Präventionsmaßnahmen wie Check-Ups und erweiterte Therapien vor. Konkret soll es für alle Seiten eine Win-win-Situation werden – so führe das Gesetz dank der besseren Prävention zu weniger Herzinfarkten, Schlaganfällen und in der Folge auch zu weniger Demenzfällen, die häufig als Langzeitfolge von Vorhofflimmern auftreten. Auch werden die Maßnahmen keine Kosten verursachen, sondern dank Umschichtungen aktueller Angebote in Kürze die Gesamtkosten senken.
„Herzkrankheiten werden viel zu sehr unterschätzt und verharmlost. Es besteht ein völlig falsches Bild in der Gesellschaft“, so Lauterbach. „Eine Herzschwäche ist keine Kleinigkeit, ,die man eben hat im Alter’, auch wenn viele das so sehen.“ Im Vergleich zu Krebs habe man beispielsweise eine wesentlich schlechtere 5-Jahres-Prognose. Unterstützung erhielt der Minister von Prof. Stephan Baldus, Klinikdirektor Herzzentrum der Uniklinik Köln: „Die Gesellschaft braucht einen anderen Blick auf Fettstoffwechselerkrankungen. Es bedarf einer ganz anderen Aufmerksamkeit.“ Jährlich könnten so 5.000 bis 10.000 Kinder mit angeborener Hypercholesterinämie identifiziert werden – und durch Kaskadenuntersuchungen in den Familien zig weitere Fälle von Herzinfarkten vorgebeugt werden. Die konkrete Ausgestaltung und wissenschaftliche Fundierung der Maßnahmen sollen im parlamentarischen Verfahren weiter diskutiert werden.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney